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Wertingen: Auf der Suche nach dem Grünen Knopf

Wertingen

Auf der Suche nach dem Grünen Knopf

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    Cathrin Schneider legt Wert auf nachhaltige und fair gehandelte Kleidung. So wählt sie möglichst Marken aus, die sich entsprechenden Prüfungen unterziehen. Oft ist dies durch ein Label auf dem Produkt ausgewiesen. Klassische Hemdenmarken dagegen verzichten auf ein Label, legen dafür den Werdegang ihrer Produkte übers Internet und in Prospekten offen.
    Cathrin Schneider legt Wert auf nachhaltige und fair gehandelte Kleidung. So wählt sie möglichst Marken aus, die sich entsprechenden Prüfungen unterziehen. Oft ist dies durch ein Label auf dem Produkt ausgewiesen. Klassische Hemdenmarken dagegen verzichten auf ein Label, legen dafür den Werdegang ihrer Produkte übers Internet und in Prospekten offen. Foto: Birgit Hassan

    Anlässlich der „Fashion Week“, der momentanen Modewoche in Berlin, macht Deutschlands Entwicklungsminister Gerd Müller einen neuen Megatrend aus, und der heißt Nachhaltigkeit. „Verantwortung ist immer in Mode“, erklärte der CSU-Politiker, der im Herbst ein staatliches Siegel für nachhaltige Kleidung etabliert hat, den „Grünen Knopf“. Während Modeexperten in

    Modehaus in Wertingen und Dillingen

    Los geht’s im Wertinger Damenbekleidungshaus Schneider. Pullover und Jacken, Hosen, Kleider und Blusen hängen dicht aneinandergereiht an den Ständern. Dazwischen auch so manches grünes Teil und Design auf den Etiketten. „Grüner Knopf“? – Fehlanzeige.

    Im Herrengeschäft schräg gegenüber findet sich zwar ebenso wenig ein Grüner Knopf, dafür Cathrin Schneider von der Geschäftsführung. Die 35-Jährige kümmert sich gemeinsam mit ihrer Mutter Birgit um den Einkauf für das alteingesessene Modehaus Schneider. Bereitwillig klärt die junge Unternehmerin über den Konflikt zwischen günstigem Preis und Nachhaltigkeit bei der Auswahl der einzelnen Marken und Produkte auf.

    Viele Firmen mit nachhaltiger Kleidung

    Erfreulicherweise gebe es mittlerweile eine ganze Reihe von Modefirmen, die Wert auf fair gehandelte und nachhaltige Produkte legen. „Irgendwo muss irgendwann irgendwer anfangen“, sagt die 35-Jährige und sieht sich hier selbst mit in der Verantwortung: „Der Endverbraucher kann nur kaufen, was es gibt.“ Daher will sie nach und nach immer mehr Marken in ihr Angebot integrieren, die auf Nachhaltigkeit Wert legen.

    „Ragwear“, „Iriedaily“ und „Blutsgeschwister“ hat Cathrin Schneider beispielsweise in der Dillinger Filiale mit ins Sortiment genommen, wo ihr doppelt soviel Platz wie im Wertinger Damenhaus zur Verfügung steht. Und auch im Wertinger Männerhaus finden sich entsprechende Produkte mit angehängten „Fair wear“-Labels.

    Viel Baumwolle und Ausgeflipptes in Dillingen

    Klassische Hemdenmarken dagegen verzichten auf solche Anhänger an ihren Produkten. Von der ökologischen Baumwolle bis zur fairen Herstellung sei alles im Internet nachvollziehbar, erklärt Cathrin Schneider. Ob es unbedingt ein „Grüner Knopf“ sein müsse, zweifelt sie ebenfalls an, gebe es mittlerweile doch zahlreiche Zertifizierungen in dieser Richtung.

    Grüne Knöpfe finden sich auch in Renate Kastners Modegeschäft „Revolution“ in der Dillinger Innenstadt nicht. „Viel Baumwolle und Klassisches, dazu so manches Ausgeflippte“, trägt sie persönlich am liebsten und danach richtet sie auch ihr Angebot. Ganz gezielt sucht die 51-Jährige in München die entsprechenden Produkte aus. „Ich verkaufe nur das, was für mich vertretbar ist“, sagt sie auch in Bezug auf Nachhaltigkeit und lässt sich dazu immer wieder gerne aufklären und auf den neuesten Stand bringen. „Früher war’s den Leuten egal, heute wird das Thema Umwelt großgeschrieben“, merkt sie auch bei ihren Kunden.

    Keine gezielten Fragen der Kunden

    Gezielte Fragen in Bezug auf nachhaltige Kleidung kennt Daniela Prenißl von ihren Kunden nicht. Die Filialleiterin des Dillinger Bekleidungshauses Holzner hat allerdings auch einige spezielle Produkte im Angebot – mit bewusst weniger Wasser hergestellte „blue planet“- Jeans und Taschen aus „veganem Leder“. Nach Prenißl Erfahrung verzichten Kunden momentan eher bewusst auf Plastiktüten oder fragen nach Papiertüten.

    Weder Grüner Knopf noch bewusste Nachhaltigkeit sind derzeit Thema im Brautmodeladen von Jutta Bunk, mit dem sie im Herbst von Höchstädt nach Dillingen umgezogen ist. Die 54-Jährige kann sich an keine einzige Nachfrage in dieser Richtung erinnern. „In Großstädten wie Berlin setzen sich junge Leute vermutlich zuerst damit auseinander.“ Auf der Messe im kommenden Mai, rechnet Bunk, dass Nachhaltigkeit auch bei den Brautmoden ein Thema wird – teurere Preise eingeschlossen.

    Faire Waren im Wertinger Weltladen

    Zurück in den Alltag und die Suche nach dem Grünen Knopf. Wie wär’s im Wertinger Weltladen? Auf den Schals und Handtücher weisen zwar mehrere Etiketten auf faire und nachhaltige Waren hin, doch kein Grüner Knopf in Sicht.

    Jetzt muss das Internet helfen. Und tatsächlich gibt es hier eine Auflistung von Firmen und Ketten, die die Anforderungen des staatlichen Siegels erfüllen, unter anderem mehrere Discounter.

    Endlich ein Grüner Knopf

    Auf geht’s zu Lidl. Unterwäsche, Leggings, Pullis und Jogginganzüge finden sich in den Auslagen. Hier ein grünes Etikett, dort eine grüne Verpackung. Doch Grüner Knopf? Der Wertinger Filialleiter Johann Maier macht sich bereitwillig mit auf die Suche. Und gemeinsam finden wir ihn schließlich: einen einzigen Grünen Knopf über der Auslage eines Wellnessanzuges.

    Lesen Sie dazu auch den Kommentar unserer Redakteurin Birgit Alexandra Hassan:

    Wir alle tragen Verantwortung

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    Junge Autoren auf der Spur von Kleidung und Ausbeutung

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