Am Freitag geht in Wittislingen eine 25-jährige Ära der Nahversorgung zu Ende. Georg Keim und seine Frau Regina schließen ihren Edeka-Lebensmittelmarkt in der Egaustraße, in dem auch ihre Tochter Vanessa lange Zeit mitgearbeitet hat. Die Frage ist: Wann kommt eine neue Filiale?
Der Edeka in Wittislingen schließt - so soll es weitergehen
„Die Gründe sind vielfältig“, sagt Keim. „Unser Laden ist zu klein für eine Erweiterung des Sortiments, wie sie in heutigen Zeiten notwendig ist.“ 400 Quadratmeter Verkaufsfläche reichten heutzutage einfach nicht mehr aus. So wäre beispielsweise das jeweilige Sortiment von bio-, regional- und vegetarischen Produkten zu erweitern gewesen, da in diesen Segmenten die Nachfrage Jahr für Jahr steigt. Dies sei jedoch neben einer Grundversorgung mit diesen Artikeln aus den angesprochenen Gründen nicht möglich gewesen.
Darüber hinaus seien auch die Auflagen nicht nur durch die Corona-Pandemie immer mehr geworden, sagt der Marktleiter. Deshalb, und aus Personalgründen, habe er die Fleischtheke bereits vor einigen Wochen einstellen müssen. Bedauerlich sei für das Ehepaar, dass mit der Schließung des Geschäfts auch alle neun Teilzeitkräfte ihre Arbeit verlieren, fügt Regina Keim hinzu. Wie es mit dem Ehepaar selbst beruflich weitergeht, stehe ebenfalls noch nicht fest.
Lücke in der Nahversorgung
Die Schließung der Edeka-Filiale reißt eine Lücke in die Nahversorgung der Marktgemeinde. Neben dem Supermarkt Edeka gibt es aktuell lediglich noch den Discounter Penny, außerhalb des Orts auf halbem Weg nach Zöschlingsweiler. Wie es mit der Nahversorgung weitergeht, weiß Georg Keim nicht. Zwar sei die Rede davon gewesen, dass im Frühjahr des laufenden Jahres bereits mit dem Bau eines Edeka-Marktes beim Sportplatz begonnen werden sollte, doch geschehen ist bislang noch nichts. Ähnliche Gerüchte hört man im Ort immer wieder. Wann geht es mit dem Bau also voran?
Beim Edeka-Konzern will man diese Gerüchte gegenüber unserer Redaktion nicht kommentieren, versichert aber, im Modernisierungsprozess des Filialnetzes stets „einen nahtlosen Übergang“ anzustreben. In Wittislingen ist dieser nicht gegeben. Schuld daran sei die aktuelle Lage. Mit einer Eröffnung des neuen Geschäfts in der Zöschlingsweiler Straße, direkt neben der Filiale von Penny, sei deshalb wahrscheinlich nicht vor Herbst kommenden Jahres zu rechnen. „Aus diesem Grund stehen wir mit dem Vermieter und der Gemeinde im regen Austausch, um die Marktentwicklung voranzutreiben“, heißt es vonseiten des Konzerns.
Es gibt noch den Penny-Markt
Konkrete Pläne, wie der neue Markt einmal aussehen wird, sind noch nicht öffentlich. Bürgermeister Thomas Reicherzer (SPD) zufolge sollen diese aber voraussichtlich in der nächsten Gemeinderatssitzung am kommenden Dienstag, 4. August, vorgestellt und beraten werden (Bericht folgt). „Das Thema hat bei uns eine hohe Bedeutung“, sagt er. Deshalb halte man die Sitzung noch im August ab, wenn andere Kommunalparlamente Pause machen. Zum ersten Mal behandelt worden sei das Thema in der Sitzung im Juli 2019.
Eine Lücke in der Nahversorgung sieht Reicherzer mit der Schließung der aktuellen Filiale wiederum nicht – und verweist auf den Penny-Markt. „Selbstverständlich fehlt für unsere älteren Mitbürger ein fußläufig zu erreichendes Angebot im Ortskern. Hieran wird aber auch der Neubau des Edekas nichts ändern“, so der Bürgermeister. Er hoffe aber, dass die Lücke im Ortskern durch den seit 2016 bestehenden Bürgerservice Egautal geschlossen werden könne. Dort können Bürger anrufen, die Unterstützung – sei es beim Einkauf oder auch bei anderen Dingen – brauchen können. Freiwillige Helfer stehen ihnen dann tatkräftig zur Verfügung.
Leerstand soll vermieden werden
Auch wenn die genauen Pläne erst noch vorgestellt werden. So viel kann Reicherzer schon jetzt sagen: Um die künftige Filiale gut erreichen zu können, sind auch Baumaßnahmen an der angrenzenden Staatsstraße nötig. Diese soll dann aufgeweitet und um eine Linksabbiegespur erweitert werden.
Unklar ist bislang auch, was mit der aktuellen, ab kommender Woche wohl leer stehenden Filiale in der Ortsmitte geschehen wird. Der Kommune, so Reicherzer, seien zumindest keine Pläne bekannt. Man stehe dem Besitzer aber beratend zur Seite, um einen Leerstand zu vermeiden.
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