Startseite
Icon Pfeil nach unten
Dillingen
Icon Pfeil nach unten

Wertingen: Mehr Dialog zwischen Imkern und Bauern

Wertingen

Mehr Dialog zwischen Imkern und Bauern

    • |
    Bienen sind wichtig für die Natur - aber es gibt immer weniger davon.
    Bienen sind wichtig für die Natur - aber es gibt immer weniger davon. Foto: Anne Wall (Symbol)

    Was tun die Landwirte im Landkreis bereits für den Insektenschutz? Was muss weiter passieren, damit das Bienensterben gestoppt wird und die Artenvielfalt erhalten bleibt? Wie können Imker und Bauern künftig besser zusammenarbeiten?

    Stephan Haase, Pflanzenbauer und Lehrer an der Wertinger Landwirtschaftschule, regte zu diesen Fragen eine Diskussion in seinem Unterricht an. Dazu lud er Uwe Kummer ein, den Vorsitzenden des Imkervereins Welden. Die angehenden Meister der Landwirtschaft im ersten Semester stellten sich als diskussionsfreudige Gesprächspartner heraus, denen der Schutz der Insekten und Bienen wichtig ist – unter bestimmten Bedingungen.

    Ein Landwirt erwirtschaftet mit seinem Betrieb seinen Lebensunterhalt und versorgt die Bevölkerung mit Lebensmitteln. Förderungen vom Staat gibt es oftmals nur, wenn der Bauer bestimmte Vorgaben einhält. Aufgrund der EU-Agrarreform von 2015 sind viele zu Greening verpflichtet, das heißt, sie müssen fünf Prozent ihrer Ackerflächen als ökologische Vorrangflächen (ÖVF) entsprechend bewirtschaften und somit gewisse Fruchtfolgen einhalten. Der Eindruck der Menschen, dass es zunehmend Monokulturen gäbe, sei nicht gerechtfertigt, stellen einige Schüler und Lehrer Haase klar. Kummer würde sich wünschen, dass die Bauern eine Zwischenfrucht wählen, die Insekten und Bienen Nahrung bietet. Einige Studenten entgegnen, dass sie dies bereits berücksichtigen, vorrangig jedoch „die Kühe gefüttert werden müssen“. Ein Imker betreibt sein Hobby dagegen in der Freizeit. Eine weitere Möglichkeit, Insekten und Bienen Lebensraum zu bieten, sei die Anlage von Blühstreifen an den Äckern. Infrage kommen Saatmischungen, die geeignet sind für die heimischen Bienen und Insekten.

    Imker: Die Bauern haben Einfluss auf Erhalt der Biene

    Der Imker spricht von einer größer werdenden Lücke in der Artenvielfalt. Die Varroamilbe sei einer der bedeutendsten Schädlinge, von dem die Bienen befallen sind, wodurch die Tiere bereits geschwächt sind. Es bedarf mindestens 5000 Bienen, um genügend Wärme im Bienenstock erzeugen zu können. Findet im Winter keine Behandlung durch den Imker statt und sinkt die Anzahl darunter, sterbe oft das gesamte Volk. Hier sei der Imker gefordert – auf den Erhalt der Qualität der Produkte der Bienen hat der Bauer jedoch maßgeblichen Einfluss.

    Die Studenten erklären auch konkret, was sie bereits für den Erhalt der Artenvielfalt tun. Ein Student berichtet, dass er ein Haferfeld, das sich in der Nähe eines Imkers befindet, nicht spritze, sondern nur mit Gülle dünge. Ein anderer sagt, er habe eine Kleegrasmischung angesät – dort würden sich viele Insekten tummeln. Ein weiterer arbeite gut mit einem Imker in der Nähe zusammen. Er gebe Bescheid, wenn er seine Felder spritzen wolle.

    Wann darf was gespritzt werden?

    Die Diskussion um Spritzmittel ist ein zentrales Thema. Bienen merken sich Zugangspunkte zu Wasser in der Umgebung, können laut Kummer jedoch nicht zwischen Regen und Spritzmitteln unterscheiden. Nehmen die Tiere das Gift auf, tragen sie es in sich und in den Bienenstock. Um das zu vermeiden, ist die Bitte des Imkers, außerhalb der Zeiten des Bienenflugs zu spritzen. Es gibt es konkrete Vorgaben, wann bienengefährliche Pflanzenschutzmittel ausgebracht werden dürfen, erklärt Haase: Abends, nach Ende des täglichen Bienenflugs, bis 23 Uhr. Die jungen Bauern prüften vorab, ob der Einsatz von Spritzmitteln überhaupt notwendig ist. Der chemische Pflanzenschutz stehe ganz am Ende der Kette. Zudem fügt Haase an, dass das Julius-Kühn-Institut die Gefährlichkeit der Pflanzenschutzmittel einstufe und ein Landwirt so Hilfestellung bei der Auswahl bekomme. Das Wissen, auf das der Landwirt heutzutage zurückgreifen könne, sei Fluch und Segen zugleich. Kummer betont, dass die junge Generation durch das breit gefächerte Bildungsangebot „Bescheid wisse“ und richtig handeln könne. Dadurch tragen sie zugleich mehr Verantwortung. Weiter regt Kummer an, mehr Hecken zu pflanzen. Strukturelemente in den Fluren bieten Insekten Rückzugspunkte. Für die Landwirte birgt dies aber Tücken: Einige berichten, die Mehrarbeit bliebe beim Bauern hängen, da sich die Gemeinden oft nicht oder nachlässig um die Pflege kümmerten. Außerdem könnten Fluren durch wachsende Hecken nicht mehr gut bearbeitet werden. Der Aufwand stehe oft nicht im Verhältnis zu den Kosten.

    Konkrete Hilfen gefragt

    Dass den Studierenden die angesprochenen Themen wichtig sind, zeigen ihre Fragen, was sie denn aus Imkersicht konkret tun könnten. Wichtig sei auch, die getätigten Maßnahmen in der Bevölkerung publik zu machen, in Form von Hinweistafeln an Blühstreifen oder Infoblättern im Hofladen. „Die Güter gehören nicht uns, wir leihen sie nur, solange wir leben. Wichtig ist, dass wir das, was noch vorhanden ist, pfleglich behandeln und in einem guten Zustand weitergeben“, unterstreicht Kummer seine Ausführungen.

    Lesen Sie dazu auch: Warum fällt dem Landkreis Dillingen bio so schwer?

    und: Wer hat ein ganzes Bienenvolk weggeworfen?

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden