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Wertingen: Erwin Müller baut 70 Stellen ab

Wertingen

Erwin Müller baut 70 Stellen ab

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    Die Erwin Müller Group im Wertinger Stadtteil Geratshofen ist ein großer Zulieferer für die Hotellerie- und Gastronomiebranche. Weil es den Wirten nach dem Corona-Lockdown immer noch schlecht geht, ist das Unternehmen in der Zusamstadt in der Krise. Um die Arbeitsplätze zu erhalten, baut die Firma jetzt 70 Stellen ab.
    Die Erwin Müller Group im Wertinger Stadtteil Geratshofen ist ein großer Zulieferer für die Hotellerie- und Gastronomiebranche. Weil es den Wirten nach dem Corona-Lockdown immer noch schlecht geht, ist das Unternehmen in der Zusamstadt in der Krise. Um die Arbeitsplätze zu erhalten, baut die Firma jetzt 70 Stellen ab. Foto: Benjamin Reif

    Die Corona-Krise wirkt sich massiv auf die Erwin Müller Group in Wertingen aus. Die Umsätze des Zulieferers für die Gastronomie und die Hotellerie waren nach dem Lockdown im März auf Talfahrt. Und auch nach den Lockerungen verzeichnete die Firma weiter Umsatzeinbußen.

    Umsatzeinbußen am Beginn der Corona-Krise bis zu 90 Prozent

    Die Erwin Müller Group stemmt sich jetzt mit einem Personalabbau gegen die Krise. Am Firmenstandort im Wertinger Stadtteil Geratshofen werden 65 Stellen abgebaut, und am Standort in Nürnberg werden weitere fünf Arbeitsplätze gestrichen, teilt das Unternehmen am Freitag auf Anfrage unserer Zeitung mit.

    Die Erwin Müller Group ist eigenen Angaben zufolge europäischer Marktführer und Zulieferer der Gastronomie und Hotellerie im Non-Food-Bereich mit den Marken Vega, Erwin M., Pulsiva und Jobeline. Die Firma habe die Auswirkungen der Corona-Krise auf diese Branche in aller Härte zu spüren bekommen. Die erschwerten Marktbedingungen hätten zu drastischen Umsatzeinbrüchen in den Monaten März und April mit bis zu 90 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum geführt. Wie der Finanzchef und das zukünftige Vorstandsmitglied Tobias Steinbacher informiert, haben sich auch im Mai und Juni die Umsatzeinbußen mit einem Minus von bis zu 40 Prozent im Vergleich zum Vorjahr fortgesetzt. „Diese Situation führte zu einem massiv negativen Cashflow und erforderte ein schnelles und konsequentes Handeln durch die Unternehmensleitung“, heißt es in der Pressemitteilung der EM-Group.

    Die Zukunft der Branche ist laut EM-Group weiterhin ungewiss

    Obwohl mittlerweile die Restaurants und Hotels wieder öffnen durften, so sei doch die Zukunft der Branche mittelfristig weiterhin ungewiss. Neben dem deutschen Markt sind auch die Märkte Italien, Spanien und Frankreich besonders hart von der Corona-Krise betroffen. Auch in diesen Ländern unterhält die Erwin Müller Group, die zuletzt weltweit etwa 800 Menschen beschäftige, eigene Niederlassungen.

    Die Prognose des Finanzchefs Steinbacher fällt so aus: „Wir gehen davon aus, dass unsere Branche, welche mit am härtesten und unmittelbar von der Krise getroffen wurde, sehr früh die Auswirkungen zu spüren bekommen hat und aufgrund der andauernden Einschränkungen sich auch nur relativ langsam erholen wird.“ Für die Erwin Müller Group bedeute dies, dass man sich für längere Zeit auf ein deutlich geringeres Geschäftsvolumen einstellen müsse, um so das Unternehmen und somit die Arbeitsplätze langfristig zu sichern.

    "Der Abbau von Stellen war unvermeidlich"

    Das Management habe bereits Mitte März umfangreiche Sparmaßnahmen eingeleitet, um die Firma auf die veränderten Marktbedingungen einzustellen. Warenbestellungen seien gestoppt, Marketingausgaben sehr präzise auf die Erfordernisse der Krise ausgerichtet worden. Die Erwin Müller Group habe auch die Möglichkeiten der Kurzarbeit genutzt. „Mit der Schließung der Standorte in Bielefeld und München wurden die nächsten Schritte zur Fokussierung auf den Standort Wertingen und somit zur Arbeitsplatzsicherung in der Region ergriffen“, informiert das Unternehmen. Durch dieses schnelle und entschiedene Handeln hätten 470 Arbeitsplätze an den Standorten Wertingen und Nürnberg gesichert werden können. Und weiter heißt es in der Pressemitteilung: „Unvermeidlich war der kürzliche Abbau von 65 Stellen in der Firmenzentrale in Wertingen und fünf weiterer Stellen am Standort in Nürnberg.“

    Vorstandsvorsitzender Boris Steinhagen ist sich sicher, dass die Erwin Müller Group mit der angepassten Organisations-Struktur und ihrem zukunftsfähigen Geschäftsmodell weiterhin im Marktumfeld bestehen könne. „Durch die hervorragende Arbeit der Menschen in der Erwin Müller Group kommen wir erfolgreich durch diese Krise“, versichert Steinhagen.

    Entsetzen bei betroffenen Mitarbeitern

    Bei von der Kündigung betroffenen Mitarbeitern hat der Stellenabbau Entsetzen ausgelöst. Nach Informationen unserer Zeitung sollen sie in eine Transfergesellschaft wechseln, andernfalls drohe eine Kündigung zu schlechteren Konditionen. Es seien Beschäftigte betroffen, die bereits zwei Jahrzehnte bei der Wertinger Firma arbeiten. Und es gebe keinen Sozialplan, die Kriterien, nach denen gekündigt wurde, seien nicht ersichtlich, sagt eine Beschäftigte mit Kindern, die sich wie Kollegen juristische Beratung bei einem Anwalt gesucht hat. Im Übrigen seien nicht in allen Bereichen die Zahlen so schlecht. Die Nachfrage unserer Zeitung zu diesen Punkten bleibt am Freitag unbeantwortet. Eine Mitarbeitervertretung gibt es bei der Erwin Müller Group in Wertingen nicht.

    Bürgermeister Lehmeier überrascht der Personalabbau nicht

    Bürgermeister Willy Lehmeier sagt, dass er über den Personalabbau noch nicht informiert worden sei. Die Entwicklung bei der Erwin Müller Group überrasche ihn aber nicht. Die Betreiber von Hotels und Gaststätten seien wegen Corona in der Krise. Der Aufwand sei gegenwärtig gleich, der Ertrag aber wegen der Beschränkungen geringer. Und da sei es klar, dass sich Gastronomen gegenwärtig mit Investitionen zurückhalten. „Die Firmenleitung der Erwin Müller Group wird da reagieren müssen“, sagt Lehmeier.

    Die Gastronomie-Branche habe ein Problem, das sich unmittelbar auf das Wertinger Versandhandelsunternehmen auswirke, erläutert der Rathauschef. Und in Nachbarländern wie Spanien, Frankreich und Italien laufe es ja noch schlechter.

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