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Zöschingen/Dattenhausen: Damit die frechen Welpen auch brave Familienhunde werden

Zöschingen/Dattenhausen

Damit die frechen Welpen auch brave Familienhunde werden

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    Bitte einmal Lächeln: (von links oben) Adrian, Anika und Antonia mit ihrem Welpe Rocky. Die drei Geschwister lieben ihren Hund. Gemeinsam leben sie in Dattenhausen.
    Bitte einmal Lächeln: (von links oben) Adrian, Anika und Antonia mit ihrem Welpe Rocky. Die drei Geschwister lieben ihren Hund. Gemeinsam leben sie in Dattenhausen. Foto: Zengerle

    Anika muss nicht überlegen. An ihrem Rocky ist einfach alles toll, wie sie am Telefon schwärmt. Er hört auf sie, geht gerne mit ihr spazieren, kuschelt und spielt mit seinem Frauchen. Und manchmal ist er frech, erzählt die Zwölfjährige. Aber das mag sie auch an ihm. Ihr vierbeiniger Freund ist ab und zu aber auch verunsichert. Vor allem, wenn ihm Artgenossen entgegenkommen. Oder Fahrradfahrer. „Dann ist er nervös. Da bin ich mir dann nicht sicher, was ich machen kann“, sagt Anika. Deshalb würde die Schülerin aus Dattenhausen liebend gerne mit ihrem Rocky in eine Hundeschule gehen.

    Wann öffnen die Hundeschulen wieder?

    Angemeldet sind sie längst, wie Mama Sandra Zengerle sagt. Aber aufgrund der Corona-Pandemie sind die Schulen immer noch geschlossen, Erziehungstipps für Bello und Co. gibt es aktuell nur online, im Fernsehen oder am Telefon. „Es fehlt schlicht die Sozialisierung. Man müsste es längst üben, dass Rocky auch mit anderen Hunden zusammentrifft. Das kennt er nicht. Wir können ja nicht mal beim Spazierengehen mit anderen Besitzern üben“, erzählt die Dattenhausenerin weiter. Aufgrund der Kontaktbeschränkungen sei dies nicht möglich. „Eine Hundeschule wäre jetzt einfach dringend nötig.“ Dabei sind die Zengerles erfahrene Hundebesitzer.

    Vor rund vier Jahren wurde ihr alter Hund eingeschläfert. Seither fehlte etwas. Vor allem der zwölfjährigen Anika. Ob an Geburtstagen, zu Ostern oder zu Weihnachten – auf der Wunschliste stand immer ein Hund. Mama Sandra Zengerle erzählt: „Sie ist eh sehr bescheiden und wünscht sich nie was. Aber der Hund, der war ihr Herzenswunsch.“ Und dann ging es kurz vor Weihnachten plötzlich ganz schnell. Rocky, der kleine Beagle-Welpe, ist in Dattenhausen eingezogen und macht die fünfköpfige Familie vollständig. Und dank Homeschooling toben seit vielen Wochen die Kinder Anika, Adrian (11), Nesthäkchen Antonia (3) und der mittlerweile sieben Monate alte Rocky im Haus. Mit dem tierschen Zuwachs ist auch das Treppengitter eingebaut worden und die alte Kindermatzrate liegt im Wohnzimmer.

    Jetzt sind es vier Kinder bei Zengerles

    „Zwei Schulkinder, ein Kindergartenkind und ein Welpe – es ist ganz schön knackig, wenn man allen Bedürfnissen gerecht werden will“, sagt Mama Sandra und lacht. Eigentlich sei der Plan gewesen, dass ihre großen Kinder längst wieder in der Schule sind, bis ein neuer Hund einzieht. Aber Corona hat die Pläne durchkreuzt. „Deshalb ist es spannend, wie Rocky reagiert, wenn er mal für ein paar Stunden allein im Haus ist. Das kennt er aktuell überhaupt nicht, aber ich finde, das muss auch mal sein“, sagt Zengerle und fügt hinzu, dass das im besten Fall ohne Bellen gehen sollte.

