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Wittislingen: Was der Wittislinger Wald dringend braucht

Wittislingen

Was der Wittislinger Wald dringend braucht

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    Das Projekt Mischwald ist in vollem Gange. Zwischen den Kiefern sieht man schon die neuen Laubbäume sprießen, auch Sträucher wurden gepflanzt.
    Das Projekt Mischwald ist in vollem Gange. Zwischen den Kiefern sieht man schon die neuen Laubbäume sprießen, auch Sträucher wurden gepflanzt. Foto: Laura Mielke

    Im Wittislinger Forst sieht man beim Spaziergang durch den Wald vor allem eins: Fichten so weit das Auge reicht. Doch das ist für die Zukunft des Forstes eigentlich ungünstig. Revierleiterin Felicitas Lunzner und Förster Marc Koch erklären bei der gemeinsamen Waldbegehung mit Bürgermeister Thomas Reicherzer und seinen Gemeinderäten in der vergangenen Woche, wieso das Anlegen eines Mischwaldes zwingend notwendig ist. Auch einige interessierte Wittislinger Bürger waren mit dabei.

    Eine Eiche ist resistenter

    Nach den Weltkriegen wurden in Wittislingen viele Fichten gepflanzt mit dem einfachen Hintergrund, dass schnell Holz aufgestockt werden musste. Fichten sind pflegeleicht, wachsen schnell und verbreiten sich wie von selbst. In dieser Zeit war das die richtige Entscheidung, doch heute müsse mit Blick auf die Zukunft anders gehandelt werden, erklärt Koch. Durch den Klimawandel werde die Fichte immer mehr verdrängt, denn sie benötige als ursprünglicher Gebirgsbaum ein kühleres Klima. Eine Alternative stelle die Eiche dar, sie sei resistenter. Allerdings bleibe auch sie nicht von Käferbefall verschont und sei eine sehr anspruchsvolle Baumart. „Das Problem beim Gemeindewald ist ja immer, wer macht’s?“, sagt dazu Zweiter Bürgermeister Ulrich Mayerle, „um pflegeintensive Bäume muss sich gekümmert werden.“

    Auch der Borkenkäfer ist Thema. Spezielle Fallen sind eine Möglichkeit um dem Schaden entgegenzuwirken, allerdings gibt es auch hier ein leidiges Problem: Wer kümmert sich darum? Die Fallen müssen jeden Tag geleert werden, damit sie auch wirksam sind, denn liegen einmal tote Käfer im Behälter, gehen andere nicht mehr hinein. Der Einsatz von Gift soll weitgehend vermieden werden. Alternative Methoden, wie mit Technik oder ausgebildeten Hunden, können nur bedingt helfen, denn beides ist teuer, erklärten die beiden Experten. Zudem ist die Suche für Hunde sehr anstrengend. „Zwei Stunden Suche sind für die wie Hochleistungssport“, erläutert Lunzner.

    Auch Tiere schaden den Jungbäumen

    Doch auch Tiere schaden vor allem Jungbäumen. Sind die Bäume frisch aus der Baumschule, schmecken sie dem Wild scheinbar am besten, dadurch leiden sie oftmals unter Verbiss. Mayerle vertritt hierbei eine klare Position: Der Abschuss muss in diesen Gebieten zum Schutz der Jungbäume erhöht werden, sagt er beim Waldbegang. „Man kann an vielen Schrauben drehen, nur nicht zu viel“, erwidert daraufhin Koch. Die Förster wollen auf verschiedene Methoden setzen: zum einen gezielten Abschuss in den betroffenen Gebieten, zum anderen Umzäunungen der frischen Bäume.

    Kommt für einen Baum doch mal jede Hilfe zu spät, soll das Totholz nicht zwingend gefällt werden, sondern für die Biodiversität stehen bleiben oder an einer passenden Stelle abgelegt werden, wenn eine Fällung aus Sicherheitsgründen unumgänglich ist. Sogenannte Biotop-Bäume, die aufgrund ihrer besonderen Eigenschaften gut für Wald und Tiere sind, zum Beispiel als Heim für Spechte, sollen über die gesamte Fläche gleichermaßen verteilt werden. Damit lässt sich sogar Geld verdienen. Denn für zehn Laub-Biotopbäume pro Hektar, könnte eine Förderung von 1950 Euro ausbezahlt werden. Es handelt sich um eine Einmalzahlung mit einer Zweckbindungsfrist von zwölf Jahren. Für die Zukunft des Waldes ist ein Mischwald geplant, dafür sind bereits einige Laubbäume gepflanzt worden und auch Beerensträucher. Förster Koch hofft weiter auf einen Wechsel des Blickwinkels, denn aktuell wird der Wert eines Waldes wirtschaftlich in Geld gemessen und nicht im ökologischen Sinne. Dem Wittislinger Gemeinderat haben die Experten diesen anderen Blick bei ihrer „Außen-Sitzung“ vor Ort vergangene Woche gezeigt.

