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Syrgenstein: Aus für Metzgerei in Syrgenstein: So setzt sich das Ladensterben fort

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Aus für Metzgerei in Syrgenstein: So setzt sich das Ladensterben fort

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    64 Jahre gab es die Metzgerei Lanzinger in Syrgenstein. Zum Jahreswechsel hat Inhaber Erhard Lanzinger das Geschäft aus Altersgründen geschlossen – vor dem Eingang hängt eine Kette. Das Geschäft war der letzte reine Metzgerei-Betrieb in der Bachtalgemeinde.
    64 Jahre gab es die Metzgerei Lanzinger in Syrgenstein. Zum Jahreswechsel hat Inhaber Erhard Lanzinger das Geschäft aus Altersgründen geschlossen – vor dem Eingang hängt eine Kette. Das Geschäft war der letzte reine Metzgerei-Betrieb in der Bachtalgemeinde. Foto: Andreas Schopf

    Die Historie ist auf der Hauswand verewigt. „Seit 1955“, steht dort. So lange gibt es die Metzgerei Lanzinger schon in Syrgenstein. Doch für den traditionsreichen Familienbetrieb geht es nicht weiter. Zum Jahreswechsel hat Inhaber Erhard Lanzinger seine Metzgerei geschlossen.

    Aus für Lanzinger in Syrgenstein: Eine Ära endet

    In der Bachtalgemeinde endet damit eine Ära. Lanzingers Vater, Erhard Lanzinger senior, hat den Betrieb vor gut 64 Jahren gegründet, damals noch um die Ecke des heutigen Standorts, wo die Metzgerei seit 1964 beheimatet war. Lanzinger junior lernte im Betrieb seines Vaters. 1989 übernahm der Metzgermeister das Geschäft und führte es zusammen mit seiner Frau Edeltraud – bis jetzt.

    Seinen Schlussstrich begründet der 66-Jährige mit dem Alter. „Ich habe 51 Jahre in der Metzgerei gearbeitet, das ist genug“, sagt der gebürtige Syrgensteiner. Er habe sich auf die Suche nach einem Nachfolger begeben. Seine Tochter, die früher im Geschäft ausgeholfen hat und mittlerweile mehrfache Mutter ist, habe ebenso wenig Interesse an einer Übernahme gehabt wie irgendjemand anders. Ein Umstand, den Lanzinger bedauert, der ihn aber nicht überrascht. „Mein Betrieb ist zu klein und hat es in der heutigen Zeit schwer, zu überleben“, sagt er. Nicht umsonst hätten auch viele andere mittelständische Unternehmer Schwierigkeiten, Nachfolger zu finden. Finanzielle Gründe hätten aber nicht zu seiner Entscheidung beigetragen, aufzuhören. Lanzinger spricht von vielen Stammkunden, das Geschäft sei gelaufen. „Ansonsten hätte ich das nicht so lange gemacht.“

    Das Privatleben blieb auf der Strecke

    Auf der Strecke blieb dafür das Privatleben. Da die Metzgerei einen Partyservice anbot, waren auch die Wochenenden meist belegt. „Wir hatten fast keine Freizeit“, sagt Lanzinger. Urlaub sei nur „höchst selten“ drin gewesen. „Man hat sich voll für den Betrieb aufgeopfert.“ Auch Krankheit war für den Ladeninhaber kein Grund, nicht zu arbeiten. In seinen 51 Jahren im Geschäft habe er nur ein einziges Mal gesundheitsbedingt gefehlt, als ein Knochensplitter in das Nagelbett seines Fingers kam. Weil sich die Stelle entzündete, musste Lanzinger für fünf Tage ins Krankenhaus. Als er entlassen wurde, ging es auf direktem Wege wieder in den eigenen Betrieb.

    Bis vor zwölf Jahren schlachtete Lanzinger noch selbst. Weil er aber keinen neuen Metzger fand, den er einstellen konnte, kaufte er das Fleisch zuletzt zu. „Alleine wäre das Schlachten unmöglich gewesen.“ Bis zuletzt stellte Lanzinger jedoch selber Wurst her.

    Es fand sich kein Nachfolger

    Neben den Anstrengungen habe die Arbeit ihm aber auch Spaß gemacht. Er habe sehr gute Beziehungen zu seinen Kunden aufgebaut. Was er und seine Frau nun mit der freien Zeit anstellen, weiß Lanzinger noch nicht genau. „Erst einmal zur Ruhe kommen“, sagt der 66-Jährige, der kein Foto von sich für die Zeitung machen lassen möchte. Lanzinger will auf jeden Fall mehr Zeit für Familie und Enkel haben. Auch seinen Vater, den Gründer der Metzgerei, der mittlerweile mehr als 90 Jahre alt ist und in Hamburg lebt, möchte er jetzt öfter sehen. Sein Wohn- und Geschäftshaus, das er zuletzt – in der Hoffnung auf einen Nachfolger – zum Verkauf angeboten hat, möchte er behalten.

    Was aus den ehemaligen Geschäftsräumen der Metzgerei wird, ist noch unklar. Denkbar sei unter anderem der Umbau zu einer Wohnung, sagt Lanzinger. Das Aus seines Betriebs bedauern viele Kunden. Schließlich hatte Lanzinger die letzte reine Metzgerei in Syrgenstein. Die Schließung des Geschäfts setzt den Trend des Ladensterbens in der Region fort. Nach Zahlen der Handwerkskammer für Schwaben sind im Landkreis Dillingen aktuell 31 Metzgereien gemeldet. Vor fünf Jahren waren es 36 Betriebe, vor zehn Jahren noch 46.

    Bürgermeister spricht von „heuchlerischer Debatte“

    Auch Bürgermeister Bernd Steiner bedauert die Schließung der Metzgerei Lanzinger. Er betont, dass nicht nur im Landkreis Dillingen, sondern auch im baden-württembergischen Grenzgebiet die Zahl der Metzgereien immer weiter abnimmt. Im Falle von Erhard Lanzinger sei das Ende zwar altersbedingt erfolgt. Grundsätzlich liege es jedoch an den Kunden selbst, dass immer mehr kleine Betriebe schließen müssen. Viele bedauern diese Entwicklung zwar, würden sie durch ihr Einkaufsverhalten aber auch nicht verhindern, macht der scheidende Bürgermeister deutlich, der von einer „heuchlerischen Debatte“ spricht.

    Lesen Sie dazu auch einen Kommentar: Aus für Metzger: Es werden weitere Geschäfte schließen

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