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Wertingen: Tritt Johann Häusler bei der nächsten Landtagswahl wieder an?

Wertingen

Tritt Johann Häusler bei der nächsten Landtagswahl wieder an?

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    Dieses Bild zeigt den FW-Abgeordneten nicht vor dem Landtag in München, sondern vor seinem Büro in der Laugnastraße in Wertingen. Der 69-Jährige spricht in einem Interview über seine Themenschwerpunkte und das Glück, das er jüngst bei einem Treppensturz hatte.
    Dieses Bild zeigt den FW-Abgeordneten nicht vor dem Landtag in München, sondern vor seinem Büro in der Laugnastraße in Wertingen. Der 69-Jährige spricht in einem Interview über seine Themenschwerpunkte und das Glück, das er jüngst bei einem Treppensturz hatte. Foto: Berthold Veh

    Seit 2014 sitzt Johann Häusler von den Freien Wählern im Bayerischen Landtag. In diesen Tagen wurde der Biberbacher als stellvertretender Vorsitzender der FW-Landtagsfraktion bestätigt. Bei einem Interview in seinem Wertinger Büro anlässlich der Halbzeit der Legislaturperiode verrät der 69-Jährige ganz nebenbei eine dramatische Begebenheit. Denn Häusler hatte, wie unserer Zeitung jetzt bekannt wurde, vor einigen Wochen viel Glück im Unglück.

    Hallo, Herr Häusler. Wie geht es Ihnen?

    Johann Häusler: Inzwischen wieder ganz gut.

    Was ist denn passiert?

    Häulser: Ich hatte Riesenglück, denn ich bin im Dezember auf der Treppe im Bürogebäude des Landtags gestürzt. Emotional war das für mich ein Problem, denn ich war etwa vier Stunden ohne Bewusstsein. Als ich aufwachte, lag ich im Unfallklinikum der Ludwig-Maximilians-Universität. Beim Treppensturz hatte ich eine Wunde am Kopf erlitten und viel Blut verloren. Aber jetzt ist alles wieder einigermaßen in Ordnung. Nur die Bandscheiben sind etwas verschoben und zwicken noch. Die Erste Hilfe war im Übrigen eine parteiübergreifende Aktion. Der Grünen-Abgeordnete Johannes Becher war Ersthelfer, und Benjamin Miskowitsch von der CSU hat mich erstversorgt.

    Dann weiter gute Besserung. Sind Sie eigentlich schon gegen Corona geimpft?

    Häulser: Ich habe überraschenderweise am Freitag einen Termin bekommen. Im Landkreis Augsburg waren zusätzliche Mengen des Impfstoffs AstraZeneca vorhanden. Die 60- bis 70-Jährigen konnten sich für diese 3500 Dosen anmelden. Und da habe ich mit meiner Frau einen Termin bekommen.

    Wie hat Corona Ihre politische Arbeit verändert?

    Häulser: Auf der einen Seite habe ich jetzt am Abend oft frei, denn es ist derzeit vielleicht noch eine Videokonferenz pro Woche in den Abendstunden. Auf der anderen Seite kümmere ich mich sehr viel mehr um ganz individuelle Probleme von Menschen, die bei mir Rat suchen. Etwa um Gastronomen, die nicht öffnen dürfen, Hoteliers, die ihr Personal verlieren, Selbstständige, die keine Corona-Hilfe bekommen haben, Arbeiter, denen 900 Euro Kurzarbeiter-Geld im Monat nicht reicht… Ich bekomme ganz viele kritische Mails zur Corona-Politik. Und ich beantworte in der Regel alle, das sind oft 25 Emails täglich.

    Stehen Sie hinter der Corona-Politik?

    Häulser: Ich warne davor, Corona auf die leichte Schulter zu nehmen. Die Erhöhung der Sterblichkeit ist in dieser Pandemie signifikant. Ich bin der Meinung, dass wir die Bewältigung der Krise in Bayern im Großen und Ganzen vernünftig hinbekommen haben. Die Freien Wähler fordern aber auch, nicht nur auf die Inzidenzwerte zu achten, sondern auf die Gesamtlage, etwa die Verfügbarkeit von Intensiv-Betten. Wir reichen jetzt auch Verfassungsklage gegen das Bundesinfektionsschutzgesetz ein, weil dadurch Click und Meet sowie Click und Collect ab einer Inzidenz von 100 nicht mehr möglich sein werden. Wir müssen unsere Händler schützen. Denn die Pandemie hat den Wandel verstärkt – weg von lokalen Einzelhändlern hin zu großen Online-Konzernen. Und warum sollte man im Frühling nach 21 Uhr, wenn es hell ist, draußen nicht mehr spazieren gehen können. Auf der anderen Seite halten wir das Tragen von Masken für einen sinnvollen Infektionsschutz. Wenn darüber geklagt wird, dass auch Kinder eine Maske tragen müssen, dann ist das ein Problem der Eltern. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Kinder das ganz selbstverständlich akzeptieren.