    Nach dem Gang durch den Wald muss das Gremium um Bürgermeister Thomas Reicherzer aber noch über andere Projekte entscheiden – im Pfarrheim dann. Unter anderem muss der Hochbehälter in Wittislingen, der für die Bereitstellung des Wassers in der Gemeinde zuständig ist, saniert werden. Günther Störzer von der Landeswasserversorgung Stuttgart hat dafür mit seinem Team eine genaue Untersuchung durchgeführt und festgestellt, dass viele Teile deutlich veraltet sind. Die Ergebnisse stellt er in der Gemeinderatssitzung vor. Zwei Pumpen aus dem Jahr 1999 sind für den Wasserfluss in Haushalten zuständig, zusätzlich ist eine größere Feuerlöschpumpe von 1987 vorhanden. Damit die Pumpen nicht wegen kleineren Wassermengen aktiviert werden, gibt es einen Druckkessel, in dem Wasser gespeichert wird.

    Eltern parken falsch und blockieren Zufahrt

    Die beiden Pumpen sind zwar noch betriebsfähig, allerdings nicht mehr mit heutiger Effizienz zu vergleichen, denn sie sind eigentlich zu groß für den Wasserverbrauch der Wittislinger. Damit verbrauchen sie auch mehr Strom als nötig wäre. Aktuell liegt die Leistung bei 29 Kubikmeter pro Stunde, „das ist als würde ich mit einem Lkw zum Einkaufen fahren“, sagt Störzer. Die neuen Pumpen sollen nur 15 Kubikmeter pro Stunde leisten. Ein Tausch ist allerdings nicht zwingend notwendig. Anders sieht es beim Druckkessel aus, dieser wird vom TÜV nicht mehr abgenommen, so der Experte weiter. Über die Jahre haben sich Verschmutzungen innerhalb des Kessels festgesetzt. Auch an der Steuerung hat Störzer Mängel festgestellt, diese sei mittlerweile so veraltet, dass man „Ersatzteile nur noch auf Ebay“ finde und im Notfall eventuell ein „Rentner aktiviert werden muss, der damals noch mit der Steuerung programmiert hat“. Dieses Steuerungssystem würde nicht mehr in der Ausbildung gelehrt.

    Die Gesamtrechnung für einen kompletten Tausch der Anlage beläuft sich auf ungefähr 75000 Euro. Möglich wäre, dass erst die notwendigen Arbeiten gemacht und die Pumpen in zehn bis 15 Jahren angegangen werden. Die Entscheidung wurde vorerst vertagt, bis eine Kostenkalkulation beider Varianten – mit und ohne Pumpenersatz – vorliegt. „Wir wollen eine gut informierte Entscheidung treffen“, sagt Bürgermeister Reicherzer.

    Keine Verkehrsberuhigung in der Römerstraße

    Eine Entscheidung ist dagegen bereits für die Römerstraße in Richtung Alemannenstraße gefallen – es soll vorerst keine bauliche Maßnahme zur Verkehrsberuhigung geben. Die Gemeinderäte sind sich einig, Sackgassenschilder sollten ausreichen. Ein Gesprächstermin zwischen Bürgermeister und den Anwohnern ist in Planung, anschließend wird das weitere Vorgehen besprochen.

    Ein anderes Ärgernis stellt sich in der Bahnhofsstraße dar. Dort, so wird es im Gemeinderat besprochen, blockieren Eltern mit ihren Autos die Bushaltestelle – trotz nebenstehendem Parkplatz. Auch die Weiterfahrt des Busses werde dadurch oftmals behindert. Da Elternbriefe nicht helfen würden und die Stelle mit Blick auf dunkle Wintermorgen ein Unfallrisiko für die Kinder berge, solle ein absolutes Halteverbot eingeführt werden.

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