Groß war die Freude der Sonderheimer Gläubigen: Erstmals nach der Renovierung, die im Oktober 2020 startete, durften sie am Sonntag die heilige Messe wieder in ihrer Pfarrkirche feiern. Doch beim Weg zum Gottesdienst mussten sie sich noch nicht umstellen. Denn der Kirchenzug startete bei der Feuerwehrhalle, wo die Pfarrgemeinde seit Jahresanfang ihr Ausweichquartier hatte.
Ursprünglich war keine Renovierung des Dachs geplant
Von dort folgten sie Pfarrer Daniel Ertl mit den Ministranten und dem Musikverein Donauklang zur Pfarrkirche St. Peter und Paul, wo Organistin Charlotte Helmschrott die musikalische Umrahmung übernahm. Doch vor dem Einzug umrundeten sie zweimal die renovierte Kirche, einmal zum Segnen mit Weihwasser, einmal mit Weihrauch. „Außen wurde zwar nicht neu gestrichen, das wurde 2008 schon gemacht, aber der Dachstuhl ist renoviert, der Blitzschutz erneuert und noch vieles mehr“, erklärte Pfarrer Ertl.
„Eigentlich war gar keine so große Maßnahme geplant“, blickte Kirchenpfleger Paul Linder im persönlichen Gespräch fünf Jahre zurück. Stadtpfarrer Ertl, der für die Kirchen der Pfarreiengemeinschaft Höchstädt zuständig ist, ergänzt: „Im Grunde wollten wir nur die vergraute Wand weißeln.“ Doch bevor Geld für Schönheitsreparaturen ausgegeben wird, steht in den Kirchen des Bistums Augsburg eine Standsicherheitsprüfung an. So auch in Sonderheim. Die ergab, dass das Dachtragwerk in einem desolaten Zustand war.
80.000 Euro musste die Kirchenstiftung selbst aufbringen
Der Kirchenpfleger erläuterte: „Je näher die Experten die Kirche in Augenschein nahmen, desto höher wurde die prognostizierte Bausumme.“ Im Oktober 2019 standen 305.000 Euro im Raum. Nach mehreren Anläufen genehmigte das Bischöfliche Ordinariat die Renovierung, sofern die Katholische Kirchenstiftung Sonderheim selbst 80.000 Euro aufbringt. Geschafft hat sie das „aufgrund von großherzigen Spenden, Sparsamkeit und Eigentätigkeit“, stellte Linder heraus, „das war aber ein hoher Anspruch für die kleine Gemeinde mit rund 220 Einwohnern.“ Zuschüsse wurden zugesagt von der Bischöflichen Finanzkammer, von der Stadt Höchstädt, dem Landkreis Dillingen, dem Bezirk Schwaben und dem Landesamt für Denkmalpflege.
„Es zeigte sich, dass viele dachtragende Balken von Fäulnis und Holzschädlingen befallen waren“, erinnert sich der Kirchenpfleger, und auch an solche Balken, die am Fuß gänzlich abgefault waren. Beschädigtes Holz, mehr als erwartet, wurde entfernt, damit eine weitere Kontamination verhindert werden konnte. An der Traufe wurde eine Ebene zur Hinterlüftung hergestellt, eingemauerte Teile wurden damit freigelegt. Stützbalken in der Mitte des Dachstuhls wurden durchgeschnitten und die Last des Dachs auf die Außenmauern verlagert.
Während den Arbeiten wurden weitere Schäden entdeckt
Dass die Risse, die durch die vorige Konstruktion verursacht wurden, nicht so harmlos waren, erkannte der Stuckateur. Er stellte massive Hohlräume dahinter fest. Die Deckenteile befestigte er mit Spritzmaterial, Verschraubungen und dergleichen. Die Narben der Eingriffe überdeckte der Kirchenmaler.
Massive Schäden über der Sakristei und in der Glockenstube auf der Turmspitze entdeckten die Handwerker ebenfalls während der Renovierung, was zusätzliche Kosten von 61.900 Euro bedeutete. Noch dazu war ein Teil des Dachstuhls mit Quecksilber belastet, und auch die streng geschützten Langohrfledermäuse haben inzwischen verbesserte Ein- und Ausflugmöglichkeiten.
Die Pfarrkirche ist das älteste Gebäude im Ort
Am Ende des Gottesdiensts, während dem Pfarrer Ertl auch den Innenraum segnete, dankte er allen Handwerkern, „die das ganze wieder in einen Top-Zustand versetzt haben“. Er stellte außerdem den Einsatz der Ehrenamtlichen aus dem Dorf heraus, welche die Kirche nach den Bauarbeiten gereinigt, das Leichenhaus und die Friedhofsmauer gestrichen und, wo nötig, die Platten darauf ausgetauscht haben. Auch den Pfarrgemeinderat und die Kirchenverwaltung schloss er mit ein.
Die Pfarrkirche in Sonderheim ist das älteste Gebäude im Ort, stellt Linder klar. Der erste katholische Pfarrer wird bereits im Jahr 1433 erwähnt. „Ein wichtiges Ziel der Kirchenverwaltung ist es, das Kulturerbe in Ehren zu halten. Pfarrkirche und Friedhof sollen attraktive Orte sein“, betont Linder. Immerhin ist Sonderheim der einzige Ortsteil Höchstädts, in dem der Friedhof um die Kirche ist und die Gläubigen nach dem Kirchenbesuch noch die Gräber aufsuchen und miteinander ins Gespräch kommen.