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Syrgenstein: Warum in Syrgenstein nicht jeder das neue Gerätehaus will

Syrgenstein

Warum in Syrgenstein nicht jeder das neue Gerätehaus will

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    Drei Wehren unter einem Dach? Die Gemeinde Syrgenstein plant den Bau eines neuen Feuerwehrgerätehauses. Dort sollen alle drei Ortsfeuerwehren Syrgenstein, Landshausen (im Bild) und Staufen gemeinsam untergebracht werden. Doch gegen die Pläne regt sich Widerstand.
    Drei Wehren unter einem Dach? Die Gemeinde Syrgenstein plant den Bau eines neuen Feuerwehrgerätehauses. Dort sollen alle drei Ortsfeuerwehren Syrgenstein, Landshausen (im Bild) und Staufen gemeinsam untergebracht werden. Doch gegen die Pläne regt sich Widerstand. Foto: Andreas Schopf

    Wenn in Syrgenstein der Alarm losgeht, machen sich Vertreter aller drei Ortswehren auf den Weg zum Einsatzort. Syrgenstein, Landshausen und Staufen bilden seit einigen Jahren eine solche „Ausrückegemeinschaft“. So will man sich gerade tagsüber, wenn viele der Ehrenamtlichen in der Arbeit sind, gegenseitig unterstützen und die Einsatzfähigkeit aufrechterhalten. Doch die Situation der freiwilligen Feuerwehren – nicht nur in Syrgenstein – wird schwieriger. Das Anwerben von neuen Helfern wird zunehmend zur Herausforderung. Dazu kommt: Die Gerätehäuser der drei Ortswehren sind allesamt in die Jahre gekommen. Die Gemeinde plant deshalb schon seit einigen Jahren den Bau eines neuen Gerätehauses in Ballhausen. Dort sollen die Gerätschaften aller drei Ortswehren gelagert werden – und von dort sollen die Wehren gemeinsam ausrücken. Die Gemeinde verspricht sich dadurch eine bessere Koordination der Einsätze. Ein moderner Neubau soll außerdem ein Argument im Buhlen um den Nachwuchs sein.

    Neues Gerätehaus in Syrgenstein: Zwei der drei Ortswehren sind gegen die Pläne

    Doch zwei der drei Ortswehren sind mit den bisherigen Planungen nicht einverstanden – Landshausen und Staufen. Wer sich mit Feuerwehrleuten unterhält, hört schnell raus: Dieses Thema treibt viele um. Zur Diskussion tragen mehrere Faktoren bei. Zum einen macht keiner ein Geheimnis daraus, dass es zwischen den drei Wehren, deren Basis zusammengelegt werden soll, Spannungen gibt. Ein aktiver Feuerwehrmann, der anonym bleiben möchte, formuliert es so: „Es ist, wie wenn man zwangsverheiratet wird und sich erst anschließend verlieben soll.“ Woher diese Spannungen kommen, kann niemand so genau sagen. Die Rede ist zum Teil von alten Rivalitäten oder von fehlendem, gruppenübergreifendem Kameradschaftsgefühl. Einer sagt: „Das Zusammenleben soll einfach von einen auf den anderen Tag kommen, das kann nicht klappen.“

    Daneben fühlt sich so mancher Feuerwehrmann schlecht von der Gemeinde informiert. 2015 kam die Idee des gemeinsamen Gerätehauses erstmals auf. Damals veranstaltete die Gemeinde zwei Workshops mit Vertretern der Feuerwehren. „Seitdem gab es keine gemeinsamen Gespräche“, kritisiert Rainer Horsch, Kommandant der Wehr in Landshausen. Auch sein Kollege in Staufen, Stephan Lewold, bemängelt „große Defizite“ in der Kommunikation. „Es gibt keinen Informationsfluss, man fühlt sich nicht wahrgenommen und abgeholt“, sagt er. Man wisse nicht, was genau die Gemeinde plane und wie es weitergehen solle. Die Feuerwehren hätten viele Fragen, die bislang niemand richtig ernst genommen hätte: Was wird mit den bisherigen Gerätehäusern in den Ortsteilen passieren? Wird es in Landshausen und Staufen – dort gibt es Feuerwehrvereine – weiterhin das Vereinsleben geben? Und wie wird künftig zum Beispiel das Maibaumaufstellen geregelt?

