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Bachtal: Ein Leserbrief im Amtsblatt sorgt im Bachtal für Wirbel

Bachtal

Ein Leserbrief im Amtsblatt sorgt im Bachtal für Wirbel

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    Der Landkreis Dillingen hat den Warnwert von 50 seit einigen Wochen überschritten und somit müssen  auch Grundschüler Masken tragen – auch im Unterricht. Das kommt bei den betroffenen Kindern, Eltern und Lehrern unterschiedlich gut oder schlecht an. Das Foto ist ein Symbolfoto.
    Der Landkreis Dillingen hat den Warnwert von 50 seit einigen Wochen überschritten und somit müssen auch Grundschüler Masken tragen – auch im Unterricht. Das kommt bei den betroffenen Kindern, Eltern und Lehrern unterschiedlich gut oder schlecht an. Das Foto ist ein Symbolfoto. Foto: dpa

    Wer das Amtsblatt in den Bachtalgemeinden am Wochenende genauer betrachtet hat, mag sich gewundert haben: Neben alltäglichen Vereinsnachrichten und amtlichen Bekanntmachungen hat es eine ungewöhnliche Beilage hineingeschafft. Hinter dem sogenannten „Leserbrief“ steckt Michaela Milojevic aus Bachhagel. Anlass für ihren schriftlichen Appell an die Bürger der Bachtalgemeinden ist die für Grundschüler kürzlich eingeführte Maskenpflicht im Unterricht.

    Eltern sammeln Unterschriften gegen die Maskenpflicht

    Ein Schritt, der für die dreifache Mutter einfach nicht nachvollziehbar ist: „Ich bin kein Corona-Gegner, politische Maßnahmen müssen getroffen werden. Doch für die Grundschule geht eine Maskenpflicht einfach zu weit“, sagt sie.

    Mit ihrer Meinung ist Milojevic nicht allein. Bereits Ende Oktober hatten sich rund 600 Eltern mit einer Unterschriftenliste an das Dillinger Landratsamt gewandt. Die Sorge ist groß: Ist der Mund-und-Nasen-Schutz gefährlich für die Kinder, wenn sie ihn mehrere Stunden am Stück tragen müssen? „Über Langzeitschäden ist einfach zu wenig bekannt“, argumentiert Milojevic. Daten, die auf mögliche unerwünschte Wirkungen schließen ließen, gebe es noch nicht. Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte betont in seiner Stellungnahme zwar, dass das Tragen von Masken auch bei Kindern zu keiner relevanten Erhöhung der Kohlendioxid-Konzentration führe. Milojevic machte nach eigenen Angaben mit ihrem Sohn jedoch andere Erfahrungen. „Wenn das Kind um 11 Uhr mit knallroten Augen im Auto einschläft, dann frage ich mich, was da nicht stimmt“, sagt sie.

    Es gibt genaue Vorgaben für Grundschüler in Bayern

    Nicht nur Müdigkeit, Schwindel und Kopfschmerzen bereiten ihr Sorgen. Auch beim Umgang der Kinder mit den Masken äußert sie Bedenken: „Wer sorgt im Unterricht dafür, dass Masken regelmäßig gewechselt, Hände gewaschen werden und Kinder nicht untereinander tauschen?“ Außerdem fragt sich Milojevic ob ein Lehrer es überhaupt merke, wenn es einem Kind schwindlig werde, und ob es vor Ort in einem solchen Fall Maßnahmen gebe.

    Für den Unterricht gebe es inzwischen genaue Vorgaben, betont Sylvia Leitner, Rektorin der Bachtal-Grundschule. Blieben die Kinder beim Stoßlüften an ihrem eigenen Platz sitzen, dürften sie die Maske abnehmen. Das gelte auch für die Pause im Freien, wenn der Abstand eingehalten werden könne. Der Freistaat, so die Pädagogin, habe mit diesen Vorschriften auf die Sorgen vieler Eltern reagiert. „Es bestehe also immer einmal wieder die Möglichkeit zum durchatmen“, erklärt sie.

    Schüler, die keine Maske tragen, werden ausgegrenzt

    Dass Menschen an Corona sterben, sei schlimm, betont auch Milojevic. Das wolle sie nicht beschönigen. Genauso schlimm findet die Bachhaglerin allerdings, was Kinder in diesen Tagen erfahren müssten. Eine Mutter hatte ihr berichtet, so erzählt sie, dass ihre Tochter unter starken Asthmaanfällen leide; dennoch trage sie lieber die Maske, um nicht von ihren Mitschülern ausgegrenzt zu werden.

    Ihren „Leserbrief“ im Amtsblatt hatte Milojevic auf eigene Kosten verschickt: „Das war es wert“, sagt sie. Mit dem offiziellen Amtsblatt der Gemeinden, betont Bürgermeister Tobias Steinwinter aus Zöschingen, habe der besorgte Brief der Mutter aber nichts zu tun. „Frau Milojevic durfte lediglich unseren Vertriebsweg mitbenutzen. Nicht mehr und nicht weniger“, erklärt er. Die Verwaltungsgemeinschaft Syrgenstein distanziere sich von den Inhalten. Ob sie den Flyer nun selbst verteilt hätte oder wie im aktuellen Fall als Werbung im Amtsblatt beigelegt habe, komme auf das gleiche Ergebnis heraus.

    „Es ist natürlich wichtig, die Sorgen und Nöte der Menschen ernst zu nehmen“, sagt der Bürgermeister. Dass das Tragen der Masken nicht in allen Lebenslagen bequem ist, sei kein Geheimnis. Dennoch würden sie dabei helfen, im Alltag wenigstens noch ein kleines bisschen Freiheit zu wahren. „Wir Gemeinden halten uns an die Vorgaben vom Freistaat und haben da keinen Spielraum oder Einfluss als Bürgermeister“, erklärt er. Dass die Gemeinden der falsche Ansprechpartner sind, findet auch Mirjam Steiner, Bürgermeisterin von Syrgenstein. „Wir haben die Maßnahmen nicht zu verantworten und gleichzeitig auch keine Option, sie zu ändern“, erklärt sie.

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