    Vor Kurzem wurden Sie erneut zum stellvertretenden Vorsitzenden der FW-Landtagsfraktion mit ihren 27 Abgeordneten gewählt.

    Häulser: Das letzte Mal habe ich drei Wahlgänge gebraucht, dieses Mal wurde ich im ersten Anlauf gewählt. Mit so vielen Stimmen hatte ich nicht gerechnet. Ich empfinde es so, dass meine Arbeit honoriert wurde.

    Was sind Ihre Schwerpunkte in dieser Legislaturperiode?

    Häulser: Ich bin Mitglied im Sozialausschuss. Und im Rahmen meiner Vorstandstätigkeit kümmere ich mich als ehemaliger Landwirt und langjähriger Geschäftsführer der Erzeugergemeinschaft Franken-Schwaben um Fragen der Landwirtschaft. Zentrales Thema war für mich, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu stärken. Elterngeld, Krippengeld, Freistellung von Kindergartengebühren – bis zur Einschulung sollte die Betreuung für Familien kostenfrei sein. Das haben wir erreicht. Zusammen mit der CSU haben die Freien Wähler 73.000 zusätzliche Kindergartenplätze gefördert, 2000 weitere Assistenzkräfte wurden eingestellt. Wirtschaftspolitisch ging es mir um die Förderung der Erneuerbaren Energien und der technologischen Entwicklung.

    Was sagen Sie zu Söders Ambitionen, Bundeskanzler werden zu wollen?

    Häulser: Mich hat nur überrascht, wie er das eingefädelt hat. Söder wollte ja zur Kandidatur gedrängt werden. Nachdem das niemand von der CDU gemacht hat, wurde er selbst aktiv.

    Was halten Sie davon?

    Häulser: Je länger die Entscheidung dauert, desto besser werden Söders Chancen. Ich würde es ihm wünschen.

    Damit Sie ihn in München loshaben?

    Häulser: Es ist nicht nachteilig, wenn Söder in Berlin ist. Mit Armin Laschet sind die Chancen auf eine unionsgeführte Regierung gering. Söder führt besser, er ist ein charismatischerer Wahlkämpfer. Mir missfällt es mitunter auch, dass er uns manchmal bevormundet. Aber Markus Söder ist ein Macher-Typ und gegenwärtig der Einzige, der ein Links-Bündnis in Berlin verhindern kann.

    Welche Ziele verfolgen Sie für den zweiten Teil der Legislaturperiode?

    Häulser: Wir brauchen einen Runden Tisch mit allen relevanten Verbänden und Organisationen zur Zukunftsfähigkeit der Landwirtschaft. Außerdem ist mir ein Seniorenmitwirkungsgesetz ein Herzensanliegen. In jeder Kommune ab 5000 oder 10.000 Einwohnern sollte es einen gewählten Seniorenbeirat geben, der die Interessen der älteren Mitbürger vertritt.

    Thema Alter. Bei der nächsten Landtagswahl sind Sie 71. Treten Sie 2023 nochmals an?

    Häulser: Diese Frage kann ich heute nicht beantworten. Von der Sache her traue ich mir das absolut zu, ich habe jetzt so viele Einflussmöglichkeiten, um die Zukunft unserer Heimat mitgestalten zu können. Aber ich weiß nicht, ob ich das in zweieinhalb Jahren alles leisten kann. Zudem liegt der Ball nicht bei mir, sondern bei den FW-Kreisverbänden Dillingen und Augsburg, ob sie mir noch mal ein Angebot machen. Wenn ein junger Kollege da ist, der unbedingt antreten will, würde ich sicher nicht im Wege stehen. Ich habe den Generationenwechsel immer unterstützt und mich beispielsweise vehement dafür eingesetzt, dass mein Parteifreund Fabian Mehring einen guten Platz auf der schwäbischen Wahlkreisliste bekommt. Auf der anderen Seite macht mir meine Arbeit richtig Spaß. Stand heute kann ich mir eine Kandidatur 2023 sehr gut vorstellen.

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