Es sind Herbstferien. Doch viele Freizeitaktivitäten, die Familien sonst in dieser Zeit nutzen würden, fallen wegen Corona flach. Müssen Kinder und Jugendliche nun Trübsal blasen? Der Einzelhandel in der Region bietet Abwechslung in Form von bewährten Klassikern und kniffligen Kartenspielen und vieles mehr. Wie da denn Überblick behalten? Verkäufer vom Fach sind da eine gute Anlaufstelle, wie zum Beispiel Bertil Angermann. In „Bertils Spielwiese“, seinem Spielzeugwarenfachgeschäft in Dillingen, verkauft er Spielsachen für alle Altersgruppen.
Für die Säuglinge sind einfache Textilspielsachen und alles, was raschelt und knistert, perfekt. Wichtig ist hierbei, dass keine Teile verschluckt werden können.
Kleine Kindern trainieren beim Spielen ihre kognitiven Fähigkeiten
Kindern ab einem Jahr hilft das Spielen, das Prinzip der Objektpermanenz zu verstehen. Das ist die kognitive Fähigkeit, zu wissen, dass ein Objekt oder eine Person auch dann weiterhin existiert, wenn es oder sie sich außerhalb des Wahrnehmungsfelds des Kindes befindet. Kurz gesagt: Das altbewährte Guck-guck-Spiel. Dafür gibt es zum Beispiel sogenannte Erkundungssteine aus Holz. „Das macht den Kleinkindern eine riesen Freude. Lernen macht Spaß, das hat sich die Natur so ausgedacht“, sagt Angermann, der allgemein Holzspielsachen für Kinder empfiehlt.
„Ab drei Jahren geht die Welt auf“, meint Angermann, die Interessen der Kinder würden sehr viel vielfältiger. Abgespeckte Versionen von Klassikern wie „Obstgarten“ ermöglichen hierbei den Wechsel vom freien Spiel zu festgelegten Regeln. Die Kinder versuchen bei diesem Spiel gemeinsam, das Obst von den Bäumen zu pflücken, bevor der Rabe den Obstgarten erreicht.
Dieses Spiele mag der Dillinger Experte besonders gerne
Seine persönliche Lieblingswahl für Kinder ist das Geschicklichkeitsspiel „Tier auf Tier“ von Haba. „Das ist ein tolles Stapelspiel. Aber vor allem die Jüngeren denken sich noch viel mehr mit den Holzfiguren aus.“ Auch Erwachsene hätten ihren Spaß an diesem einfachen Spiel, meint der Ladenbesitzer.
Bei Familienspielen ab acht Jahren gibt es seiner Expertise nach vor allem zwei Kategorien: Spiele mit betont wenig Regeln, wie das Legespiel Ubongo, und am anderen Ende der Komplexitätsskala Spiele, die in Amerika auch „German Games“ genannt werden. Dazu zähle der Welthit „Siedler von Catan“. „In dieses Brettspiel muss man sich reinfuchsen, aber dann macht es immer mehr Spaß.“ Für lange Winterabende sind komplexe Spiele somit bestens geeignet.
Sein Laden besteche eher mit „Nischenprodukten und erklärungsintensiveren Spielen“, erklärt Angermann. Das heißt nicht unbedingt, dass die Spiele besonders schwierig sind, sondern ausprobiert werden müssten. Dabei steht der Ladenbesitzer sehr gerne zur Seite und erklärt: „Es ist ein schwieriger Balanceakt. Manche wollen sich nur umschauen, aber oft muss ich schon was dazu sagen, sonst kommen die Sachen nicht zur Geltung.“ Dazu zählt die „Schülerquatsch“-Ecke. „Da gibt es Dinge, die die Welt nicht braucht, aber man haben will“, sagt Angermann. Das sind zum Beispiel mit Sand gefüllte Stofftiere, Quetschkarotten und Magnetringe, die sich unerklärlich verhalten. Ob man ein haptischer Spielertyp ist, lässt sich mit einem Griff in diese Schatzkiste erfahren. „Haptische Spieler nerven auch gerne mal ihre Mitmenschen mit klickenden Kugelschreibern“, scherzt der Ladenbesitzer, der nach eigenen Angaben selber zu dieser Kategorie gehört.
Welche Spiele in der Corona-Pandemie besonders beliebt sind
Sein Schülerquatsch passe gut in die Altersgruppe acht bis zwölf. Für dieses Alter empfiehlt er zudem die kindgerechten Ableger des schwarzhumorigen Rätselspaßes „Black Stories“, einer Kartenspiel-Serie mit Sammlungen von kniffligen und morbiden Geschichten. Diese heißen je nach Themengebiet unter anderem Blue Stories (Rätsel aus den Tiefen des Meeres) oder Orange Stories (Rätsel rund um Urlaub und Ferien).
Mehr Hobby als nur ein Spiel ist für Angermann „die Mutter aller Sammelkartenspiele: Magic“. Sein Laden sei die Magic-Zentrale Nordschwabens, so der Kaufmann, der Magic als das komplexeste Spiel der Menschheit bezeichnet. „Die Grundidee ist, dass man ein mächtiger Magier ist. Jeder Magier beherrscht sein persönliches Repertoire an Zaubersprüchen in Form von Karten.“ Über 60 000 verschiedene Magic-Karten gibt es bereits, und alle paar Monate kommen hunderte hinzu: „Da jeder einen eigenen Stapel hat, wird es so nie langweilig“, erklärt Magic-Spieler Angermann. Die jüngsten Spieler seien elf Jahr alt. Die Kerngruppe für das Magier-Kartenspiel seien junge Erwachsene, von 18 bis 35 Jahren. Wenn nicht gerade Lockdown ist, finden sogar Turniere in Bertils Spielwiese statt.
Auch die Corona-Pandemie macht sich in der Spielewelt bemerkbar. Die Nachfrage nach Puzzeln, vor allem für Erwachsene, steige. Damit könne man sich gut alleine beschäftigen. „Es ist gerade angesagt, sich einfach hinzusetzen und in Ruhe zu puzzeln“, so Angermann, der in seinem Spielwarengeschäft vor allem kindgerechte Puzzle-Varianten mit verspielten Motiven wie eine Ritterburg oder Prinzessinnen und kleinerer Teilchenanzahl verkauft.
Für Brettspiele braucht es dagegen mindestens zwei Personen. Wo zwei aufeinandertreffen, kann es bekanntlich auch zum Streit kommen. Ob Angermann ein Spiel mit besonderem Konfliktpotenzial kennt? Nach kurzer Überlegung fällt ihm dazu nur der Spieleklassiker „Monopoly“ ein – aber den hat er gar nicht im Sortiment.
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