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Villenbach: Die schwache Stunde des Coronavirus ausnutzen

Villenbach

Die schwache Stunde des Coronavirus ausnutzen

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    Ein Team im Kampf gegen das Coronavirus: Kommunikationsexperte Ralph Musselmann (links) und Allgemein- und Arbeitsmediziner Dr. Achim Neumayr.
    Ein Team im Kampf gegen das Coronavirus: Kommunikationsexperte Ralph Musselmann (links) und Allgemein- und Arbeitsmediziner Dr. Achim Neumayr. Foto: Günter Stauch

    Seit einem halben Jahr sind sie ein Team in der Corona-Bekämpfung: der Allgemeinarzt und Betriebsmediziner Dr. Achim Neumayr aus Villenbach und der Kommunikationsdesigner Ralph Musselmann aus Dillingen. Ein zufälliges Telefongespräch hat die beiden zusammengebracht, die, wie sie betonen, ohne jeden wirtschaftlichen Profit der Allgemeinheit helfen wollen.

    Zur rechten Zeit vielleicht, denn Reiserückkehrer, Partygänger und Verschwörungstheoretiker lassen die Fallzahlen derzeit wieder ansteigen. Die Gefahr durch Aerosole in Innenräumen und immer mehr Folgeerkrankungen verschärfen die Lage für den Herbst zusätzlich. Wirksame Impfstoffe und Medikamente sind noch lange keine sichere Option.

    Was ist das Geheimnis der Villenbacher Gurgellösung?

    Herr Dr. Neumayr, Sie propagieren, wie im Bayernteil unserer Zeitung zu lesen war, eine – im doppelten Sinne – Lösung zur Prophylaxe und Behandlung bei Corona: Ein Gurgelmittel, das seit Monaten erfolgreich im Landkreis bei über 1000 Patienten sowie Bürgern mit und ohne Symptomen verabreicht wird: Was ist das Geheimnis?

    Dr. Achim Neumayr: Gar keines! Die Rezeptur enthält Alkohol und Wasserstoffperoxid (H2O2), das schon lange unter anderem in der Zahnmedizin Anwendung findet. H2O2 setzt im Mund und Rachen reaktiven Sauerstoff frei und hemmt die Vermehrung der Viren an der Eintrittspforte, Alkohol ergänzt diesen Effekt.

    Das sollten Sie bitte genauer erklären!

    Dr. Achim Neumayr: Nun, wenn man an Tröpfchen oder Aerosole angelagerte Viren durch Nase und Mund einatmet, kommen diese zunächst in Kontakt mit Sekret und Schleim der Nasen- oder Rachenschleimhaut, der natürlichen Barriere gegen solche schädlichen Eindringlinge. Dann versucht das Virus, an die Schleimhaut-Zellen anzudocken, einzudringen und sich dort massiv zu vermehren. Dieses „Andocken“ nimmt wissenschaftlichen Annahmen zufolge zwischen zwei und sechs Stunden in Anspruch. In dieser Phase geht das Spike-Protein, das dem Virus sein Aussehen gibt, in einen metastabilen Zustand über, bei dem es seine Struktur verändern muss, um erfolgreich anzudocken. Dabei „schwächelt“ es sozusagen. Diesen Zeitraum nutzt die Mixtur, um die Proteine anzugreifen und dadurch die Vermehrung der Erreger zu unterbinden. Mit der reduzierten Virenlast hat unser Immunsystem dann normalerweise kein Problem.

    Wie einfach ist die Anwendung der Villenbacher Gurgellösung?

    Ist Gurgeln von Wasserstoffperoxid und Alkohol bedenklich?

    Dr. Achim Neumayr: Das Gurgeln ist absolut unbedenklich, denn die Konzentrationen sind relativ niedrig, reichen aber für den erwünschten Effekt aus. Auch der Körper selbst nutzt Wasserstoffperoxid. Sogenannte Peroxidine setzen reaktiven Sauerstoff frei zur Oxidation – also zum Abtöten von Viren. Die Gurgellösung unterstützt diesen natürlichen Mechanismus.

    Eine Option beim Vorgehen gegen das Virus wäre gewesen, es im Rachen gleich abzutöten?

