Alexander Lasch ist immer noch schockiert. Seit mehr als 30 Jahren geht er regelmäßig in den Wald. Entweder unternimmt er lange Spaziergänge oder powert sich mit seinem Fahrrad aus. Aber der Anblick, der sich ihm vergangene Woche in dem Waldstück oberhalb von Unterliezheim in Richtung Kapelle anbot, machte ihn fassungslos, wie er schildert. „Der Weg ist komplett zerstört. So etwas habe ich noch nie gesehen. Da haben Holzfäller richtig gewütet“, sagt der Schretzheimer. Einige Rückegassen und die Waldwege seien weder befahrbar, geschweige denn betretbar. „Wer dort reingeht, versinkt knöcheltief im Schlamm.“
Lasch schildert, dass in diesem Waldstück ausgerechnet dann Holz gemacht wurde, als der Boden sehr weich war und es vorher länger geregnet habe. Normalerweise würden diese Arbeiten dann gemacht werden, wenn der Boden gefroren oder zumindest trocken sei. „Ich mache selbst Holz und bin viel im Wald unterwegs. Aber so wurde noch gar nie gewütet. Die Wege dort sind kaputt“, sagt er. Deshalb habe er sich an die Heimatzeitung gewandt, denn „ich finde, da sollte schon mal jemand den Finger in die Wunde legen“.
Helmut Weixler, Leiter des Forstbetriebs Kaisheim der Bayerischen Staatsforsten, und sein Team sind unter anderem für das betroffene Waldstück in Unterliezheim zuständig. Auf Nachfrage unserer Zeitung sagt er ohne große Umschweife: „Ich muss gestehen: Da ist etwas schief gelaufen. Der zuständige Revierleiter ist krank und sein Vertreter hat nicht rechtzeitig mit den Rückearbeiten aufgehört. Er sollte schon vor dem Regen aufhören, aber hat einen Haufen Dreck mit rausgezogen. Das schaut nicht sehr schön aus, das darf nicht passieren.“ Er verstehe, dass die Spaziergänger nun verärgert seien. Erst recht, weil die neue Pawsonkapelle dort eine neue Attraktion ist und „niemand mit den Gummistiefeln da hochlaufen will. Das kann ich gut verstehen.“
Die Böden im Unterliezheimer Wald sind schwer zu bearbeiten
Weixler erklärt trotzdem, dass es in diesen Waldböden generell sehr schwierig sei zu Rücken, sprich Holz aus dem Wald an die Straße zu transportieren. Der Grund: Die Böden dort sind sehr tonreich und sobald sie nass werden, sehr schwierig zu bearbeiten. Hinzu komme, dass es mittlerweile eine absolute Ausnahme sei, wenn man im Winter eine stabile Bodenfrostphase habe. Außerdem nutze man für die großen Rückemaschinen für die Reifen oft Bänder – für den Bodenschutz im Wald. „Aber die Kehrseite der Medaille ist, dass mit diesen Bändern mehr Dreck auf die Straße gezogen wird“, so Weixler. Der Kaisheimer Chef redet aber nichts schön und sagt: „Es ist derzeit definitiv nicht an Rückarbeiten zu denken. Es ist nicht normal gelaufen, das ging in die Hose. Aber wir schauen jetzt, dass wir die Straße wieder sauber und in Ordnung kriegen.“
Johann Stuhlenmiller, Geschäftsführer Forstbetriebsgemeinschaft Dillingen, kennt diese Problematik. Er sagt dazu: „Wo gehobelt wird, fallen Späne. Das ist einfach so. Speziell im Bereich Laubholz ist man darauf angewiesen, dass man die Ernte in der vegetationslosen Zeit macht – und die ist von November bis Februar.“ Der letzte gescheite Bodenfrost sei schon lange her und speziell die Böden im Jura nördlich der Donau seien wie Hefeteig. Er selbst habe bei Arbeiten schon versucht zu wenden, und sei verhockt. „Grundsätzlich gehört der Grund und Boden eines jeden Waldes jemanden. Das ist dessen Betriebskapital und natürlich gilt es dort, Schäden zu vermeiden“, so Stuhlenmiller weiter. Deshalb achte man beispielsweise immer auf Breitreifen oder nutze Ketten, um den Bodendruck zu vermindern. „Und selbstverständlich schauen wir auf die Witterung, aber was will man ohne richtigen Frost machen?“, sagt der Dillinger Geschäftsführer.
Die Wege im Wald werden nach der Ernte wiederhergestellt
Deshalb versuche man, wenn Schäden nicht zu vermeiden sind, diese punktuell zu verursachen – sprich nur entlang der Rückegassen. Stuhlenmiller erklärt weiter, dass die Schäden meist bei der ersten Überfahrt entstehen. „Und dort wo man einmal gefahren ist, macht man dann weiter.“ Er betont aber deutlich, dass man immer Wert darauf lege, Verschmutzungen oder Ähnliches auf Fahrwegen zu vermeiden – schon aus Eigenschutz. „Nach der Ernte werden die Wege auch wieder hergerichtet. Auch die meisten Privatbesitzer machen das“, so der FBG-Chef.
Es sei aber ebenfalls klar, dass bei Erntearbeiten im Wald nun mal Schmutz auf die Straßen gelange und man als Spaziergänger in dieser Jahreszeit dort dann auch mit schmutzigen Schuhe rechnen müsse. „Die Waldwege sind für den öffentlichen Verkehr grundsätzlich gesperrt, auch wenn der Ausbauzustand eine Autofahrt möglich macht. Wer unberechtigt reinfährt, begeht eine Ordnungswidrigkeit“, so Stuhlenmiller.
Reiter, Wanderer und Fahrradfahrer sind willkommen
Er kritisiert das generelle Anspruchsdenken im Bezug auf Wald- und auch Feldwege. Diese seien grundsätzlich zur Bewirtschaftung gedacht. „Wir haben kein Problem damit, wenn Wanderer, Spaziergänger, Reiter und Radfahrer die Wege nutzen. Aber diese Infrastruktur in den Wäldern haben zumindest zum größten Teil Waldbesitzer und Grundstückseigentümer bezahlt. Aber wenn man auf uns zukommt und sagt, wir sollen Wege ausbauen, um gut wandern oder radeln zu können, damit haben wir dann schon ein Problem.“
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