Ich muss es zugeben. Vom Nuss- oder Pelzmärtel habe ich noch nie etwas gehört – bis vor ein paar Tagen. Denn im Landkreis Augsburg, wo ich herkomme, hat diese dunkle Figur neben Sankt Martin keine Tradition. Oder vielleicht doch?
Im Landkreis Dillingen unterscheiden sich die Traditionen von Ort zu Ort
Denn bei meiner Recherche über den Nussmärtel habe ich wieder einmal festgestellt: Brauchtum ist wie ein Flickenteppich, der sich über eine Landkarte legt. Während eine Tradition in einem Ort gelebt wird, kann das in der Nachbargemeinde ganz anders aussehen. In Wertingen kennt man den Nussmärtel zwar, doch gespielt wird der finstere Geselle hier seit vielen Jahrzehnten nicht mehr. Zumindest nicht in der Öffentlichkeit. Circa 25 Kilometer weiter westlich, in Lauingen, hält der Kulturmarkt den Brauch mit einem Martinsspiel am Leben.
Wie es andernorts im Landkreis Dillingen aussieht? Hier so, dort anders, davon ist auszugehen. Während die eine Familie noch immer Besuch vom Nussmärtel bekommt, nennt die andere dieselbe Figur Pelzmärtel oder lädt sich im Dezember lieber den Nikolaus ein. Oder sie lässt alle beide ins Haus. Ich für meinen Teil kann den Nussmärtel nur mit Knecht Ruprecht vergleichen, der uns Kinder gemeinsam mit dem Nikolaus früher besucht hat. Welche Gegenden der Flickenteppich sonst bedeckt – wer weiß. Hoffen wir, dass er im Sinne des bayerischen Brauchtums im Gesamten gut gepflegt, so manches Loch vielleicht sogar geflickt wird. Wäre schade, wenn er reißt.
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