Vergangenes Jahr schlug der Bürgermeister Alarm. „Der Dorfladen bereitet uns Sorgen“, sagte Tobias Steinwinter. Der Zöschinger Rathauschef machte auf die prekäre Situation des örtlichen Nahversorgers aufmerksam. Dieser hatte zwei katastrophale Jahre hinter sich. 2016 verbuchte die Einrichtung knapp 10000, im Jahr darauf rund 7500 Euro Minus.
Das Minus in der Kasse bedrohte die Existenz der Zöschinger Einrichtung
Zahlen, die jedes mittelgroße Unternehmen nicht schwerwiegend belasten würden. Im Fall des Zöschinger Dorfladens, einer Genossenschaft mit nicht einmal 150 Mitgliedern, reichen solche Bilanzen, um die Existenz zu gefährden.
„Geht es so weiter, ist die Genossenschaft in zwei bis drei Jahren überschuldet“, warnte Bürgermeister Steinwinter im Juli 2018 in der Donau-Zeitung (Zöschinger Dorfladen: Der Kunde hat es in der Hand). Damals berichtete unsere Redaktion über den verschuldeten Dorfladen.
Heute betonen die Verantwortlichen: Mit dem Erscheinen dieses Artikels ging es mit der Einrichtung wieder bergauf.
„Die Bürger sind dadurch ein Stück weit wachgerüttelt worden“, sagt Corinna Steinführer, Ladenbetreiberin und Vorsitzende der Genossenschaft. „Vielen war bis dahin offenbar nicht so bewusst, dass der Dorfladen Unterstützung braucht.“ Die Grundbotschaft, die sich im vergangenen Jahr wohl bei vielen Zöschingern und Kunden aus benachbarten Orten festsetzte: Nur, wenn genügend Menschen im Dorfladen einkaufen, kann die Einrichtung überleben. Und so bekam der Laden, der 2018 das 15-jährige Bestehen feierte, wieder die Kurve.
Plötzlich gab es wieder ein Plus im Zöschinger Dorfladen
Nach den beiden Jahren mit außergewöhnlichem Minus verbuchten die Verantwortlichen 2018 plötzlich wieder ein Plus von knapp 4000 Euro bei einer Bilanzsumme von gut 44000 Euro. Es war die mit Abstand beste Statistik seit Langem. „Die akute Not ist abgewendet“, freut sich Steinführer, und betont gleichzeitig: „Wir müssen dranbleiben.“
Die Verlustjahre wirken noch nach
Die beiden großen Verlustjahre 2016 und 2017 wirken nach. Die Genossenschaft wird wohl noch länger an den Schulden, die sich in diesem Zeitraum anhäuften, zu knabbern haben. Es braucht weitere, umsatzstarke Jahre, um den Verlust wettzumachen. Umso wichtiger ist also, dass der Nahversorger viele Kunden zählt.
Was hat dem Zöschinger Dorfladen geholfen? Was wurde geändert?
Die Verantwortlichen haben dafür nicht nur das Bewusstsein der Bevölkerung geschärft, den örtlichen Nahversorger zu unterstützen. Sie haben sich auch konzeptionell neu aufgestellt. Die Öffnungszeiten wurden verändert, um verstärkt vom Mittagsgeschäft zu profitieren. Es gibt ein neues Warenangebot, das zum Teil alle 14 Tage wechselt. Die betreffenden Angebote werden im Amtsblatt veröffentlicht. Auch versucht man, mit Aktionen in Kontakt zu den Menschen zu kommen. Kürzlich organisierte der Dorfladen etwa zum ersten Mal einen „Zwiebelkuchenhock“ mit Weinverkostung.
Nicht nur Kunden aus Zöschingen sollen angelockt werden
Mit Veranstaltungen dieser Art versucht die Einrichtung, nicht nur Kunden aus Zöschingen, sondern auch über die Bachtalgemeinde hinaus anzusprechen und auf sich aufmerksam zu machen. Mit Erfolg, wie Steinführer berichtet. „Zu uns kommen mittlerweile auch Kunden aus anderen Ortschaften, das war bis zum vergangenen Jahr noch ganz selten.“ Positiv ausgewirkt hat sich in diesem Zusammenhang etwa der Donautal-Radelspaß, der 2018 durch Syrgenstein und das Bachtal führte.
Auch dieses Jahr läuft gut
Bürgermeister Steinwinter freut sich über den Erfolg der Maßnahmen. „Wir haben an vielen Stellschrauben gedreht“, sagt er. „Mittlerweile ist offenbar das ganze Uhrwerk ins Laufen gekommen.“
Auch heuer läuft es nach Aussage von Betreiberin Steinführer „gut“. Man befinde sich weiterhin im Plus – wenn auch nicht mehr in dem Maße wie 2018. Bemerkbar macht sich etwa, dass es in der Bachtalgemeinde keine große Baustelle mehr gibt wie noch im vergangenen Jahr. Viele Bauarbeiter, die sich vor Ort versorgen mussten – dieser Faktor fehlt nun in der Bilanz. Auch die Erhöhung des Mindestlohns zu Beginn des Jahres auf 9,19 Euro merken die Verantwortlichen in der Kasse. 2020 steigt dieser Wert weiter auf 9,35 Euro. „Die laufenden Kosten sind hoch“, sagt Steinführer. Auch deshalb musste sie zuletzt die Preise ihrer Artikel etwas anheben. Als Folge des steigenden Mindestlohns braucht der Laden wohl eine zusätzliche Verkaufskraft, da bei den vorhandenen die 450-Euro-Grenze überschritten wird.
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