Zum zweiten Mal fand in Bissingen eine Gedenkveranstaltung an die Opfer des Nationalsozialismus statt. Der 20. Juli 1944, der Tag des gescheiterten Hitler-Attentatsversuchs durch die Widerstandsgruppe um Claus Schenk Graf von Stauffenberg, jährte sich am vergangenen Samstag zum 80. Mal. Dies nahm der Krieger- und Soldatenverein Bissingen mit der Reservistenkameradschaft zum Anlass, der Widerstandskämpfer und deren Mut im Kampf gegen Diktatur und Willkür zu gedenken.
In der Pfarrkirche St. Peter und Paul hießen der Vorsitzende des KSV Bissingen, Anton Schiele, und Bundestagsabgeordneter Ulrich Lange (CSU) neben den fünf Fahnenabordnungen und Besuchern auch eine große Zahl von Ehrengästen willkommen, darunter Landrat Markus Müller, den Landtagsabgeordneten Manuel Knoll, Bürgermeister Stephan Herreiner, Bezirksrat Ulrich Reiner und weitere Repräsentanten aus Politik und den Krieger- und Soldatenvereinen.
Ulrich Lange verband das Gedenken an die Opfer der Kriege, wie es an diesem besonderen Tag hier in Bissingen stattfinde, mit dem Hinweis auf den grundsätzlichen Wert des Friedens und der von den Vereinen gepflegten Kameradschaft sowie den Werten der Heimat und der Traditionen. Angesichts der derzeitigen Weltlage, aber auch der innenpolitischen Fragestellungen und Auseinandersetzungen müsse das Datum des 20. Juli 1944 wieder viel stärker ins Bewusstsein der Menschen gerückt werden. Der Umsturzversuch gegen Hitler sei, wenn auch gescheitert, dennoch eine wichtige Etappe der deutschen Freiheitsgeschichte.
Gäste aus Bundes-, Landes- und Lokalpolitik vor Ort
Die familiäre Verbindung der Familie von Stauffenberg ins Schwäbische und auch ins Kesseltal verleihe dem Gedenken an den 20. Juli vor 80 Jahren gerade in Bissingen eine besondere Note, waren sich Ulrich Lange und Christian Schmidt, der nicht nur Bundeslandwirtschaftsminister, sondern unter anderem auch Staatssekretär im Verteidigungsministerium war, einig.
Christian Schmidt, von 1990 bis 2021 als Mitglied des Bundestages und Mitglied der Bundesregierung in vielfältigen Funktionen tätig, hat seit August 2021 das Amt des Hohen Repräsentanten für Bosnien und Herzegowina inne und überwacht damit die zivilen Aspekte in einer Region, die über Jahrhunderte als „Pulverfass Europas“ galt und in der Frieden ebenfalls nicht selbstverständlich ist.
Schmidt: Widerstandskämpfer hatten alle ein gemeinsames Ziel
In den Zeiten des Dritten Reiches war das Attentat vom 20. Juli 1944 nicht das erste und einzige. Die Widerstandsaktionen unterschiedlichster Form hatten jedoch, so Schmidt, alle ein gleiches Ziel, nämlich die NS-Gewaltherrschaft nicht einfach hinzunehmen und so der Welt unter höchstem Risiko für sich selbst und für die Familien zu zeigen, dass sie Gewissen und moralische Verantwortung über persönliche Belange stellten.
Heute sei es allen im Staate aufgegeben, dieses Erbe, das sich auch im „75 Jahre jungen“ Grundgesetz widerspiegele, zu pflegen. Das „Nie wieder eine Gewalt- und Unrechtsherrschaft“ müsse immer wieder laut gesagt werden. Was Landtagsabgeordneter Manuel Knoll (CSU) ergänzte, war die Feststellung: „Es gehört aber auch unbedingt zu einer Demokratie, dieses Gedenken gemeinsam und würdig zu begehen!“ Musikalisch umrahmt vom Musikverein Bissingen, mit einer Kranzniederlegung, einem Ehrensalut und dem gemeinsamen Singen der Nationalhymne und der Bayernhymne wurde die Gedenkveranstaltung vor dem Kriegerdenkmal fortgesetzt. Anschließend ging es in einem Festzug hinauf zum Sportgelände des TSV Bissingen, der an diesem Wochenende sein 75-jähriges Vereinsjubiläum feiern konnte.
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