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Bissingen: Steht das Nahwärmenetz in Bissingen auf der Kippe?

Bissingen

Steht das Nahwärmenetz in Bissingen auf der Kippe?

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    Schwaben Regenerativ möchte mit der Abwassertemperatur der Kläranlage eine Wärmepumpe antreiben.
    Schwaben Regenerativ möchte mit der Abwassertemperatur der Kläranlage eine Wärmepumpe antreiben. Foto: Horst von Weitershausen

    Die Planungen für ein Nahwärmenetz in Bissingen laufen schon länger. Die Firma Schwaben Regenerativ will dort ein Netz aufbauen und die Haushalte mit der Abwärme der Kläranlage heizen. Den Anfang sollten die zwei Ortsteile Kesselostheim und Unterbissingen machen. Das Interesse der Bürger ist groß und auch die Gemeinde erhofft sich Vorteile von dem Projekt. Doch bei einer Infoveranstaltung Ende März zeigt sich, dass es Unstimmigkeiten gibt. "Unglücklich gelaufen" ist die ganze Sache laut Bürgermeister Stephan Herreiner. Wie geht es mit dem Projekt weiter? 

    Mit Abwärme, die ohnehin schon da ist, die Ortschaft heizen und gleichzeitig dafür sorgen, dass die Kessel sich nicht ganz so sehr erwärmt: Das war die Idee hinter dem Nahwärmenetz in Bissingen. Es gab bereits in den Ortsteilen eine Interessensabfrage. Und das Interesse ist hoch. Lieferverträge wurden bislang noch nicht unterzeichnet. Bei einer Infoveranstaltung mit dem möglichen Betreiber Schwaben Regenerativ kam es zu "Unstimmigkeiten in wesentlichen Punkten", heißt es im Amtsblatt. Wie Bürgermeister Herreiner im Nachgang erklärt, seien offene Fragen geblieben, vor allem in Bezug auf die Preise, die die Bürgerinnen und Bürger für die Kilowattstunde Wärme denn letztlich zahlen müssen. "Das Projekt wurde drei Mal in der Öffentlichkeit vorgestellt, drei Mal waren dann die Arbeitspreise anders", sagt Herreiner. Anfangs habe der Anbieter von 9,5 Cent pro kWh gesprochen, dann von elf und bei der letzten Veranstaltung von zwölf Cent. Zudem sei nicht ersichtlich gewesen, ob es sich um Brutto- oder Nettopreise handele. "Es ist ärgerlich, wenn man plötzlich mit anderen Zahlen ins Rennen geht." 

    Nahwärmenetz Bissingen: Wann muss man die Förderung beantragen?

    Weitere offene Fragen habe es beim Thema Förderungen gegeben. Die Bürger hätten wissen wollen, wann man die Förderung beantragen müsse: vor oder nach der Vertragsunterzeichnung mit dem Energieanbieter. Auch darauf hätten die Vertreter von Schwaben Regenerativ keine "schlüssigen Antworten" liefern können. Deshalb haben sich Gemeinde und Anbieter auf eine weitere Infoveranstaltung geeinigt. 

    Bei Schwaben Regenerativ, das ein Tochterunternehmen von Energie Schwaben ist, heißt es, dass man in der Präsentation eine Beispielrechnung gezeigt habe, die den aktuellen Börsenstrompreis beinhalte. Der Preis sei in den vergangenen Monaten kontinuierlich gestiegen, den Preisdeckel der Bundesregierung habe man jedoch nicht eingerechnet, weil der nur bis Ende März 2024 gültig ist. In der Präsentation habe man in der Summe Bruttopreise genannt, den Grund- und Arbeitspreis jedoch netto angegeben. Christine Paul-Eger, Pressesprecherin des Unternehmens, sagt: "Das werden wir in Zukunft vereinheitlichen und nur noch eine Variante in der Präsentation verwenden." Wie sich die Energiepreise künftig entwickeln – darüber könne man jedoch zum jetzigen Zeitpunkt keine seriöse Prognose abgeben. 

    Das sagt Schwaben Regenerativ zur Nahwärme in Bissingen

    Aus Sicht von Schwaben Regenerativ besteht für die Kundinnen und Kunden dennoch ein Preisvorteil, weil die Anschlusskosten ans Netz verhältnismäßig niedrig seien. "Unsere Wärmeanschlusskosten-Pauschale beinhaltet die Leitungsverlegung bis zur Innenseite Außenwand inklusive Übergabestation mit Anschluss. Damit ist gewährleistet, dass das Nahwärmesystem in allen Komponenten aufeinander abgestimmt ist und der Wärmekunde sich die kompletten Anschlusskosten fördern lassen kann", so Paul-Eger. "Die Investition dafür ist im Vergleich zu den Kosten für zum Beispiel Ölheizungsanlagen gering. Im Gegensatz zu herkömmlichen Heizanlagen läuft die Übergabestation weitgehend wartungsfrei."

    Doch wie steht es um den Zeitpunkt der Förderanträge? "Das Förderprogramm der Bundesregierung ist noch ganz neu. Wir können daher zum jetzigen Zeitpunkt keine belastbaren Aussagen treffen, wann der Antrag auf Förderung am besten gestellt werden sollte und was er beinhalten muss." Sobald die Förderstelle dazu weitere Angaben gemacht habe, würden diese Informationen an Interessentinnen und Interessenten weitergegeben.

    Es soll eine weitere Infoveranstaltung geben

    Es bleiben also noch ein paar Unklarheiten. Laut Paul-Eger geht es in Bissingen jedoch weiter: "Die Energie-Schwaben-Gruppe hat nicht vor, sich aus dem Projekt zurückzuziehen", betont Paul-Eger. Um offene Fragen zu klären, wird es deshalb eine weitere Infoveranstaltung geben. Am 4. Mai soll diese um 19.30 Uhr in Unterbissingen stattfinden. 

    Laut Bürgermeister Herreiner ist Schwaben Regenerativ nicht der einzige Anbieter, den die Gemeinde in Betracht gezogen hat. Auch die Buttenwiesener Firma GP Joule hatte ein Konzept für die Wärmeversorgung in Bissingen. GP Joule setzt in der Regel auf die Stromproduktion über PV-Anlagen und eine daran gekoppelte Wärmepumpe. Das Konzept von Energie Schwaben hat die Gemeinde jedoch mehr überzeugt, weil sie sich damit erhofft, die Kessel weniger aufzuheizen. Ungeachtet des Anbieters hofft man im Rathaus aber auch aus einem anderen Grund darauf, dass bald Nahwärme nach Bissingen kommt. Denn die Kanäle und Leitungen sind in vielen Straßen marode und müssen für viel Geld saniert werden. Wenn die Straße ohnehin aufgerissen wird, könnte man die Gelegenheit also nutzen. 

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