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Auszeichnung: Sie kämpft für die Kultur in ihrer Heimat

Auszeichnung

Sie kämpft für die Kultur in ihrer Heimat

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    Andrea Höchstötter stellt jedes Jahr ein umfangreiches Programm für das Lauinger Stadeltheater auf die Beine. Für ihr Engagement wird sie nun mit der Silberdistel ausgezeichnet.
    Andrea Höchstötter stellt jedes Jahr ein umfangreiches Programm für das Lauinger Stadeltheater auf die Beine. Für ihr Engagement wird sie nun mit der Silberdistel ausgezeichnet. Foto: Jonathan Mayer

    Andrea Höchstötter hat ihre Berufung eher durch Zufall gefunden. "Die haben uns den Eulenspiegel zugemacht", erzählt sie fast schon empört. "Dann war ich kulturell heimatlos." Der Eulenspiegel im Holzheimer Ortsteil Eppisburg, das war zu seiner Zeit eine der angesagtesten Kneipen im Landkreis Dillingen. Mythen und Legenden ranken sich um die Kneipe, bis heute. Pe Werner war da, Konstantin Wecker und viele andere. Doch irgendwann war Schluss – und Andrea

    Für Höchstötter beginnt alles im Jahr 1995. Sie trauert dem Eulenspiegel nach, sagt heute: "Die haben wirklich großes Kino abgeliefert bei uns." Zusammen mit einer Freundin beschließt sie, selbst etwas an den Start zu bringen. Im Schwarzen Adler in Binswangen starten die beiden durch, bringen die ersten größeren Künstlerinnen und Künstler auf die Bühne. Chris Kolonko etwa, der Travestie-Künstler, den Höchstötter bis heute zu ihren Freunden zählt. Sie schwärmt von der Zeit damals. "Das Haus war brechend voll", erzählt sie. Ein Nebeneffekt begleitet sie bis heute: Höchstötter sammelt Kontakte zu Künstlern und Agenturen, und das ganz ohne Internet. Die wird sie später noch nutzen.

    Andrea Höchstötter hält sich meist im Hintergrund

    Auf den Schwarzen Adler folgen Gastspiele im Neuhof in Gundelfingen und als Mitorganisatorin der Musiknacht in Lauingen. Ihre Aufgabe damals: die Auswahl der Bands, die im ganzen Stadtgebiet verteilt auftreten. Eine große Herausforderung, die sie durch ihr Netzwerk meistert. Seit 2011 ist Höchstötter nun schon das organisatorische Hirn des Lauinger Stadeltheaters. Das urige Gebäude hatte es ihr gleich angetan. Damals waren Konzerte und Gastspiele etwas eingeschlafen, auch wenn die Theaterleute selbst noch sehr aktiv waren. Die heute 59-Jährige änderte das. Jedes Jahr bringt sie große wie kleine, regionale wie nationale Künstlerinnen und Künstler auf die Bühne ihrer Heimatstadt. Sie organisiert abseits des Theaterbetriebs den gesamten kulturellen Betrieb. Wichtig ist ihr dabei immer die Vielfalt: Ein Zauberer hat genauso seinen Platz wie Kabarettisten, Bigbands oder das Radio-Urgestein Fritz Egner.

    Höchstötter ist keine, die sich aufdrängt. Wahrscheinlich sind ihr diese Zeilen schon zu viel. Die Auftritte im Stadeltheater sagt sie nicht selbst an, auch wenn sie das komplette Programm auf die Beine stellt. "Dafür habe ich auch gar nicht die Stimme", sagt sie. Höchstötter hält sich stets im Hintergrund. In den vergangenen zwölf Jahren wurde auch durch ihre Arbeit aus dem charmant-urigen

    Das Stadeltheater soll aus Lauingen nicht mehr wegzudenken sein

    Höchstötter sagt, ehrenamtliche Aufgaben wie im Stadeltheater oder zuvor bei der Lauinger Musiknacht fliegen ihr einfach zu. "Ich suche das nicht aktiv", erzählt sie und lacht. Und: "Das muss ja alles einer tun." Jedes Jahr stellt sie also ein Programm auf die Bühne. Diesen Prozess vergleicht sie mit einer Geburt: Künstlerinnen und Künstler wollen engagiert, Termine gefunden und abgestimmt werden – übrigens nicht nur für ihr Theater, sondern auch für andere Kultureinrichtungen in der Region. Die sieht sie nicht als Konkurrenz, schließlich säßen alle in einem Boot. 

    Beim Programm helfen der 59-Jährigen ihr Netzwerk und die Strahlkraft des Stadeltheaters. Früher sei es echte Detektivarbeit gewesen, Künstlerinnen und Künstler zu finden. Heute melden sich viele proaktiv bei Höchstötter. Manchmal habe sie so viele Angebote, dass sie gar nicht alle unterbringen könne. Im Programm steckt aber auch ganz viel Persönlichkeit: "Ich bediene einfach gern Nischen", sagt sie. Auf Fritz Egner etwa, auf dessen Auftritt kommenden März sie besonders stolz ist, sei sie bei den Kulturtagen in Donauwörth gekommen – und dann wollte sie ihn im Stadeltheater haben. "Wenn ich irgendwo was sehe, das mir gefällt, muss ich das nach Lauingen holen", sagt sie. 

    Höchstötter liebt ihr Stadeltheater. Wenn sie spricht, könnte man meinen, es sei ihre zweite Heimat. Der Charme des alten Gemäuers hat es ihr besonders angetan. "Ich liebe Kultur, ich liebe diese Hütte", sagt sie grinsend. Und auch nach vielen Jahren hat sie noch ein großes Ziel: Das Stadeltheater soll zu einer Kulturstätte werden, die für die Stadt nicht mehr wegzudenken ist. Für viele Stammgäste hat sie gemeinsam mit der Theatergruppe dieses Ziel schon vor Jahren erreicht. 

    Das ist die Silberdistel unserer Zeitung:

    Auszeichnung: Mit der Silberdistel ehrt unsere Redaktion seit vielen Jahren Menschen aus der Region für ihr besonderes, bürgerschaftliches Engagement.

    Handwerk: Der Preis besteht aus einer Urkunde und einer kunstvoll in Silber gearbeiteten Distelblüte, die eigens in der Alten Silberschmiede in Augsburg angefertigt wurde.

    Vorschläge: Jede Leserin, jeder Leser kann Vorschläge für unsere Auszeichnung machen. Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner finden sich in unseren Lokalredaktionen.

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