Die Nitratbelastung im Brunnenwasser sinkt trotz vieler Auflagen zur Düngemenge und Düngezeitpunkt nicht so wie gehofft, stellt der Verein VSR-Gewässerschutz nach der Auswertung der 103 Brunnenwasserproben fest, die am 10. September in Höchstädt abgegeben wurden. Harald Gülzow und der Ehrenamtler Georg Stüker hatten am Informationsstand viele Fragen von Brunnenbesitzern zu der Nitratbelastung und der Verwendung des Wassers beantwortet. Mache Bürger erkundigten sich, ob Bekannte oder Nachbarn auch noch Wasserproben untersuchen lassen können. „Auf der Homepage vsr-gewaesserschutz.de erfährt jeder, der den Termin verpasst hat, wie man noch eine Wasserprobe mit der Post zusenden kann“, erklärt Gülzow. Alle bis Ende Oktober zugeschickten Proben unterstützen die Messkampagne des Vereins und fließen in die Jahresauswertung für den Kreis Dillingen ein.
Die Brunnenwasserergebnisse vom diesjährigen Termin in Höchstädt hat der Physiker Harald Gülzow bereits ausgewertet. Er stellte laut Pressemitteilung in jeder siebten Probe aus den privat genutzten Brunnen eine Überschreitung von 50 Milligramm pro Liter (mg/l) Nitrat fest. Besonders erschreckend fand der Gewässerexperte, wie es in der Mitteilung heißt, die festgestellte Belastung in Gartenbrunnen in Steinheim mit 142 mg/l, in Aislingen mit 92 mg/l, in Pfaffenhofen mit 82 mg/l, in Blindheim mit 71 mg/l, in Kicklingen mit 68 mg/l und in Buttenwiesen mit 59 mg/l. „Besonders erschreckend waren die ungewöhnlich hohen Nitratkonzentrationen in Höchstädt mit 423 mg/l und in Unterthürheim mit 375 mg/l“, teilt der Verein mit.
Harald Gülzow sieht einen dringenden Handlungsbedarf. Er betont, dass die Nitratrichtlinie dazu verpflichte, eine Überschreitung des Nitratgrenzwertes von 50 Milligramm pro Liter im Grundwasser zu verhindern. „Im letzten Moment konnte gerade noch das Vertragsverletzungsverfahren mit hohen Strafzahlungen wegen der Nichteinhaltung der Richtlinie letztes Jahr abgewendet werden. Bis zur nächsten Überprüfung muss die Nitratbelastung deutlich sinken.“ sagt Gülzow.
Die gemeinnützige Organisation fordert noch mehr Unterstützung für das Anlegen von Baumstreifen auf den Feldern. Im Kreis Dillingen bestehen die landwirtschaftlichen Flächen nach Angaben des Vereins zu 81 Prozent aus Ackerflächen. Bäume seien im Zuge der Intensivierung der Landwirtschaft verschwunden. Das leichtlösliche Nitrat im Dünger werde durch Regenfälle schnell in tiefere Bodenschichten verlagert. Dort können die Feldfrüchte die Nährstoffe nicht mehr zum Wachstum verwenden. Im Gegensatz dazu können Bäume mit ihren tiefen Wurzeln das in die Tiefe transportierte Nitrat für sich nutzen. „Bäume auf den Feldern hilft, das Nitrat wieder an die Oberfläche zu befördern und so in der Zukunft die Nitratbelastung im Brunnenwasser zu verringern.“ erläutert Gülzow.
Dieses moderne Agroforstsystem, eine Kombination von Forst- und Landwirtschaft, wurde an die Technik und die Produktionsweise der heutigen Landwirtschaft angepasst. Auf dem Feld stehen Baumstreifen aus schnellwachsenden Bäumen wie Pappeln, Weiden oder Erlen, die alle vier bis sechs Jahre geerntet und als Hackschnitzel zur Energiegewinnung verkauft werden. Seit Anfang 2023 haben Landwirte in ganz Deutschland laut VSR-Gewässerschutz die Möglichkeit, Fördermittel für die Bewirtschaftung von Baumstreifen auf ihren Feldern zu beantragen. Bayern zähle zu den Bundesländern, in denen auch die Neuanlage von Agroforstflächen gefördert wird. Durch gezielte Informationskampagnen und die Präsentation erfolgreicher Beispiele könne der Bauernverband dazu beitragen, eine breite Akzeptanz für Agroforstsysteme zu schaffen. Dies sei nicht nur ein wichtiger Schritt zur Reduzierung der Nitratbelastung im Grundwasser, sondern auch ein Beitrag zur Förderung einer umweltfreundlichen und nachhaltigen Landwirtschaft. (AZ)
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