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Zöschingen/Landshausen: Bei Zöschingen wird ein vergifteter Rotmilan gefunden

Zöschingen/Landshausen

Bei Zöschingen wird ein vergifteter Rotmilan gefunden

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    Bei Zöschingen ist ein vergifteter Rotmilan gefunden worden. Nun tauchten bei Landshausen verdächtige Fleischstücke auf. Tierhalter und Naturschützer sind alarmiert. Denn auch in anderen bayerischen Regionen wurden vergiftete Vögel entdeckt.
    Bei Zöschingen ist ein vergifteter Rotmilan gefunden worden. Nun tauchten bei Landshausen verdächtige Fleischstücke auf. Tierhalter und Naturschützer sind alarmiert. Denn auch in anderen bayerischen Regionen wurden vergiftete Vögel entdeckt. Foto: Eddi Nothelfer (Archiv)

    Ein schrecklicher Vorfall macht Naturschützern und Tierhaltern derzeit große Sorgen: Bei Zöschingen hat ein Landwirt einen toten Rotmilan entdeckt. Nach mehreren Untersuchungen ist inzwischen klar: Der Greifvogel ist vergiftet worden. Und jetzt sind vor wenigen Tagen bei Landshausen auch noch Fleischstücke aufgetaucht. Die nun ebenfalls auf Gift untersucht werden.

    Doch von Anfang an: Ende März findet ein Bauer den toten Rotmilan. Das Tier sei noch warm gewesen, habe keinerlei äußerliche Verletzungen aufgewiesen und blutete auch nicht. Der Bauer verständigte das Landratsamt. Wie Regierungsdirektorin Christa Marx diese Woche auf Nachfrage mitteilte, nahm eine Kollegin vom Landratsamt das Tier mit und fror es ein. Dann wurde es untersucht. Ende April ergab der pathologisch-anatomische Bericht: Die Todesursache ist unklar, eventuell wurde der Vogel vergiftet. Daher wurde das Tier zu einem Speziallabor an der Müncher Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) geschickt.

    Bei Landshausen tauchen lose Fleischstücke auf - sind sie vergiftet?

    Acht Wochen später, also Ende Juni, erhielten die Behörden Gewissheit: Der Rotmilan ist vergiftet worden. Mit Carbofuran, ein Insektizid, das seit 2008 in der EU verboten ist. Das Landratsamt Dillingen hat daraufhin bei der Polizei Anzeige gegen Unbekannt erstattet.

    Anfang dieser Woche tauchte der nächste Verdacht auf: Eine Spaziergängerin entdeckte bei Landshausen Fleischstücke. Die Dillinger Polizei wurde umgehend informiert. Das Fleisch wurde eingefroren und nach München geschickt. Mit einem Ergebnis rechnen die Behörden nach den Erfahrungen mit dem Rotmilan nicht so schnell. Doch der Verdacht liege nahe, dass auch die Fleischteile vergiftet wurden. „Wer legt so etwas einfach aus?“, wundert sich Marx. Auch wenn bislang nur ein Verdacht besteht, sollten Tierhalter doch gewarnt werden.

    Der Rotmilan gehört zu den stark gefährdeten Arten

    Aus Sicht des Teams vom Landesbund für Vogelschutz (LBV) Kreisgruppe Dillingen muss den Fällen unbedingt nachgegangen werden, sagt Vorsitzende Anne Vogel: „Es besteht überhaupt kein vernünftiger Grund, hoch geschützte seltene Arten zu vergiften. Die Bevölkerung muss sensibilisiert werden, dass es sich dabei um Straftaten handelt.“ Der Rotmilan gehöre zu den stark gefährdeten Arten, dessen Bestand stark eingebrochen ist. Über die Hälfte des Weltbestandes brüte in Deutschland – mehr als bei jeder anderen Vogelart.

    In anderen bayerischen Landkreisen tauchen weitere vergiftete Vögel auf

    Auch überregionale Tierschutzverbände sind alarmiert: Allein in diesem Jahr sind mehrere Vögel in Bayern mit Carbofuran vergiftet worden: in den Landkreisen Dillingen, Landsberg am Lech, Fürstenfeldbruck, Bad Kissingen, Schwandorf, Roth, Neustadt/Aisch-Bad Windsheim, Ansbach, Cham, Kitzingen, Rhön-Grabfeld, Main-Spessart und Weißenburg-Gunzenhausen.

    Überall hätten laut Pressemitteilung Kriminelle Giftköder ausgelegt, um möglicherweise gezielt Greifvögel zu töten. Das sei das Ergebnis aktueller Untersuchungen am Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) und am Institut für Veterinärpharmakologie der LMU. Von 18 in jüngster Vergangenheit untersuchten Vögeln, deren Organe nach einer pathologischen Untersuchung auch toxikologisch analysiert wurden, waren 13 mit illegalem Nervengift belastet.

    Im Landkreis Donau-Ries wird Schneckenkorn ausgelegt - ein Hund verendet

    Bayernweit würden also nach wie vor Greifvögel mit dem seit 2007 in der EU verbotenen Insektizid Carbofuran vergiftet, denn die unterschiedlichen Fälle verteilen sich auf fünf verschiedene Regierungsbezirke. „Es ist erschreckend, dass nach wie vor bayernweit streng geschützte Arten wie aktuell Wanderfalke, Habicht, Rotmilan und Mäusebussard illegal getötet werden“, bewertet Andreas von Lindeiner, LBV-Landesfachbeauftragter für Naturschutz, diese Ergebnisse.

    Im Nachbarlandkreis Donau-Ries ist ebenfalls ausgelegtes Gift aufgetaucht: Wie die dortige Polizei am Mittwoch mitteilte, war Wolferstadt bei einer Wiese Schneckenkorn und ein weiteres Gift in Häufchen aufgefunden worden. Ende Juni hatten zwei Hunde einer Spaziergängerin davon gefressen. Eines der beiden Tiere starb nach zwei Tagen Überlebenskampf in einer Tierklinik, der andere Vierbeiner überlebte nur knapp. Doch der Hund erlitt bleibende Schäden. Ermittlungen der Polizeiinspektion Donauwörth ergaben, dass auf der Grasfläche gezielt kleine Haufen mit Giftködern ausgelegt wurden. Der landwirtschaftliche Pächter der Fläche gab glaubhaft an, keinerlei derartige Substanzen ausgebracht zu haben. Daher geht die Polizei aktuell von einer gezielten Vergiftungsabsicht aus und hat ein Strafverfahren eingeleitet. Konkrete Täterhinweise sind nicht vorhanden – wie auch bei dem aufgefundenen Rotmilan. (mit pm) \u0009"Kommentar

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