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Trauer: Wenn plötzlich eine Hälfte fehlt

Trauer

Wenn plötzlich eine Hälfte fehlt

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    Im Lebenscafé in Dillingen finden Trauernde Zuspruch.
    Im Lebenscafé in Dillingen finden Trauernde Zuspruch. Foto: Ralf Lienert

    Gerade hatte die Familie noch gefeiert, einen runden Geburtstag: 60 Jahre alt war ihr Mann geworden, erzählt Ida Weishaupt. Dann ging plötzlich ganz schnell. Er wurde schwer krank und starb. Irgendwann machte ihre Trauer

    Dort treffen sich ein Mal im Monat Menschen, die jemanden verloren haben. Mit Menschen, die sie in ihrer Trauer begleiten. Die beiden Diakone Georg Steinmetz und Eugen Schirm, Eva Mossmüller und Dorothea Burkhard sind ausgebildete Trauerbegleiter. Uschi Poremba macht zurzeit auch die Ausbildung – dabei ist ihr Mann erst vor einem Jahr gestorben. „Die Ausbildung ist sehr anstrengend, aber auch bereichernd“, sagt sie. Nach dem Tod ihres Mannes war sie ins Lebenscafé gegangen. Wenn man hört, was die anderen Menschen dort erlebt haben, rücke die eigene Geschichte in den Hintergrund. Das gefiel

    Der sich nur noch halb fühlt, weil die andere Hälfte weg ist. Wo das Selbstbewusstsein schrumpft. Wenn man sich leer geweint hat. Aber trotzdem abends Türen hört und denkt, die andere Hälfte kommt gleich herein, so wie früher. Der erste Besuch des Cafés, erzählt Sandra Bronnhuber, er kostete sie Überwindung. „Aber ich brauchte was und musste wohin, wo mir geholfen wird“, schildert sie ihre damalige Situation. In der Tagesstätte für psychische Gesundheit im Georg-Schmid-Ring 7 in Dillingen (jeweils von 15.30 bis 17.30 Uhr, ohne Anmeldung) können Betroffene lernen, mit der Trauer zu leben, erklärt Gudrun Mack-Traub, Koordinatorin von der Caritas. Denn Trauer höre nie auf. „Wir als Begleiter können unsere Hand austrecken und Trauernde ein Stück auf ihrem Weg begleiten.“ Träger des Lebenscafés ist die

    Die Treffen laufen nach einem bestimmten Muster ab. Erst wird bei Kaffee und Tee am Tisch geplaudert, dann ziehen alle um aufs Sofa. Dort gibt einer der Trauerbegleiter einen Impuls, etwa: „Was ist mir diese Woche leicht, was ist mir schwergefallen?“. Egal ob das Konzept des Trauerbegleiters dabei aufgeht oder nicht, wichtig sei, das jeder von jedem gehört wird, betont Diakon Steinmetz. Man arbeite kein Programm ab, jeder Teilnehmer gestalte die Treffen der Gruppe mit – und das unabhängig von der Konfession, schon seit fünf Jahren. Das nächste Treffen, am Mittwoch, 8. Februar, ist das 60. Erika Panzner erinnert sich an eine Frau, die lange gar nichts sagen konnte. Dann brach die Trauer aus ihr heraus. Im Lebenscafé, sagen die Frauen, könne man nicht nur reden, sondern auch weinen. „Aber das Leben muss weitergehen, daher der Titel des Cafés“, erklärt Ida Weishaupt. Diskretion hat dort oberste Priorität. Nur wenn jemand sehr schwere psychische Probleme hat, dann schicken die Trauerbegleiter ihn zu einem Experten, betont Georg Steinmetz.

    Erna Senft hat nach dem Verlust ihres Mannes eineinhalb Jahre lang das Café besucht. Sie hat nun damit abgeschlossen und will sich bei den Senioren in ihrer Pfarrei engagieren. Auch Sandra Bronnhuber geht inzwischen nicht mehr ins Lebenscafé, ist aber immer noch dankbar dafür. Denn „das ist ein Wahnsinn, was hier zustande kommt. Erst hat man etwas verloren, dann entwickelt sich plötzlich etwas. Man lernt viele neue Leute kennen“. Die Trauer lässt nach, sagt Erika Panzner.

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