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Weisingen: Wie die Familie Wais aus Weisingen ihre eigene Geschichte erforscht

Weisingen

Wie die Familie Wais aus Weisingen ihre eigene Geschichte erforscht

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    Franz Wais aus Weisingen kann auf viele Jahrhunderte Familiengeschichte am Aschberg zurückblicken – dank seiner selbsterstellten Chronik.
    Franz Wais aus Weisingen kann auf viele Jahrhunderte Familiengeschichte am Aschberg zurückblicken – dank seiner selbsterstellten Chronik. Foto: Vanessa Polednia

    Ob unter dem Namen Wais, Waiß, Weyß oder Weiß: Die Geschichte der Familie Wais lässt sich anhand von Eppisburger Kirchenbüchern bis Anfang des 17. Jahrhunderts zurückverfolgen.

    Weisingen: Familie Wais erforscht die eigene Geschichte

    Franz Wais lebt im Holzheimer Ortsteil Weisingen und beschäftigt sich ausgiebig mit seinen Vorfahren. Ursprung seines Interesses war sein Großvater, Xaver Wais. Dieser hatte aus seiner Zeit als Schnapsbrenner eine verschlossene Holztruhe auf dem Dachboden aufbewahrt. Nicht mal seine Ehefrau Kreszenz durfte einen Blick in das Erinnerungsstück werfen. „Des isch meins!“ habe er damals ausgerufen und damit war klar: Keiner darf an seine Holztruhe. 1984 starb Großvater Xaver, und dem damals 21-jährigen Enkel Franz Wais fiel die Kiste wieder ein. Gemeinsam mit der Großmutter öffnete er die Holztruhe und zum Vorschein kamen neben Büchern und Notizen über das Schnapsbrennen auch viele Bilder aus der Vergangenheit. Personen, vor allem festlich zur Hochzeit oder in Uniform gekleidet, die der junge Mann noch nie gesehen hatte. „Ich habe sie gefragt: Oma, wer ist das?“, erinnert sich Wais. Das Interesse für seine Vorfahren war somit geweckt. 29 Jahre später, im Jahr 2013, hielt Franz Wais eine 228 Seiten umfassende Familienchronik in den Händen.

    Der älteste bekannte Eppisburger Vorfahre ist Thoman oder Thomas Weiß. Von diesem stammt vermutlich der Hausname „Thomasbauer“ ab – „Domebauer“ auf schwäbisch – der sich bis heute auf dem Anwesen gehalten hat. Der letzte Besitzer des Hofes in direkter Linie war Karl Wais, der 1998 gestorben ist. Seine Ehe mit Genoveva Wais blieb kinderlos. Das Anwesen wurde einem Großneffen vermacht.

    Durch die Archive gegraben

    Über Jahre hinweg grub sich Franz Wais durch Gemeindearchive und das Kirchenarchiv in Augsburg. Wissen und Material aus der Verwandtschaft ergänzten die Sammlung. „Nur Namen und Stammbäume sind langweilig.“ Er wollte wissen, wie es seinen Vorfahren ergangen ist. Landwirt Karl Wais hat der Hobby-Historiker einmal zufällig auf dem Eppisburger Friedhof getroffen. Über ihn hat er skurrile Informationen sammeln können. So ließ Karl Wais seine Liebesbriefe von Schwester Emma schreiben. Einmal habe er sich mit seiner Cousine, Maria Lipp, über ein Sterbedatum gestritten. Daraufhin sei er kurzerhand mit dem alten Grabstein auf seinem Bulldog nach Weisingen gefahren, um seiner Cousine zu zeigen, dass er recht hatte.

    Die Welt der Familie Wais sah aber nicht immer rosig aus. Erschrocken hat Franz Wais ein Gerichtstermin aus dem 19. Jahrhundert. Damals wurden Kinder der Familie zum Betteln geschickt. Die Eltern mussten vor Gericht. Auffällig war zudem die hohe Kindersterblichkeit. „Und Mädchen in der Familie wurden schnell weggegeben und verheiratet“, sagt der Weisinger nachdenklich. Er ist froh, dass sich die Zeiten geändert haben. Seine zwei Buben wachsen behütet auf. Die Familienchronik haben viele Verwandte erhalten. Franz Wais selbst bewahrt zwei auf. „Die sind für meine Jungs“, sagt er und ein wenig Stolz lässt sich dabei heraushören.

    Am Aschberg beheimatet

    Franz Wais selbst ist – wie seine Vorfahren – am Aschberg beheimatet, woanders möchte er gar nicht hin. Seine Forschungen haben ihn dagegen auch ganz weggeführt. Ein Verwandter, Ludwig Wais, sei nach dem Zweiten Weltkrieg nach Bolivien ausgewandert und habe dort ebenfalls als Schnapsbrenner gearbeitet.

    Auf die Südhalbkugel hat es ebenfalls eine Vorfahrin mütterlicherseits verschlagen. Wendolina Engelhardt kam 1864 in Glött zur Welt. Anfang der 1930er-Jahre starb sie als Klosterfrau in Südafrika. Als Beweis zeigt Franz Wais ein Heiligenbild, das die Nonne Anfang des 19. Jahrhunderts an ihren Bruder Lorenz Wais geschickt hat.

    Es sind diese kleinen, aber überraschenden Anekdoten, die Franz Wais weitersuchen lassen. Die Chronik mag gedruckt und gebunden sein, seine Neugierde ist ihm erhalten geblieben.

    Lesen Sie hier weitere Folgen aus unserer Stammbaum-Serie:

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