    Dr. Achim Neumayr: Dabei könnten aber Schleimhäute und Rachenflora angegriffen werden. Solche viruziden Methoden eignen sich eher zur Desinfektion außerhalb des Körpers.

    Gibt es weitere Vorteile des Gurgelkonzepts?

    Ich bin überzeugt, dass man der Pandemie an ihrem physiologischen Hotspot, dem Rachen, am wirksamsten begegnen kann. Das Konzept kann schnell in die bestehenden Infektionsschutzmaßnahmen integriert werden. Der strategische Vorteil des virus-reduktiven Gurgelns ist seine unkomplizierte, selbstverantwortliche und kostengünstige Umsetzung.

    Wie einfach ist die Anwendung für den Betroffenen?

    Dr. Achim Neumayr: Ein systematisches täglich zwei- bis dreimaliges prophylaktisches Gurgeln für 30 Sekunden. Alternativ als Postexpositionsprophylaxe, das heißt, jeweils unmittelbar nach einer Risikosituation – bei erkrankten Patienten auch therapeutisch unterstützend bis zur Genesung.

    Apropos Anwendung: Lange bevor das Thema Corona unseren Alltag beschäftigte, waren Sie damit als Arbeitsmediziner und Betriebsarzt auf enger Tuchfühlung.

    Dr. Achim Neumayr: Ich habe viele Beschäftigte schon im November 2019, als die ersten Fälle bekannt wurden, auf Auslandseinsätze in Hochrisikogebieten vorbereitet. Sie wurden speziell geschult und mit einem Reisekit – darunter einer Antidocking-Komponente – ausgestattet und nach der Rückkehr getestet: Kein Einziger kam mit einer Sars-CoV-2-Infektion zurück.

    Wie hat die Wissenschaft auf die Lösung des Villenbachers reagiert?

    Mit einer buchstäblich einfachen Lösung im Gepäck kommt man in der deutschen Wissenschaftswelt offenbar nicht besonders weit: Rund 400 Fachorganen – darunter das RKI, Universitätskliniken, Forschungseinrichtungen, Landesämter und Arztverbände – wurde die Konzeption von Dr. Neumayr vorgestellt. Wie war das Feedback?

    Ralph Musselmann: Es gab positive Reaktionen auf unseren Vorschlag, aber kein Durchdringen. Viele Stellen meldeten akute Überlastung, meistens schafften es unsere Aussendungen nicht über das Vorzimmer hinaus. Auch einfache Lösungen brauchen Zeit.

    Als Kommunikationsexperte, als der Sie das Projekt mit Ihrer Designagentur engagiert begleiten, muss das ziemlich frustrierend sein?

    Ralph Musselmann: Einerseits ja, weil ich mit viel Herzblut herangegangen bin und in der Kurzarbeit Mitarbeiter über Monate hinweg beschäftigt habe – für die redaktionelle und grafische Umsetzung, eine Website und die PR-Arbeit. Ich bin aber nach wie überzeugt, dass das Konzept der Gesamtgesellschaft gerade mit Blick auf die drohende zweite Welle eine enorme Hilfe sein kann. Man muss hartnäckig bleiben.

    Was macht Sie dennoch in dieser Situation hoffnungsvoll?

    Ralph Musselmann: Studien über Aerosole wurden noch vor Monaten ebenso wie das Tragen von geeigneten Masken nicht ernst genommen. Heute weiß man, dass es elementar wichtig ist, da findet schnell ein Perspektivenwechsel statt. Hoffnung macht auch ein ganz neuer Kontakt zur Ruhr-Universität Bochum, die erstmals mit Teams aus mehreren Unikliniken handelsübliche Mundspülungen untersucht hat, mit erstaunlich positiven Ergebnissen. Die virus-reduktive Gurgellösung würde aber weit darüber hinausreichen, da sie nicht nur die Virenlast reduziert, sondern auch das lokale Immunsystem unterstützt. Die ersten Gespräche waren vielversprechend. Vielleicht schaffen wir die Aufnahme in die Studien der Ruhr-Universität, die klinisch fortgesetzt werden sollen. Aufgeben werden wir sicher nicht. Hier arbeiten zwei Kämpfernaturen für eine gute Sache.

    Das Interview führte

    Weitere Informationen zur Konzeption und Anwendung des Mittels gibt es im Netz unter: mwi.one/coag

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