Veitriedhausen Der Umgang mit dem Zinn-Kelch, der 2017 in der Veitriedhausener Kirche St. Vitus gefunden wurde, hat sich verändert. Das Gefäß hat inzwischen einen eigenen Koffer, mit Schaumstoff ausgekleidet und einer passgenauen Vertiefung. Kreisheimatpfleger Alois Sailer und Michael Jerszynski, der bei der Recherche für seine Chronik über den Lauinger Ortsteil auf den Kelch gestoßen ist, tragen weiße Stoffhandschuhe, wenn sie das Gefäß berühren. Als sie den Kelch zum ersten Mal gesehen haben, war das noch ganz anders. „Der war in ein Tuch eingewickelt, das war’s“, erinnert sich Jerszynski. Als er und Kreisheimatpfleger Alois Sailer den Kelch aber zum ersten Mal sahen, war ihnen klar, dass das ein historisch bedeutender Fund ist. Alois Sailer sagt: „Wir haben gleichzeitig das Gleiche gedacht.“
Fast 500 Jahre alt ist der Kelch aus Veitriedhausen
Und die beiden haben Recht behalten. Der Abendsmahlkelch ist fast 500 Jahre alt, er entstand wohl zwischen 1550 und 1560. Er hat den 30-jährigen Krieg schadlos überstanden, ebenso die napoleonischen Kriege, den bayerischen Erbfolgekrieg und zwei Weltkriege. So ein Kelch wird bei der Eucharistie verwendet. Die hat ihren Ursprung im letzten Abendmahl, dem am Gründonnerstag gedacht wird. Katholische Abendsmahlkelche sind vergoldet. Der Zinn-Kelch ist hingegen von schlichterer Schönheit. Es ist ein evangelisches Exemplar – im katholischen St. Vitus.
Die Erklärung liefert eine lateinische Redewendung: Cuiusregio, eius religio. Wessen Gebiet, dessen Religion. Verantwortlich für den evangelischen Gegenstand in der katholischen Kirche ist Ottheinrich von Pfalz-Neuburg. Der wurde 1542 evangelisch, das galt damit auch für seine Untertanen, zu denen die Lauinger gehörten. Die Menschen in dieser Zeit könnten sich an teilweise brutal aufgezwungenen Religionswechsel gewöhnt haben – es ging mehrfach von evangelisch zu katholisch und zurück, je nachdem, wer gerade eine Schlacht gewonnen hatte. Der Kelch aber blieb. Und ist in außergewöhnlich gutem Zustand.
Ein einzigartiges Stück, sagen die Historiker
Die Historiker sagen, erzählt Jerszynski, es sei „mit großer Wahrscheinlichkeit das einzige vollständig erhaltene Exemplar nördlich der Alpen“. Der Kelch ist also ein Stück fürs Museum. Da war er auch bereits, im Rahmen der Sonderausstellung „Fürstenmacht und wahrer Glaube“ im Neuburger Schloss. In dieses Schloss wird der Kelch nun auch wieder zurückkehren, aber als Dauerleihgabe. Die Verträge mit der Bayerischen Schlösser- und Seenverwaltung sind in trockenen Tüchern und auch das Bistum Augsburg hat sein Okay gegeben.
Eigentümer des Kelches ist und bleibt die Kirchenstiftung Veitriedhausen. Es habe auch einmal die Überlegung im Raum gestanden, den Kelch in Veitriedhausen auszustellen. Doch die Kosten für Versicherung, Sicherheit und Erhaltung des Kelches wären deutlich zu hoch, der Versicherungswert des Kelches liegt bei 30.000 Euro. All diese Kosten übernimmt nun die Schlösser- und Seenverwaltung.
Mit ausgestellt wird auch eine Hostiendose, die aus der gleichen Zeit stammt wie der Kelch, ebenfalls in St. Veit gefunden wurde und auch evangelisch ist. Einzig der deutlich schlechtere Zustand machen diesen Gegenstand zu einem weniger wichtigen historischen Objekt.
Nach den Osterferien werden Jerszynski und Sailer die Objekte übergeben. Ausgestellt werden sie dann wahrscheinlich ab diesem Sommer.