    Aber wie? Wie reagiert man, wenn der Hund an den Zaun rennt und Spaziergänger anbellt? Oder ist es in Ordnung, dass der kleine Vierbeiner hochhüpft? Wie wird aus einem frechen, ein anständiger Familienhund? All diese und noch mehr Fragen stellen sich nicht nur die Zengerles. Viele Hundebesitzer, vor allem „Neulinge“, sind mit der Erziehung ihrer Vierbeiner seit Monaten auf sich alleine gestellt. Und dabei kann man gerade in den ersten Monaten viel falsch machen, wie Monika Bojasch sagt. Sie ist die Vorsitzende des Hundesportvereins „Fun Agility Team“ und Inhaberin der Hundeschule „Fit & Fun“ in Zöschingen. Sie sagt: „Ich habe einige gehabt, die sich Welpen angeschafft haben, teils sind es auch die ersten Hunde ihres Lebens. Da treten Probleme auf.“ Sei es mit der Stubenreinheit oder mit wildem Kläffen. Deshalb hat sich die Zöschingerin für ihre Hundebesitzer etwas ganz Besonderes einfallen lassen. Sie hat eine Whatsapp-Gruppe mit allen Kontakten eingerichtet – sie stellt kurze Erklärvideos zu bestimmten Themen mit ihrem eigenen Hund ein, reagiert auf Nachfragen und es gibt einen regen Erziehungsaustausch. „Das kam ganz gut an“, sagt sie.

    Per Video Tricks lernen

    Zum Beispiel: Videos für Antigiftködertraining oder mal ein Trickvideo, „weil es soll auch Spaß machen“. Ihr selbst und ihrem Hund auch, ergänzt sie. Dennoch freue sie sich riesig, dass es bald wieder offiziell vor Ort losgehe. Sie steht in den Startlöchern, der Bedarf sei da. Bojasch: „Viele haben sich in Zeiten von Homeoffice einen Hund angeschafft und brauchen nun dringend Präsenzunterricht.“ Auch Familie Zengerle hat Rocky bereits bei Monika Bojasch angemeldet. „Es ist wirklich toll, was wir online alles zur Verfügung gestellt bekommen. Es hilft sehr. Aber dennoch fehlt der Präsenzunterricht. Sie sieht ja nicht, was wir mit dem Hund richtig oder falsch machen“, sagt Sandra Zengerle. Deshalb freue sie sich sehr, wenn die Hundeschulen bald wieder öffnen dürften.

    Und da ist sie nicht allein. Denn, so zumindest der Eindruck beim Spaziergehen in den vergangenen Monaten: Die Hundebesitzer im Landkreis Dillingen sind seit Ausbruch der Corona-Pandemie auf jeden Fall nicht weniger geworden. Aber mehr? Zwar stieg die Anzahl der angemeldeten Hunde in Wertingen 2020 auf 504, während es 2019 noch 479 waren, jedoch sind 2021 nur noch 487 eingetragen. Ein ähnliches Bild zeichnet sich auch in den anderen Gemeinden im Zusamtal ab. In Laugna änderte sich die Zahl in drei Jahren beispielsweise sogar nur um den Faktor eins. Im Aschberggebiet veränderten sich die Zahlen von 2019 auf 2020 ebenfalls nur moderat. So waren es in Holzheim vorletztes Jahr noch 295 Hunde, 2020 Jahr dann 306. Ganz anders sieht es aber in Dillingen aus. Von 2018 bis 2020 kamen jährlich rund 30 neue Hunde hinzu, Stand März dieses Jahres gab es 61 Neuanmeldungen, auf nun insgesamt 970.

    Sind es wirklich mehr Hundebesitzer geworden?

    Die Dillinger Hundetrainerin Miriam Probst ist sich sicher, dass Hunde im Moment definitiv gefragt sind. „Wir müssen mittlerweile echt entscheiden, wen wir jetzt noch dazu nehmen können und wen nicht“, erzählt sie. Aufgrund der Coronarichtlinien ist ein Training voraussichtlich ab 15. März wieder möglich – solange der Inzidenzwert unter 100 liegt, wie die Dillingerin erklärt. Hundeschulen würden seit dem Winterlockdown als „außerschulische Bildungseinrichtungen“ zählen, somit wäre jegliche Form des Unterrichts, auch Einzelunterricht, bis dahin verboten, erklärt Probst. Und sie weiß auch: Bei Online-Kleinanzeigen würden mittlerweile Hundemischlinge für bis zu 3000 Euro angeboten werden – teurer wie manch Rassehund. (mit dbk)

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