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Baumgarten: Hubert Feistle ist seit 50 Jahren aktiv bei der Feuerwehr

Baumgarten

Hubert Feistle ist seit 50 Jahren aktiv bei der Feuerwehr

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    Hubert Feistle war 50 Jahre lang aktiv bei der Freiwilligen Feuerwehr Baumgarten. Ein offenes Projekt nach seinem Ausscheiden wird wohl die Vergrößerung des Feuerwehrhauses bleiben.
    Hubert Feistle war 50 Jahre lang aktiv bei der Freiwilligen Feuerwehr Baumgarten. Ein offenes Projekt nach seinem Ausscheiden wird wohl die Vergrößerung des Feuerwehrhauses bleiben. Foto: Christina Brummer

    Blickt Hubert Feistle aus dem Fenster seines Esszimmers, sieht er direkt aufs Feuerwehrhaus. In Baumgarten müsste man eher sagen: Häuschen. Doch so klein der Ort auch ist, er hat Dank der Feuerwehr ein reges Vereinsleben. Mit seinen 50 Jahren aktiver Mitgliedschaft bei der Wehr ist für Feistle im Sommer aber Schluss. Ganz lösen können wird er sich von der Feuerwehr aber nicht. Auf Landesebene wird zudem diskutiert, dass Ehrenamtliche auch länger im aktiven Dienst bleiben können. Schon jetzt seien die Älteren eine große Stütze für die Mannschaft, sagt Kreisbrandrat Frank Schmidt: "Der aktuell hohe Personalstand wird mehr von den Älteren als von den Jüngeren getragen." 

    33 Aktive zählt die Freiwillige Feuerwehr Baumgarten. In dem kleinen Ortsteil mit seinen gut 200 Einwohnerinnen und Einwohnern ist das beachtlich, sagt Hubert Feistle. Sogar elf Atemschutzträger hat der Ortsteil hervorgebracht. Auch das ungewöhnlich. Und der Nachwuchs steht mit vier Jugendfeuerwehrlern schon in den Startlöchern. Feistle, der mit seiner Frau Maria neben dem Feuerwehrhaus wohnt, ist allein schon "wegen der geografischen Nähe" mit der Feuerwehr verbunden, wie er sagt. Seine Frau, sein Sohn und seine Tochter seien zudem bei der Feuerwehr aktiv. Der Sohn Severin sei inzwischen stellvertretender Kommandant, seine Tochter Theresa Atemschutzträgerin. Und auch Maria Feistle unterstütze die Truppe bei Einsätzen. "Und sie läuft meist als Erste rüber, wenn sie zu Hause ist, und sperrt das Feuerwehrhaus auf", sagt Feistle. 

    Frühjahrshochwasser 1994 ist im Gedächtnis geblieben

    Ohne die Unterstützung der Familie wäre sowieso vieles nicht möglich gewesen, sagt der 64-Jährige. Die Feuerwehr ist neben seiner Stelle als Betriebsrat bei Deutz Fahr in Lauingen nur eine seiner vielen ehrenamtlichen Verpflichtungen. Seit 2008 sitzt Feistle im Aislinger Gemeinderat, seit 2020 ist er Zweiter Bürgermeister. Auch im Schulverband und in der Baumgartener Kirchenverwaltung ist er seit Jahren aktiv. 