    Bürgermeister Bernd Steiner gibt zu: „Momentan ist die Situation nicht ganz einvernehmlich.“ Bevor die Zusammenlegung auf den Tisch kam, hätten die Wehren gut zusammengearbeitet. Seit 2015 spüre er, dass sich die Gruppen „auseinanderdividieren“. Eine Entwicklung, die für ihn „nicht nachvollziehbar“ sei. Den Vorwurf, dass die Gemeinde zu wenig mit den Feuerwehren kommuniziere, weist er von sich. Neben den Workshops habe er das Thema in den Versammlungen der Wehren angesprochen. Auch am Feuerwehr-Bedarfsplan, der in der jüngsten Gemeinderatssitzung verabschiedet wurde, seien Vertreter der Wehren beteiligt gewesen. Steiner betont: Das Vereinsleben soll bestehen bleiben – genauso wie die Gerätehäuser. „Keines wird leer stehen oder abgerissen werden.“ Schulungsräume und Floriansstuben sollen weiter genutzt werden. Dass man statt eines Neubaus die bestehenden Gerätehäuser ausbaut, sei nicht möglich. „Dafür gibt es an den Standorten keinen Platz.“

    Auch am geplanten Standort gibt es Kritik

    Zustimmung erhält er von der Syrgensteiner Wehr. „Die Gerätehäuser sind alle veraltet und nicht mehr auf dem Stand der Technik“, sagt der Erste Kommandant Erwin Binder. Da die Zahl der Ehrenamtlichen rückläufig ist, müsse man Feuerwehren zusammenlegen, um zukunftsfähig zu sein. „Von uns aus spricht deshalb nichts gegen das neue Gerätehaus“, sagt Binder.

    Das sehen die Kollegen in Landshausen und Staufen anders. „Wir sind zum jetzigen Zeitpunkt dagegen“, sagt der Landshauser Kommandant Rainer Horsch. Er habe den Eindruck, die Gemeinde wolle ihren Plan „auf Biegen und Brechen“ durchsetzen. „Die Frage ist, ob die Feuerwehrleute das mitmachen.“ Horsch befürchtet, dass Ehrenamtler vergrault werden. Auch der Staufener Kommandant Stephan Lewold bekräftigt: „70 Prozent meiner Leute sind gegen die Zusammenlegung.“ Er selbst könne das, was derzeit passiert, „überhaupt nicht nachvollziehen“. „Auf dieser Basis brauche ich mein Ehrenamt nicht ausüben“, sagt Lewold und droht: Wenn es so weitergeht, müsse die Gemeinde ohne ihn als Kommandanten auskommen.

    Kritik ruft auch der geplante Standort für das neue Gerätehaus hervor. Die Gemeinde hat ein Grundstück am Kreisverkehr in Ballhausen im Auge, das ihr gehört. Die Bedenken: An dieser Stelle kommt der Verkehr von mehreren Seiten, im Falle eines Ausrückens sei dies ungünstig. Lewold argumentiert außerdem: „Für die meisten Feuerwehrleute würde sich der Anfahrtsweg erhöhen.“ Er selbst hätte statt 600 Metern gut zwei Kilometer zum neuen Gerätehaus, rechnet er vor. Lewold befürchtet: „Die Ausrückezeit wird sich verlängern.“ Die Gemeinde hat neben dem bisher geplanten Standort auch eine Alternative ins Auge gefasst, im angrenzenden Gewerbegebiet, hinter dem Supermarkt. Eine Machbarkeitsstudie, die die Standorte überprüfen soll, ist in Auftrag. Als Vorbild hat man sich das Gerätehaus in Höchstädt angeschaut.

    Bürgermeister Steiner betont: „Aus Sicht der Gemeinde steht die nachhaltige Einsatzfähigkeit im Vordergrund, noch vor der Kameradschaft. Alles andere wäre fahrlässig.“ Man werde nun die Ergebnisse der Machbarkeitsstudie abwarten, diese gemeinsam besprechen, und dann müsse man eine Entscheidung treffen. „Das Thema duldet keinen Aufschub.“

    Lesen Sie dazu unseren Kommentar: In Syrgenstein müssen nun alle an einen Tisch

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