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Bissingen
19.05.2022

Als Pockenimpfungen eine Krankheit auch im Dillinger Land ausrotteten

"In diesem Hause herrscht Blatterkrankheit, wo Jedermann vor dem Eintritt gewarnt wird." Diese Warntafel aus Wiggensbach entstand vermutlich 1833 zur Vorbereitung von Quarantänemaßnahmen, nachdem im benachbarten Altusried die Pocken wieder aufgetreten waren.
Foto: Wolfgang Petz (Symbolbild)

Die beiden Historiker Felicitas Söhner und Gerhard Beck referierten im Rahmen der Rieser Kulturtage in Bissingen. Und blicken auf die Pockenimmpfungen in Dillingen zurück.

Wie eng die kleinräumige Lokalgeschichte mit der überregionalen und oft sogar auch mit der Weltgeschichte verknüpft ist, zeigten die beiden Referenten Felicitas Söhner und Gerhard Beck in ihrem Vortrag über die Einführung der Pockenimpfung in Dillingen und im Fürstentum Oettingen-Wallerstein vor annähernd 220 Jahren auf. Die Stadt an der Donau mit ihrem Umland und das Fürstentum, dessen Besitzungen damals ja auch bis in das Gebiet des heutigen Landkreises Dillingen hineinreichten, hatten in den vergangenen Jahrhunderten immer wieder mit Epidemien und Krankheitswellen zu kämpfen, die sich manchmal auch zu Pandemien auswuchsen.

Durch Viren ausgelöste und übertragene Krankheiten wie die Pest, Cholera, Typhus, Syphilis und eben auch die Pocken wurden als Beispiele genannt. Schon im späten Mittelalter gab es daher, nahezu immer am Rande von Städten oder außerhalb, eigene Bauten für Kranke und Aussätzige, die meist als Stiftungen bedeutender Persönlichkeiten erbaut wurden. Das Dillinger Heilig-Geist-Spital, eine Stiftung des Grafen Hartmann IV. von Dillingen und seines Sohnes, des Bischofs Hartmann von Augsburg, wurde 1257 in einer Schenkungsurkunde erstmals erwähnt.

Wo einst das Leprosenhaus in Dillingen stand

Die Anlage des gleichnamigen Heilig-Geist-Spitals in Nördlingen war noch einige Jahrzehnte früher ebenfalls als eine „Versorgungsstätte für Kranke, Alte und Arme“ begründet worden. Sie stand zunächst unter der Kontrolle einer eigenen Spitalstiftung und ging dann 1254 in die städtische Verwaltung über. In Oettingen war es der Deutsche Orden, der, wie in vielen anderen Städten auch, 1242 ein Spital gründete. Ab den großen Pestwellen des 14. Jahrhunderts und im Zuge großer Kriegsereignisse wie des 30-jährigen Krieges folgte auch in unserer Region der Bau von sogenannten Siechenhäusern außerhalb der Stadtmauerringe, wie etwa in das Siechenhaus in Nördlingen oder das Leprosenhaus in Dillingen, das genau an der Stelle der heutigen „Großen Kreuzung“ der alten B16 stand.

Quarantäne und Isolation, das waren laut Gerhard Beck die dominierenden Maßnahmen, mit denen man versuchte, die Infektionskrankheiten in den Griff zu bekommen. Wie furchtbar die Pocken, weithin auch als „Blattern“ bekannt, landauf, landab wüteten, zeigt sich laut Gerhard Beck immer wieder in der Familienforschung. Er nannte Beispiele wie das eines Vaters aus Wechingen im Ries, der im Winter 1803/04 innerhalb von vier Monaten fünf seiner insgesamt elf Kinder, die aus zwei Ehen stammten, zu Grabe tragen musste. Alle waren den Blattern zum Opfer gefallen, und mit ihnen noch 22 weitere Kinder des damals 450 Einwohner zählenden Dorfes.

