„Die noch vorhandenen Einkaufsmöglichkeiten in unseren Dörfern – die Bäcker, Getränkemärkte, Hofläden etc. – sind für die Versorgung der Bevölkerung wichtiger als irgendein Discounter draußen an der B16“, schreiben die Mitglieder der Freien Bürgerliste Blindheim in einer Pressemitteilung. Das war das Fazit, das die Wählergruppe aus dem Ortsteil Blindheim, die momentan ein Drittel der zwölf Blindheimer Gemeinderäte stellt, anlässlich einer Online-Besprechung zog. Im Gegenteil heißt es weiter. Ein Supermarkt könnte sogar Nachteile haben. „Ein Supermarkt wäre eine große Konkurrenz für unsere Geschäfte im Ort. Wir haben rein gar nichts gewonnen, wenn der Bäcker, das Kurzwarengeschäft und der Hofladen an Umsatz verlieren, oder sogar im schlimmsten Fall ihren Betrieb einstellen müssten“, warnte Gemeinderat Werner Geis. Und Gewerbereferent Wolfgang Kapfer ergänzte: „Unsere Erfolgsaussichten, weitere Läden oder Verkaufsstellen in den Ortskernen anzusiedeln, schwinden dann auf ein Minimum.“
Passend dazu konnte Ortskernreferent Siegbert Jaumann von einem Telefonat mit Bäckermeister Götz aus Tapfheim berichten: „Trotz anderslautender Gerüchte bleibt die Bäckerei weiter geöffnet. Zwar hat die Schließung der Metzgerei Regele in direkter Nachbarschaft vor ein paar Jahren auch der Bäckerei wehgetan, aber Bäckermeister Götz hat keinerlei Absicht, seine Filiale in Blindheim zu schließen.“ Zum Thema Metzgerei berichtete er ergänzend von einem Gespräch mit den Eigentümern des Gebäudes, wo die ehemalige Metzgerei untergebracht war: „Sie sind offen für eine erneute Vermietung, auch wenn wohl zuvorderst ein gewisser Renovierungsbedarf besteht.“ Ebenfalls zum Thema Metzgerei konnte Bürgermeister Jürgen Frank Erfreuliches berichten. Auf Vermittlung der Gemeinde wird ab sofort ein Verkaufswagen der Metzgerei Münzinger aus Mauren jeden Mittwoch eine Stunde am Kirchplatz in Blindheim stehen und dort seine Fleisch- und Wurstspezialitäten anbieten. „Zumindest haben wir kurzfristig wieder einen Metzger, wenn auch in sehr eingeschränktem Umfang. Aber ein Anfang ist gemacht“, freute sich der Rathauschef, wie es in einer Pressemitteilung heißt.
Auch die langjährigen Gemeinderäte Thomas Haas und Martina Reichart nahmen an der Diskussion teil und stellten die Umsetzbarkeit eines Discounters infrage. „Ein Großteil unserer Beschäftigten kommt auf dem Arbeitsweg meist an mehreren Supermärkten vorbei und kann dort bequem für sich und seine Angehörigen einkaufen. Und vom vergessenen halben Pfund Butter, das dann vor Ort gekauft wird, kann kein Supermarkt überleben.“
„Aber eigentlich können wir uns diese ganze Debatte auch sparen“, meinte dazu Ludwig Schaflitzel, der in der Dorfmitte in Blindheim einen Biolandhof betreibt und frische Biomilch über einen Milchautomaten anbietet. „Es will momentan ja eh kein Supermarktbetreiber zu uns kommen, noch dazu, wenn jetzt im nahen Tapfheim ein Vollsortimenter eröffnen will und auch in Höchstädt neben dem Neuaufbau des Edekas noch weitere neue Märkte im Gespräch sind.“
„Also sollten wir unsere Kraft nicht an einen imaginären Supermarkt verschwenden, sondern zusammen mit den Betreibern und örtlichen Immobilienbesitzern versuchen, die Einkaufsmöglichkeiten in unseren Dörfern zu stärken und auszubauen“, fasste Gemeinderat Alexander Haller die Diskussion zusammen.
Unter Abwägung aller Argumente sprachen sich am Schluss des virtuellen Treffens alle Teilnehmer dafür aus, das Ratsbegehren zu unterstützen. Nur dieses verfolge einen realistischen Ansatz für eine nachhaltige und langfristig positive Entwicklung der Gemeinde. Das Bürgerbegehren dagegen wecke zwar große Erwartungen, die aber zwangsläufig enttäuscht werden müssten, steht es in der Pressemitteilung der Blindheimer Partei. (pm)