Die Interessengemeinschaft Rotes Gebiet Nördlinger Ries-Bissingen (IG) hatte kürzlich Politiker aus Bund, Land und Region zu einer Info-Veranstaltung an der Kneippanlage im Bissinger Ortsteil Stillnau eingeladen. Es ging um die Ausweisung des „Roten Gebietes“ im Grundwasserkörper Nördlinger Ries-Bissingen, welches als nitratbelastet gilt. Eine Messstelle mit zu hohen Werten für den gesamten Grundwasserkörper mit über 220 Quadratkilometern war hierfür der Auslöser. Deshalb wurde 2021 eine Interessengemeinschaft gegründet, in der etwa 80 Landwirte aus den Landkreisen Donau-Ries und Dillingen Mitglied sind.
Der Einladung nach Stillnau waren laut Pressemitteilung der Interessengemeinschaft nicht nur die Politiker, sondern auch zahlreiche Mitglieder der IG und Bürgermeister Stephan Herreiner aus Bissingen gefolgt. Der erste Punkt, über den sich die Gäste informieren konnten, waren die Nitratmessstellen im Gundwasserkörper G022, Nördlinger Ries-Bissingen. Veranschaulicht wurde die Gebietsausweisung durch eine Übersichtskarte. IG-Vorsitzender Heiko Götz übte Kritik „Es sind laut Verordnung mindestens elf Messstellen für den Grundwasserkörper vorgeschrieben, derzeit gibt es nur eine Messstelle für mehr als 220 Quadratkilometer“. Diese Messstelle liegt im Bissinger Ortsteil Burgmagerbein. Dort würden zwar die Nitratwerte sinken, sie lägen aber immer noch durchschnittlich über 50 mg, sagte Götz.
Interessengemeinschaft Rotes Gebiet Ries-Bissingen informiert
Um eine Gebietsabgrenzung vornehmen zu können, wurden vom Wasserwirtschaftsamt (WWA) vier Zusatzmessstellen aufgenommen. Die Zusatzmessstelle in Stillnau stößt auf Kritik, da aus Sicht der IG Drainageeinflüsse vorhanden sind. Dies „disqualifiziert“ diese Messstelle, erläuterte Ottmar Hurler als stellvertretender Vorsitzender. Bundestagsabgeordneter Ulrich Lange (CSU) hinterfragte die Gebietsabgrenzung, indem er feststellte, dass das ausgewiesene Gebiet ihn an eine „afrikanische Landkarte“ erinnere.
Lobende Worte fanden die Politiker für die Zusammenarbeit der IG mit dem Wasserwirtschaftsamt Donauwörth. Bei der Suche nach weiteren geeigneten Messstellen werde gut kooperiert. Heiko Götz stellte fest, dass weitere Messstellen schon in der Prüfung seien. Diese Messstellen wurden von Seiten der IG vorgeschlagen und vom WWA ins Prüfungsverfahren aufgenommen. In der Regel, so erläuterte Hurler, handele es sich um ehemalige Wasserversorgungen wie beispielsweise in Leiheim oder um Quellaustritte wie das „Brünnele“ in Hochstein oder die „Hungerbrunnenquelle“ in Aufhausen.
Politiker fordern eine verursachergerechte Lösung in Ries-Bissingen
Ein IG-Mitglied stellte die Frage, warum nicht die ehemalige Wasserversorgung von Oppertshofen einbezogen wird. Dort sei der Nitratwert bei 0,2 mg und offenbar zu gut, kritisierte er. Nächstes Jahr werden die Gebietskulissen fortgeschrieben mahnte Heiko Götz und setzte auf die Unterstützung der anwesenden Politiker. Wolfgang Fackler sicherte den Landwirten seine Unterstützung zu. Für ihn, so Fackler, seien verursachergerechte Lösungen das Ziel. Alles, was diesem Ziel nicht diene, müsse über Bord geworfen werden, erklärte der Abgeordnete. Besonders kritisch sieht Fackler, „dass der Bund einseitig die Schrauben anzieht, sich mit verursachergerechten Lösungen aber unendlich viel Zeit lässt.“ Diese Meinung unterstützte Manuel Knoll, der bei der Landtagswahl im Stimmkreis Augsburg-Land-Dillingen als Direktkandidat antreten wird. Er betonte: „Wer gesetzeskonform wirtschaftet, darf nicht bestraft werden“.
„Das neue Düngegesetz lässt die einzelbetriebliche Betrachtung zu“, erklärte der Dillinger BBV-Kreisobmann Klaus Beyrer. „Die Natur und die unterschiedlichen hydrogeologischen Verhältnisse lassen sich nicht in ein Gesetz pressen, das für ganz Deutschland gilt“, begründet der BBV-Kreisobmann seine Meinung.
Weitere Treffen mit politisch Verantwortlichen geplant
Heiko Götz formulierte die Forderungen der IG an die Politik wie folgt: „Die einzelbetriebliche Betrachtung und Ausnahmen müssen für alle Betriebe und alle Flächen gelten. Pauschale Reduzierungen sind zu streichen. Belastete Messstellen sind nach ihrem Einzugsgebiet zu untersuchen und zu beurteilen und mit gezielten Maßnahmen zu verbessern.“ So könne Landwirtschaft und Grundwasserschutz funktionieren, fasste Götz zusammen. Die IG plant weitere Treffen mit politisch Verantwortlichen. (AZ)