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Wertingen: Wertinger Bestatter: So hat sich der Job durch Corona verändert

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Wertinger Bestatter: So hat sich der Job durch Corona verändert

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    Maik König im Ausstellungsraum seines Bestattungsinstitutes in Wertingen. 90 Prozent seiner Arbeit spiele sich im Büro ab, etwa mit Dokumenten, Sterbebildern und Zeitungsannoncen, berichtet der 38-Jährige.
    Maik König im Ausstellungsraum seines Bestattungsinstitutes in Wertingen. 90 Prozent seiner Arbeit spiele sich im Büro ab, etwa mit Dokumenten, Sterbebildern und Zeitungsannoncen, berichtet der 38-Jährige. Foto: Andreas Schopf

    Wegen Corona sollen wir alle Masken tragen. Andere tun es berufsbedingt oder im Notfall. Anlass genug, die anderen Maskenträger vorzustellen. Dieses Mal: Bestatter.

    Geschützt hat er sich in seinem Beruf schon immer. Grüner Ganzkörperanzug, Überzug für die Schuhe, mehrere Lagen Handschuhe, Brillenschutz, FFP3-Gesichtsmaske: In dieser Montur betreibt Maik König mitunter seine Tätigkeit – als Bestatter. Es gehe darum, sicher mit infektiösen Verstorbenen zu arbeiten, sagt der Geschäftsführer von Bönsel Bestattungen in Wertingen. Dort ist der ehemalige Meitinger seit 2013 tätig, 2017 übernahm er den Betrieb. Manche Krankenhäuser würden diese Schutzkleidung ohnehin vorschreiben. Und nicht zuletzt sei ein sauberer Eindruck wichtig, den man als Bestatter bei der Abholung und Einsargung der Verstorbenen machen möchte.

    Beruf des Bestatters ist anspruchsvoller geworden

    In Corona-Zeiten sei sein Beruf noch anspruchsvoller geworden, berichtet König. Der 38-Jährige mit Brille und Vollbart sitzt in seinem Büro in Wertingen und spricht mit langsamer, kräftiger Stimme über das, was sich in den vergangenen Monaten in seiner Branche verändert hat. Natürlich müsse man den Fokus noch mehr auf die Hygiene legen, sagt er. Als Bestatter trage man nun einen noch dickeren Schutzmantel mit Kapuze. Die Ausrüstung trage man so lange, bis der Sarg tatsächlich versiegelt ist. Im Falle einer Corona-Infektion wird der Verstorbene mit Tüchern bedeckt, die in einer Alkohollösung getränkt worden sind, um die Verbreitung von Viren und Bakterien zu verhindern. Außerdem wird der Körper ohne Kleidung in einem Leichensack verschlossen, bevor er in den Sarg gelegt wird.

    Durch dieses Vorgehen fallen einige traditionelle Rituale weg. Normalerweise wird der Leichnam auf seinem letzten Weg noch einmal gekleidet und hergerichtet. Die Haare werden gekämmt, eine spezielle Creme sorgt für ein frisches Aussehen, ein leichter Puder für einen natürlichen Teint. „Das alles fällt bei einer Corona-Infektion weg“, sagt König. Er betont aber, dass auch in diesem Fall der Verstorbene würdevoll in den Sarg gebettet wird. Der Bestatter erzählt von einem entsprechenden Fall, den er selbst begleitet hat, bei dem die Angehörigen symbolisch Oberteil und Hose über den Leichensack gelegt haben. Nach dem Kontakt mit dem Infizierten habe er seinen Schutzmantel und die Kleidung darunter sofort gewaschen, auch den Leichenwagen habe er rundherum desinfiziert. „Das ist natürlich viel Aufwand“, sagt König. Aber man wolle schließlich auf Nummer sicher gehen.

    Eine Tradition ist ihm wichtig

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    Eine Tradition ist ihm auch in Corona-Zeiten ein Anliegen. Derzeit dürfen Angehörige aus Sicherheitsgründen, wenn der Sarg einmal verschlossen wurde, theoretisch nicht mehr vom Verstorbenen Abschied nehmen, berichtet der Wertinger Bestatter. „Den Leuten ist das aber sehr wichtig, sie brauchen diese Verabschiedung.“ Und auch ihm selbst sei es sehr wichtig, diese Tradition zu wahren. Wenn es also keine Hinweise auf eine Corona-Infektion gibt, lasse er die Hinterbliebenen noch einmal an den Sarg, so König.

    Ein schwieriges Thema waren in den vergangenen Monaten auch die Bestattungen. Aufgrund der Corona-Verordnungen waren Leichenhäuser gesperrt und zum Teil nur noch 15 Personen für Trauerfeiern zugelassen. „Das war belastend“, sagt König – und für ihn mit deutlich mehr Arbeitsaufwand verbunden. Es ging zunächst darum, den Teilnehmerkreis festzulegen. Man habe bei den Verwandten ersten Grades begonnen, und sich dann nach unten gearbeitet. Es musste eine Teilnehmerliste geführt werden, auf der jeder Gast unterschreibt. Zum Teil war es so, dass im Vorfeld einer Bestattung mehr Leute in die Kirche kamen, als im Anschluss bei der Beerdigung zugelassen waren. In diesem Fall gab man „Eintrittskarten“ aus, die die Besucher am Friedhofstor vorzeigen mussten, berichtet König. Bis heute darf man bei Beerdigungen weder Weihwasser noch Erde benutzen. Der Grund: Eine Schaufel beispielsweise würde durch die vielen Hände der Trauernden wandern – so wäre das Risiko, Viren weiterzugeben, erhöht, erklärt König.

    Die Menschen in Wertingen werden wieder vorsichtiger

    Aktuell sind wieder deutlich mehr Personen bei Trauerfeiern zugelassen. Die Situation habe sich gebessert. Doch angesichts steigender Infektionszahlen spüre man, dass die Leute wieder vorsichtiger werden. König berichtet von einem aktuellen Fall, bei dem eine Familie kurzfristig die Beerdigung auf den engsten Kreis beschränkte.

    Einen Punkt sieht er als Bestatter kritisch. In der Hochzeit der Corona-Krise gingen Bilder aus den USA um die Welt. Darauf waren Massengräber von Covid-19-Toten zu sehen – ein Sarg neben dem anderen in der Erde. Doch ist die Erdbestattung in diesem Fall überhaupt das Richtige? König sagt: nein. „Das Virus könnte in der Kälte des Bodens überleben.“ Deshalb seien aus seiner Sicht Feuerbestattungen vorzuziehen. So habe man den einzigen Corona-Toten, mit dem er zu tun hatte, verbrannt – und so würden es alle Kollegen handhaben, die er kennt, sagt König.

    90 Prozent der Arbeit im Büro

    90 Prozent seiner Arbeit spiele sich im Büro ab, wenn er sich zum Beispiel um Dokumente, Sterbebilder und Zeitungsannoncen kümmert. Doch wie belastend ist seine Tätigkeit insgesamt? Nur zwei Mal in 16 Jahren Berufserfahrung sei es ihm passiert, dass ihn schwierige Erlebnisse auch im Privaten nicht mehr losließen. „Man sollte trennen können.“

    Weitere Bestatter im Landkreis Dillingen: Düthorn in Dillingen, Landrichinger in Dillingen und Lauingen, Werner in Bissingen und Wittislingen, Friedrich in Gundelfingen und Höchstädt sowie Friede in Wertingen.

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