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Starkregen: Was tun gegen den Schlamm?

Starkregen

Was tun gegen den Schlamm?

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    Oben auf den Hügel wird viel Mais angebaut, unten liegt Roggden. Ist der Maisanbau die Ursache für den Schlamm – wertollen Humus –, der sich bei den Starkregenfällen im Juni von den Feldern ins Dorf hinein ergoss? Die Geister scheiden sich an diesem Thema.
    Oben auf den Hügel wird viel Mais angebaut, unten liegt Roggden. Ist der Maisanbau die Ursache für den Schlamm – wertollen Humus –, der sich bei den Starkregenfällen im Juni von den Feldern ins Dorf hinein ergoss? Die Geister scheiden sich an diesem Thema. Foto: Stauch

    Allen Beteiligten sind die deprimierenden Bilder vom Anfang Juni noch gut in Erinnerung. Der friedliche Aufbach in Roggden wird zum reißenden Flüsschen, von den Feldern auf der Anhöhe über dem Dorf ergießt sich schwarzbrauner Schlamm in Gärten, verstopft Sickerschächte und verschmutzt Keller knöcheltief. Die Feuerwehr und Mitarbeiter des städtischen Bauhofs sind tagelang mit den Folgen des noch glimpflich abgelaufenen Starkregen-Ereignisses beschäftigt.

    Was tun, damit so etwas – womöglich viel schlimmer – nicht noch einmal passieren kann? Ist der Maisanbau rund um das Dorf schuld? Stadt Wertingen und Bauernverband suchen den „Schulterschluss“, wie es Bürgermeister Willy Lehmeier nennt, und treffen sich bei Roggden zu gemeinsamen Überlegungen, aus denen streckenweise ein engagierter Schlagabtausch wird. Dem Bürgermeister auf der einen Seite ist anzumerken, dass er die Fragen der Roggdener – „was tut die Stadt gegen die Hochwassergefahr?“ – ernst nimmt. Den Landwirten auf der anderen Seite liegt daran, sich zu erklären und Schuldzuweisungen abzuwehren.

    „Das Wasser kommt von oben“, sieht Grundbesitzer Konrad Mayerföls wenig Möglichkeiten, dem Starkregen zu begegnen. Der Mais steht inzwischen satt auf seinen Feldern. Er tue, was er könne, beteuert er. Das Aufbringen von Mulchsaat um ein Abschwemmen des wertvollen Humus zu verhindern, praktiziert er schon lange, lässt er wissen. Das liege schon in seinem eigenen Interesse. Bei einer Niederschlagsmenge von 75 Liter pro Quadratmeter in eineinhalb Stunden sei dennoch ein Ausschwemmen der Felder nicht zu verhindern – „zu viel Niderschlag in kurzer Zeit“, meint er achselzuckend. Doch das will der Bürgermeister so nicht akzeptieren.

    Mit verantwortlich für die Schlammmassen ist nach Meinung Lehmeiers großflächiger Maisanbau in Hanglagen und eine immer mehr industrialisierte Landwirtschaft. „Die Natur verzeiht keine Fehler“, mahnt Lehmeier und verweist auf in der Landschaft verschwundene Hecken und Gräben, in denen sich Nässe sammeln und abfliesen kann. Im Falle Roggden seien Schlamm und Wasser über den asphaltierten Fahrweg zum neuen Kreisel herabgeschossen, Mais hätte an dieser Stelle – Hanglage kurz vor dem Dorf – nicht angebaut werden dürfen, meint Lehmeier.

    Der Bürgermeister betont, dass der Bau von Regenrückhaltebecken allein nicht die Lösung sein könne. Es wäre vielmehr an der Zeit für eine bessere Kommunikation unter den Landwirten, für Absprachen, wie die Flächen rund um die Dorfränder bewirtschaftet werden. „Das sind kleine Hilfen, die leicht umsetzbar sind“, denkt Lehmeier. Dabei ist auch ihm klar, dass es keinen allumfassenden Schutz gegen große Naturkatastrophen gibt.

    Um Lösungen ringt auch BBV-Geschäftsführer Eugen Bayer: „Die Bereitschaft der Landwirtschaft, etwas zu tun ist sehr groß, keiner will Schlamm im Keller“, zeigt Bayer Verständnis. Und er räumt ein, dass noch nicht alle Ackerbauern mit der neuesten Technik vertraut sind, also noch nicht überall der Boden gemulcht wird, um ein Abschwemmen zu mildern. „Wir sind momentan an einem Scheidepunkt, weil das noch nicht bei allen angekommen ist.“ Bayer und seinem Kollegen, BBV–Kreisobmann Klaus Beyerer, ist es ein Anliegen, positive Beispiele aufzuzeigen für das, was die Landwirtschaft für das Klima leistet. „Der Mais, so wie er dasteht, ist der größte Sauerstoffproduzent“, sagt

    Im Zuge der Diskussion macht Lehmeier klar, dass die Privilegierung der Landwirtschaft den Kommunen Sorge bereite. Es entstehen immer mehr landwirtschaftliche Großanlagen mitten in der Landschaft, für die die Infrastruktur nicht vorhanden sei – keine Straßen, kein Wasserabfluss. Entsprechend bereite dies Probleme. Während Lehmeier glaubt, dass bei dieser Art Landwirtschaft das Profitdenken im Vordergrund steht, argumentieren die Landwirte, dass diese Entwicklung eine Antwort ist auf den weltweiten Markt, dem die Landwirtschaft unterliegt.

    Zurück nach Roggden: Landwirt und Grundbesitzer Konrad Mayer-föls, Bullenmäster, Ackerbauer und Betreiber einer Biogasanlage für die er 30 Hektar Mais anbaut, will „nicht der Buhmann sein“. Er ist sich einig mit seinem Kollegen Eugen Bayer: „Wir werden schauen, was die Landwirtschaft positiv leisten kann. Aber zu glauben, das hilft für extreme Regenereignisse, das wäre blauäugig.“

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