    Nun ist er für seine 50 Jahre im Feuerwehrdienst geehrt worden. "Ich habe da schon gesagt: Man macht es nicht für die Ehrung, sondern aus der Überzeugung, dass man eine gute Mannschaft hat. Sonst wäre man nicht so lang dabei." Mit 15 sei er zu einer der Generalversammlungen der Feuerwehr gegangen, berichtet Feistle. "Das war ganz normal, dass man da mitmacht." In Baumgarten gebe es zwischen zehn und 15 Einsätzen pro Jahr. Meist geht es dabei nicht um die große Brandbekämpfung, sondern um die Beseitigung von Unwetterschäden oder die Sicherung von Unfallstellen. Hubert und Maria Feistle erinnern sich noch besonders an das Frühjahrshochwasser im Jahr 1994. "Da ist der ganze Bach rausgekommen", sagt Hubert Feistle. "Vom Berg ist ein richtiger Fluss runtergekommen", fügt Maria Feistle hinzu. Der Zweite Bürgermeister erinnert sich noch an den Einsatz. Man habe versucht, Häuser zu evakuieren, als Kanäle und Gräben mit Wasser überquollen. Bei der Arbeit am Kanal sei es damals brenzlig geworden. "Die Strömung war so stark", erinnert sich Feistle. "Wenn mich ein Kollege nicht gehalten hätte, wär ich sicherlich ertrunken." 

    Zum 65. muss Feistle den Feuerwehrdienst verlassen

    Für die Zukunft der Baumgartener Wehr liegt ihm vor allem ein Projekt am Herzen: der Anbau ans Feuerwehrhaus. Das sei inzwischen zu klein geworden. In den 60ern gebaut, als noch Landwirte beim Einsatz mit ihrem Traktor die Spritze herausgeholt haben, beherbergt es jetzt ein Tragkraftspritzenfahrzeug, das gerade noch so hineinpasst. Die Spinde sind zudem direkt neben dem Fahrzeug. "Zu gefährlich, wenn die Leute sich umziehen", sagt Feistle. 

    Der 64-Jährige wird den aktiven Feuerwehrdienst zu seinem 65. Geburtstag verlassen. Ganz lösen werde man sich aber wohl nicht können, wenn man gegenüber dem Feuerwehrhaus wohnt, sagt der Zweite Bürgermeister und lacht. 

    Könnte die Altersgrenze für Feuerwehrleute hinaufgesetzt werden?

    Feistle ist nicht der einzige im Landkreis, der ein halbes Jahrhundert aktiv bei der Feuerwehr war. Seit 2020 wurden laut Kreisbrandrat Schmidt 12 weitere solcher Ehrenzeichen verliehen. Möglich ist das ohnehin erst, seit die Altersgrenzen für den Einstieg und Ausstieg nach unten, beziehungsweise oben, angepasst wurden, sagt Kreisbrandrat Frank Schmidt. Inzwischen ist die Mindestgrenze für den aktiven Dienst bei zwölf, die Höchstgrenze bei 65 Jahren. Natürlich seien aber die Zwölfjährigen nicht an vorderster Front, sagt Schmidt. 

    Die Obergrenze sei einmal an das Renteneintrittsalter angepasst worden. Da dieses nun inzwischen auch bei 67 liegt, denke man auf Landesebene darüber nach, auch das mögliche Dienstalter auf 67 zu erhöhen, sagt der Kreisbrandrat. Das sei aber natürlich keine Pflicht. Wer früher aufhören wolle, könne das tun. Früher habe man ohnehin meist nur 25 Jahre Dienst geleistet. Denn nach 25 Jahren sei dann die Feuerschutzabgabe weggefallen. Damals habe es aber auch noch genug Nachwuchs gegeben. "Das hat sich mittlerweile komplett verändert." Waren es vor 30 Jahren noch sechs Feuerwehrler, die für den 40-jährigen Dienst ausgezeichnet wurden, werden es im Jahr 2024 bereits 43 sein. Auch wenn der Nachwuchs nicht mehr ganz so zahlreich ist, gleichen das die geburtenstarken Jahrgänge aus, indem sie länger im aktiven Dienst bleiben, sagt Schmidt. Die Älteren seien eine wichtige Stütze. Manche seien schließlich auch schon zu Hause und kommen damit überhaupt für die Alarmierung vor Ort infrage.

    Einen Aufenthalt im Feuerwehr-Erholungsheim bekommen die Ehrenamtlichen mit dem 40. Jubiläum. Zum 50. ist neben dem Ehrenzeichen bislang nichts vorgesehen. "Da müssen die Gemeinden sich was einfallen lassen", sagt Kreisbrandrat Schmidt.

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