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Synagoge Binswangen: Virtuoses Klavierkonzert in der Synagoge

Synagoge Binswangen

Virtuoses Klavierkonzert in der Synagoge

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    Valerij Petasch gastierte in der Binswanger Synagoge.
    Valerij Petasch gastierte in der Binswanger Synagoge.

    „Das Kulturprojekt Dillinger Landkreiskulturtage gewinnt sein starkes Renommee auch durch den Auftritt namhafter internationaler Künstlerinnen und Künstler“. Mit diesen Worten eröffnete der Vorsitzende des Trägerkreises „DLG-Kultur und Wir“, Anton Kapfer, in der ehemaligen Synagoge in Binswangen einen Konzertabend. Der aus Moskau stammende Konzertpianist, Komponist, Universitätsdozent sowie Ehrenmitglied der Chopin-Society Chicago-Moskau, Valerij Petasch, brillierte am Flügel mit höchster Professionalität.

    Das technisch ausgefeilte und souveräne Spiel gewann seine künstlerische Aussagekraft durch volle Konzentration auf das deutlich erkennbare innere Hören des Interpreten, der auf jede Notenvorlage verzichtete. Die gesamte Körpersprache spiegelte die Aussagekraft des jeweils vorgetragenen Werkes.

    Ein glühender Verehrer Chopins

    In Fachkreisen gilt Petasch heute weltweit als der Interpret der Werke Chopins. Eine Pressenotiz aus dem Programmheft gibt den künstlerischen Stellenwert des Pianisten wieder: „Wer den Pianisten Valerij Petasch kennt, weiß, dass er ein glühender Verehrer Chopins ist. Petasch gilt auch in der Tat als einer der besten Interpreten seiner Werke, die er trotz aller technischen Finessen in ihrer malerischen Poesie und den stürmischen Kaskaden grandios auslebt.“

    Diese gestalterische Bandbreite spiegelten sich in der Nocturne Des-Dur ebenso wie im Impromptu Fis-Dur oder im Walzer f-Moll. Die Beheimatung Chopins in der Musik der Romantik und des Impressionismus verdeutlichte sich in allen dargebotenen Werken. Dabei kennt Chopin keine Naturschwärmerei. Er stellt seine Empfindsamkeit jeweils in den Dienst menschlicher Stimmungen, die der Interpret Petasch meisterhaft an die Hörer weiterzugeben versteht.

    Durch eine gesundheitliche Einschränkung des Künstlers musste leider die Interpretation der „Wiener Abende“ von Franz Liszt wegen des physischen Anspruchs entfallen. Dafür stellte der Künstler nach dem Rondo capriccioso von F. Mendelssohn-Bartholdy eigene Kompositionen vor.

    Stehende Ovationen in der Synagoge

    Unverkennbar entspringen diese ebenfalls dem Genre der Romantik, führen aber in ihrem jeweiligen Charakter deutlich in die Moderne. Spannend war dabei herauszuhören, wie er das jeweilige musikalische Programm gestaltete. Das mit „Moderato“ überschriebene Stück erinnerte unweigerlich an Robert Schumanns „Träumerei“ aus den „Kinderszenen“, wenn die Phrasierungen in auf- und abwogenden Wellenbewegungen den Hörer mit in die Empfindungen des Komponisten hineinnehmen. In den „Erinnerungen an die Kindheit“ entwickelte Petasch aus einfachen Kinderliedthemen ein ausuferndes Kunstwerk, das nach einer reichhaltigen Improvisationsphase über eine große Klangbreite und Klangfülle wieder zur Schlichtheit des Anfangsthemas zurückfand.

    Die traumhafte Klangatmosphäre der Alten Synagoge motivierte den Künstler nach eigenem Bekunden trotz eines gesundheitlichen Handicaps zu höchster Innerlichkeit im Vortrag der dargebotenen Werke. Die zahlreiche Hörerschaft dankte dem Interpreten mit stehenden Ovationen. (pm)

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