Robert Christa war da. Mit Klassik und Jazz präsentierte sich der vielseitige Künstler aus Dillingen an einem herbstlich gefärbten Sonntagabend am wohlklingenden Seiler-Flügel. Er ist nicht nur als Pianist unterwegs, sondern beweist seine unterschiedlichen Fähigkeiten auch als Songwriter, Dichter und Maler. Mit 13 übte er sich bereits an der Gitarre. Und er war bald besser als sein Lehrer, erfährt man aus seiner Vita. Viel brachte er sich selbst bei.
In der Binswanger Synagoge bittet Christa denn auch das Publikum, doch erst am Ende zu applaudieren. Bescheiden tritt er auf und kurz angebunden. Reden ist nicht so seine Sache, beteuert er, indem er das Auditorium um Verständnis bittet. Die große musikalische Liebe des Dillingers ist der Jazz, ein Genre, das, darf man Fachleuten glauben, ein wenig auf dem Rückzug ist. Junge Menschen haben weitgehend andere Interessen. Doch der harte Kern der Jazzliebhaber würde bleiben, heißt es. Robert Christa tut das Seinige dazu, dass diese Musikrichtung überlebt. Und das ist eine ganze Menge.
Auch Songs der Beatles sind in Binswangen zu hören
Der Protagonist des Abends überrascht mit zahlreichen Eigenkompositionen wie „Herbstregen“ oder „Land without sunset“ und mischt sie in seinem Programm aus Teilen seiner bisher vier veröffentlichen CD‘s. Als Anhänger der Beatles, von Stevie Wonder und Gruppen wie Spyro Gyra kommt er schnell auf seinem musikalischen Weg zum Jazz. 1992 erhält er den Jazzpreis Oberkochen. Er entdeckt den Smooth Jazz, der ihn leidenschaftlich erfasst und bis heute prägt. Dieser dominiert als Musikrichtung schon länger den amerikanischen Markt. Auch in Deutschland führt der Trend nach oben. Die Stilrichtung erfährt seit den 80-er Jahren ungebrochene Begeisterung mit Schwerpunkt in Los Angeles, wo eine ausgeprägte Szene vorhanden ist.
Synagoge bietet beste Akustik
Eine tiefgründige und harmonische Atmosphäre hatte die Konzertwerbung versprochen. Und das Ereignis beweist, dass das Publikum getrost die Augen schließen kann, um dem Dillinger Tastenzauberer verträumt zuzuhören. Leider ist manchmal bei nur halb besetzter Synagoge die Akustik für das Publikum in den vorderen Reihen etwas fordernd. Die Klänge, die Robert Christa dem Flügel entlockten, tropfen zeitweise zart in den Raum der altehrwürdigen Synagoge. Sie berühren, begeistern, sind manchmal wie hingehaucht und scheuchen dunkle Gedanken weg. Christa entfaltet bei seinem Spiel die ganze Kraft des Jazz. Musikalisches Farbenspiel auf Klaviertasten könnte man es beschreiben. Das Publikum schenkt dem Dillinger Pianisten denn auch am Ende mehr als nur freundlichen Applaus.
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