Viele Anwesende haben ihn an diesem Abend zum ersten Mal gehört: den Begriff Gemeinwohl-Ökonomie. Thomas Krämer, gelernter Volkswirt und wissenschaftlicher Referent beim kirchlichen Dienst in der Arbeitswelt, Nürnberg, hat das Konzept der Gemeinwohl-Ökonomie im Rathaus Lauingen vorgestellt. Die Veranstaltung gehörte zum Rahmenprogramm der Ausstellung „Prekäres Leben – prekäre Arbeit – prekäre Zukunft“, die derzeit von der Gruppe ALG III (Arbeit-Leben-Glaube) im Foyer des Rathauses Lauingen gezeigt wird. Neben einer grundsätzlichen Einführung in das, was Gemeinwohl-Ökonomie meint, stand daher die Frage im Zentrum, was Gemeinwohl-Ökonomie hinsichtlich der Vermeidung prekärer Arbeits- und Lebensbedingungen bietet. Dass Niedriglöhne, ausbeuterische Werkverträge, unsichere Arbeitsverhältnisse und Arbeitslosigkeit nicht sein dürften, zähle zu den zentralen gewerkschaftlichen und christlichen Anliegen. Dass Wirtschaft nicht Selbstzweck, sondern Mittel sein solle, um allen ein gutes statt prekäres Leben zu ermöglichen, ebenso. Genau da setze das Konzept der Gemeinwohl-Ökonomie an: Es fordert Gemeinwohl als oberstes Ziel der Wirtschaft ein und bricht das herunter auf Firmenbilanzen, auf Kommunen oder bis auf das persönliche Verhalten als Konsument und Sparer. Wie aber soll all das gehen angesichts der wirtschaftlichen Machtkonzentration? Der Appell des Referenten, diese gemeinwohlorientierten Gedanken zu diskutieren, Netzwerke zu bilden, das Denken in Alternativen zum herrschenden System einzuüben, erinnerte daran, dass Gemeinwohlökonomie sich als basisdemokratisch versteht und der geballten ökonomischen Macht die Macht der Bürger entgegenstellen möchte.
Vortrag