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Wertingen: Wertingen bekommt einen Medizincampus

Wertingen

Wertingen bekommt einen Medizincampus

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    Das Wertinger Kreiskrankenhaus auf dem Ebersberg soll einen Medizincampus bekommen. Stationäre und ambulante medizinische Angebote sollen so verzahnt werden. Einen Investor gibt es schon.
    Das Wertinger Kreiskrankenhaus auf dem Ebersberg soll einen Medizincampus bekommen. Stationäre und ambulante medizinische Angebote sollen so verzahnt werden. Einen Investor gibt es schon. Foto: Andreas Dengler

    Die beiden Kreiskliniken in Dillingen und Wertingen sind immer wieder Thema. Beide sind defizitär, beide sind in Trägerschaft des Landkreises Dillingen. Zwei Kreisräte, die das jahrelang kritisiert haben, Siegfried Wölz (SPD) und Georg Barfuß (FDP), werden im nächsten Jahr nicht mehr im Gremium sitzen. Parallel dazu tut sich an den Krankenhäusern einiges. Wie berichtet, wurde die Zentralsterilisation in Dillingen zusammengelegt. Die Geburtshilfe erhielt eine Million Euro vom Freistaat, um das Defizit auszugleichen. Und auch in Wertingen passiert etwas. Wie Landrat Leo Schrell sagte, soll dort ein Medizincampus errichtet werden: Zwischen acht und zehn Ärzte könnten ihre Praxis direkt am Krankenhaus haben. Für Patienten, ob ambulant oder stationär, wäre das ein zentraler Anlaufpunkt. „Diese Idee hat mich schon länger beschäftigt. Jetzt kam ein Investor auf uns zu, weil er davon wusste“, erklärte Schrell. Es hätten bereits Gespräche mit Chefärzten stattgefunden. „Zwischen fünf und zehn Ärzte haben auch schon ihr Interesse signalisiert, in so ein Ärztezentrum zu gehen.“ Schrell sieht folgende Vorteile im Medizincampus: Eine attraktive Anlaufstelle für Patienten, mögliche Synergieeffekte im medizinisch und technischen Bereich, die Verzahnung von ambulanter und stationärer Betreuung und die langfristige Sicherung des Standortes in Wertingen. Bereits 2020 sollen die Gespräche zu einem Abschluss kommen, dann könne man in die Planung einsteigen. „Wir wollen nicht sparen, sondern die medizinische Versorgung optimieren“, betonte Schrell. „Die Menschen sollen wissen, dass da oben auf dem Ebersberg Hilfe ist.“

    Es geht um den Krankenhaus-Standort Wertingen

    Auf das Dillinger Krankenhaus machte im Dezember wieder das Konzept „Beste Landpartie Allgemeinmedizin“ aufmerksam. Mehrere Studenten der TU München schauten sich auf Einladung von Chefärztin Dr. Ulrike Bechtel, von der das Konzept stammt, die Klinik und die Stadt an, wurden von Landrat und Oberbürgermeister Frank Kunz empfangen (wir berichteten). Auch Schrell fand: Das Bela habe Dillingen deutschlandweit bekannt gemacht. Hat der Aufsichtsratschef der Krankenhäuser, ebenfalls Leo Schrell, da nicht Angst, dass ihm die erfolgreiche Ärztin abgeworben wird? „Nein.“ Der Landkreis habe das Projekt Bela noch vor dem Freistaat unterstützt. Die Rahmenbedingungen seien gut, die Strukturen funktionieren und der Landkreis stehe dahinter. Außerdem so Schrell, gebe es viele Ärzte, die von privaten Einrichtungen gezielt an öffentliche wechseln. „Warum auch immer.“

    Am Dillinger Krankenhaus hatte sich im vergangenen Jahr aber auch ein sehr tragischer Vorfall ereignet. Ein Dreijähriger war so schwer verletzt eingeliefert worden, dass die Ärzte um sein Leben kämpften. Der Bub wurde nach Augsburg überwiesen, war jedoch nicht mehr zu retten. Sein Todesfall hatte viele Diskussionen ausgelöst, nachdem bekanntgeworden war, dass die Familie des Kindes in Halle an der Saale vom Jugendamt betreut worden war, in Dillingen nicht. Und ein Hinweis einer Anruferin über die Familie zwar am Veterinäramt eingegangen war, aber nicht ans Jugendamt weitergegeben wurde. „Dieser Fall macht mich sehr, sehr betroffen“, sagte Schrell dazu. „Wir versuchen alles, aber es reicht nicht, um solche Fälle zu verhindern.“ Als Schrell ins Amt kam, habe der Kreis insgesamt fünf Millionen Euro in die Jugendhilfe investiert. Nächstes Jahr werden es 10,2 Millionen Euro sein. Es werde also nicht gespart, sondern immer mehr Projekte begonnen. „Wir haben eine sehr gute Organisation, hochsensible Mitarbeiter, aber wir können trotzdem nicht für die Sicherheit jedes Kindes garantieren. Das verursacht ein Gefühl der Hilflosigkeit.“ 2019 wurden mehr Kinder im Landkreis Dillingen aus Familien herausgeholt als im vergangenen Jahr – und das geht nur nach richterlichem Beschluss.

    Reinhold Sing verlässt den Kreistag

    Neben den beiden angesprochenen Kreistagskollegen Barfuß und Wölz wird noch ein anderer langjähriger Politiker das Gremium verlassen: Reinhold Sing. Und wiederum ein anderer geht für eine andere Partei an den Start. Thomas Demel von der CSU kandidiert wie berichtet nun für die Freien Wähler – auf Initiative vom Landrat. „Ich freue mich darüber“, meinte Leo Schrell. Demel sei ein erfahrener Kreispolitiker, mit gutem Sachverstand, der mit fundierten Beiträgen in den Gremien agiere. Der Wechsel sei laut Schrell mit den betroffenen Fraktionen und Vereinen abgesprochen gewesen. Er hofft, dass auch der neue Kreistag einen sachlichen, fairen Umgang pflegen wird und die Diskussion auf menschlicher Ebene erhalten bleibt. Man habe eine Vorbildfunktion. „Gräben, die in politischen Gremien aufgerissen werden, werden in der Öffentlichkeit sichtbar. Das darf nicht sein.“

    Vor allem drei Bauprojekte stehen in den nächsten Jahren an: Die Sanierung des Johann-Michael-Sailer-Gymnasiums in Dillingen soll 2023 abgeschlossen sein. Ums Landratsamt herum, das ebenfalls saniert wurde, stehen im kommenden Jahr noch die Außenanlagen an. Und auch die Sanierung der Berufsschule Höchstädt sei in der Planung. 2021 soll der dringend notwendige Umbau beginnen. „Aber während des laufenden Betriebes und mitten im HQ-100 Gebiet – das macht es alles nicht einfacher“, betonte der Landrat. Der Druck sei überhaupt nur entstanden, weil man die 740 Quadratmeter der benachbarten Grundschule nicht wie geplant bis 2029 anmieten konnte. „Weil der Schulverband uns abgesagt hat, mussten wir umplanen.“

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