Pocken oder Blattern galten oft als "Strafe Gottes"

Die Liste dieser Beispiele ließe sich im Ries wie an der Donau endlos fortsetzen. In Ederheim etwa wurden 1798 mehrere Schülerjahrgänge fast ausgerottet, in Oettingen starben 1799 an den Pocken 44 Kinder. Dabei wurden die Pocken oder Blattern ebenso wie die anderen Infektionskrankheiten bis ins 18. und 19. Jahrhundert hinein nicht selten als „Strafe Gottes“ angesehen, wobei es interessanterweise keine Rolle spielte, ob in katholischen oder in evangelischen Städten und Dörfern, wie beide Referenten auf Nachfrage aus dem Publikum übereinstimmend heraushoben.

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Alleine an den Blattern starben pro Jahr in jener Zeit rund 400.000 Menschen in Europa, und unzählige waren durch fürchterliche Narben lebenslang entstellt. Im 18. Jahrhundert schließlich begannen erste vorsichtige Versuche, die Blatternkrankheit mit Impfungen zu bekämpfen. Der englische Landarzt Dr. Edward Jenner (1749-1823) gilt heute vielen als Erfinder des Impfens. 1796 wagte er ein riskantes Experiment: Er hatte beobachtet, dass eine Magd, die ständig mit Kühen in Kontakt war, gegen die Kuhpocken immun war. Er steckte daher einen Jungen namens James Phipps absichtlich mit den relativ harmlosen Kuhpocken an, um ihn vor den lebensgefährlichen Menschenpocken zu schützen. Das Experiment glückte, der Junge erkrankte nicht an der in den meisten Fällen tödlichen Ansteckung mit den Menschenpocken. So entstand im Prinzip das moderne Impfen.

Zwei Oettinger Pioniere der Pockenimpfung

Aber, so Gerhard Beck, „schon damals gab es Leute, die das Ganze in Misskredit gezogen haben.“ Dazu allerdings zählten etliche manche evangelische Geistliche nicht, die, wie Pfarrer Winkelmann 1798 in Mönchsdeggingen Impfversuche an den eigenen Kindern durchführten. Fürstin Wilhelmine von Oettingen-Wallerstein und der fürstliche Hofrat und Leibmedicus Wolfgang Julius Jan interessierten sich ebenfalls brennend für die Forschungsergebnisse Jenners. Beide dürfen heute als Pioniere der Pockenimpfung in Süddeutschland gelten. Der erste Staat der Welt, in dem das Impfen gegen die Pocken eingeführt wurde, war nur kurze Zeit später Bayern, dessen Herrschaftsgebiet ja 1803 – 1807 neu gestaltet worden war.

Welche Rolle Dillingen bei der Impfpflicht spielte

Auch das Gebiet des damaligen Landgerichts Dillingen zählte dazu. Hier wurde die in München für ganz Bayern erlassene Impfpflicht dann ab 1808 umgesetzt, wie Dr. Felicitas Söhner erläuterte. In der Stadt Dillingen selbst spielte Professor Joseph von Weber dabei die führende Rolle. Die studierte Medizinhistorikerin und Archivarin der Großen Kreisstadt Dillingen verwies ebenso wie Gerhard Beck darauf, dass in der Folge der ersten, eigentlich sehr erfolgreichen Impfkampagnen rasch deutlich wurde, dass „Auffrischungsimpfungen“ nötig waren.

Und dennoch gab es immer wieder auch sogenannte „Impfdurchbrüche“, beispielsweise in Dillingen, als dort nach dem siegreichen deutsch-französischen Krieg von 1870/71 etliche französische Kriegsgefangene ankamen. Die Soldaten brachten Typhus und Blattern mit. Weil einer nicht unerhebliche Zahl der gefangenen Franzosen starb, wurde am südlichen Ufer der Donau das bis heute bekannte „Franzosengrab“ angelegt. Nachdem der Pockenimpfstoff immer weiter optimiert und weltweit verbreitet wurde, gilt die Krankheit seit dem letzten bekannten Todesfall im Jahre 1978 als ausgestorben. Bissingens Zweiter Bürgermeister Helmut Herreiner bedankte sich am Ende einer äußerst konstruktiven Frage- und Diskussionsrunde im Namen des Publikums bei Dr. Felicitas Söhner und Gerhard Beck mit einem Buchgeschenk.

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