Die grüne Kreistagsfraktion diskutiert schon seit längerem die Krankenhaussituation und die ambulante medizinische Versorgung im Landkreis Dillingen. Die Gesetzgebung des Bundes laufe auf eine Schließung von Krankenhäusern mit weniger als 300 Betten hinaus. Alleine deshalb unterlägen die beiden Kliniken einem hohen Anpassungsdruck.
Schon länger notwendige Strukturreformen wurden unterlassen, da man niemandem weh tun wollte, so sehen es die Grünen. Wenn jedoch nicht umgehend gehandelt werde, sei die Existenz beider Kliniken, insbesondere aber die Wertingens, extrem gefährdet, so die Meinung von Kreisrat Engelbert Kigele. Die Wertinger Bürger müssten sich laut seiner Überzeugung von der Vorstellung verabschieden, dass zu einer funktionsfähigen Stadt ein Krankenhaus mit den Hauptabteilungen Innere Medizin und Chirurgie gehört. Nur eine Neuausrichtung könne, wie sich in den nahe gelegenen Krankenhäusern in Oettingen, Burgau und Neresheim zeige, eine Schließung verhindern, heißt es in der Pressemitteilung. Alle drei Kliniken schrieben seither eine Erfolgsgeschichte. Fachkräfte hätten gehalten werden können, wegen der erfolgten Spezialisierung prosperierten die Kliniken. Neubaumaßnahmen seien erforderlich geworden. Die Schließung des Krankenhauses in Lauingen sei dagegen ein Negativbeispiel, wohin fehlender Veränderungswille führen könne.
Gespräch mit Ärzten in Buttenwiesen und Wertingen suchen
Anders als die stationäre Versorgung sei für die Wertinger Bevölkerung die Sicherung der ambulanten Behandlung von überragender Bedeutung, sagt Fraktionsvorsitzende Heidi Terpoorten. Allgemeinärzte und Fachärzte müssten daher in Wertingen gebunden werden. Leider könnten, nach dem neuen Kassenarztrecht, Facharztsitze innerhalb von Nordschwaben auch bis nach Augsburg verschoben werden. Wichtig wäre es ihrer Ansicht nach, dass der Kreis mit den in Wertingen und Buttenwiesen ansässigen Fachärzten für Chirurgie und Innere Medizin das Gespräch sucht, um den dauerhaften Erhalt der Praxen im Raum Wertingen zu sichern. Vorzugsweise sollten diese beiden medizinischen Kerndisziplinen in dem geplanten Ärztehaus angesiedelt werden. So ließe sich ambulante und stationäre Behandlung verzahnen. Zusammen mit dem Krankenhaus könnte die Notfallversorgung in den Kernzeiten gesichert werden. Das betont Kreis- und Stadträtin Hertha Stauch.
Physiotherapie, Logopädie und Ergotherapie
Zu klären bleiben Fragen der unterschiedlichen Abrechnungsmodalitäten von Krankenhaus und ambulanter Medizin. Um diese beiden Kerndisziplinen herum könnten weitere ärztliche Fachgruppen in dem geplanten Ärztehaus unterkommen, finden die Grünen. Auch andere Gesundheitsberufe wie Physiotherapie, Logopädie oder Ergotherapie würden ihrer Sichtweise nach ein solches Konzept gut ergänzen. Vor Beginn einer konkreten Baumaßnahme sei eine umfassende strategische Diskussion auf vielen Ebenen unumgänglich. Erst wenn ein schlüssiges Gesamtkonzept für den gesamten Landkreis steht, sollte der Kreis überlegen, wie und mit wem er es baulich umsetzt. In keinem Fall dürfe der Landkreis die Verfügungsmacht über die Immobilie hergeben.
Schwerpunkt auf Luxuswohnungen
Entgegen der Meinung der Stadtratsfraktion der Grünen Wertingen behindert nach Mehrheitsmeinung der Kreistagsfraktion Grüne/Die Linke das Hochhausprojekt der Firma Reitenberger auf dem Krankenhausareal, mit dem Schwergewicht auf Luxuswohnungen, langfristig eine sinnvolle Lösung.
Nach dem Verkauf der Wohnungen könne sich ein wie immer gearteter „Medizincampus“ nicht mehr weiterentwickeln. Wie der Landrat in seiner Pressemeldung „zu Recht“ formuliere, sei es dem Landkreis verwehrt, ein solches Projekt dann selbst zu bauen. (pm)
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