Startseite
Icon Pfeil nach unten
Dillingen
Icon Pfeil nach unten

Sommerinterview: Ulrich Lange: Bis zu 40 Millionen fließen in die Dillinger Kaserne

Sommerinterview

Ulrich Lange: Bis zu 40 Millionen fließen in die Dillinger Kaserne

    • |
    Ulrich Lange vertritt seit 2009 Nordschwaben und Teile von Aichach-Friedberg im Bundestag. Das Foto zeigt den 51-Jährigen beim Tag der Bundeswehr am 15. Juni 2019 in Dillingen. Der Erhalt des Bundeswehrstandorts ist ihm ein besonderes Anliegen. In den nächsten Jahren sollen bis zu 40 Millionen Euro in der Dillinger Kaserne investiert werden.
    Ulrich Lange vertritt seit 2009 Nordschwaben und Teile von Aichach-Friedberg im Bundestag. Das Foto zeigt den 51-Jährigen beim Tag der Bundeswehr am 15. Juni 2019 in Dillingen. Der Erhalt des Bundeswehrstandorts ist ihm ein besonderes Anliegen. In den nächsten Jahren sollen bis zu 40 Millionen Euro in der Dillinger Kaserne investiert werden. Foto: Berthold Veh

    Hätten Sie sich vorstellen können, dass eine Pandemie wie Corona unser Leben derart auf den Kopf stellen kann?

    Ulrich Lange: Nein, ich hatte zuvor mal von der Spanischen Grippe gehört, die vor 100 Jahren gewütet hat. Aber dass Corona ganz Deutschland für einige Wochen lahmlegen würde, das konnte ich mir nicht vorstellen.

    Haben wir, wie Gegner der Corona-Maßnahmen behaupten, überreagiert?

    Lange: Nein, das glaube ich nicht. Sicher kann man bei der einen oder anderen Maßnahme fragen, ob das nicht zu viel war. Aber wir werden von anderen Ländern beneidet, wie wir bisher durch diese Krise gekommen sind. Wir haben schnell reagiert und uns getraut, etwas zu entscheiden. Staat und Politik haben gezeigt, dass sie besser sind als ihr Ruf. Aber Corona ist ja noch nicht vorbei. Und wenn ich Partybilder aus Mallorca sehe, dann habe ich Sorge, dass sich die Lage durch den Urlaub wieder verschärfen könnte.

    Voriges Jahr hatten Sie noch den Fortbestand der Koalition von Union und SPD angezweifelt, nachdem die Genossen Ursula von der Leyen als Kommissionspräsidentin nicht mitgewählt hatten.

    Lange: Das ist Vergangenheit, wir arbeiten in der Koalition professionell zusammen und haben angesichts der extremen Herausforderungen für Streitigkeiten gegenwärtig keine Zeit.

    Bayerns Ministerpräsident Markus Söder wird als Krisenmanager gefeiert. Ist der CSU-Vorsitzende der nächste Kanzlerkandidat der Union?

    Lange: CDU und CSU werden sich einigen, wir sind aber jetzt noch nicht bei dem Zeitpunkt der Entscheidung. Markus Söder hat eine hervorragende Arbeit als Ministerpräsident und Krisenmanager abgeliefert. Das Land braucht auch neue Ideen. Söder hat die CSU neu aufgestellt und reformiert. Die CDU muss mit sich ins Reine kommen, wen sie will. Dass in der Schwesterpartei über drei Kandidaten gesprochen wird, zeigt eine gewisse Unsicherheit. Vielleicht hat Annegret Kramp-Karrenbauer doch zu schnell hingeworfen.

    Jetzt wirft die Bundesregierung nur so mit Milliarden hin und her, um den wirtschaftlichen Abschwung abzufedern. Wer soll denn das zurückzahlen?

    Lange: Wir haben eine epochale Herausforderung. Und es würde mehr kosten, wenn wir keinen Rettungsschirm aufspannen. Als wir 2010 das erste Griechenland-Rettungspaket in Höhe von 15 Milliarden Euro geschnürt haben, da hab ich mich nachts im Bett gewälzt, weil ich nicht mehr schlafen konnte. Allein für die Corona-Hilfen haben wir jetzt eine Nettokreditaufnahme von 218 Milliarden. Und wenn man unseren Anteil am EU-Rettungsschirm hinzuzählt, dann wird noch eine ähnliche Summe hinzukommen. Wir kommen auf eine Verschuldung von 80 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Verglichen mit anderen Staaten ist das immer noch gering. Wenn wir nichts tun, würde unser System aber zusammenbrechen. Es käme zu einer Rezession mit katastrophalen Folgen. Das Zurückzahlen dauert zehn Jahre plus x.

    Voriges Jahr haben Sie noch gesagt, dass Sie nicht erst als Alterspräsident des Bundestags zur Eröffnung der neuen B16 in Höchstädt kommen wollen. Aber im Ernst: Das Projekt ist keinen Schritt weiter. Jetzt ist wieder das Wasserschutzgebiet Thema, das die Stadt Höchstädt per Beschluss bereits aufgegeben hatte. Wird sich der Bau der B16, weil vielleicht das Geld wegen Corona woanders gebraucht wird, weiter verzögern?

    Lange: Nein, sobald Baurecht vorliegt, wird gebaut. Corona verhindert da gar nichts, im Gegenteil. Wo der Staat in die Infrastruktur investieren kann, wird er das tun. Ich habe meine Hausaufgaben gemacht. Das Projekt ist im vordringlichen Bedarf, und es ist im Bundesinvestitionsrahmenplan – also unter den Maßnahmen, die bis 2023 begonnen werden könnten. Während es in Höchstädt Verzögerungen gibt, läuft die Planung für den dreistreifigen Ausbau in Gundelfingen und Lauingen. Dafür stellt ebenfalls der Bund ausreichend Mittel in Höhe von etwa 25 Millionen Euro zur Verfügung.

    Sie kommen gerade aus der Dillinger Luitpoldkaserne. Dort gibt es Millionen-Investitionen.

    Lange: Der Bau der neuen Wache hat bereits begonnen. Über den Erhalt des Bundeswehrstandorts Dillingen braucht sich in den nächsten Jahren niemand mehr Gedanken zu machen. In einigen Jahren wird die Luitpold-Kaserne komplett saniert sein. Der Bund wird dort einen hohen zweistelligen Millionenbetrag (geschätzt etwa 30 bis 40 Millionen Euro) investieren. Es gibt kaum ein Gebäude, das da nicht angefasst wird.

    Politisch lief es für Sie gut, ein Staatssekretärsposten ist aber noch nicht herausgesprungen.

    Lange: In der öffentlichen Wahrnehmung mag ein Staatssekretärsposten wichtiger sein. Als stellvertretender Bundestags-Fraktionsvorsitzender von CDU und CSU habe ich unterm Strich sehr gute Gestaltungsmöglichkeiten. Ich bin in der Fraktion unter anderem für die Bereiche Verkehr und digitale Infrastruktur, Bau, Wohnen, Stadtentwicklung und Kommunen zuständig. Da werden viele bedeutende Zukunftsfragen behandelt. Und jetzt sollten wir die Menschen in unserem vergrößerten Wahlkreis (es kommt Altenmünster hinzu, Anm. d. Red.) erst einmal wählen lassen. Und da kann ich so viel sagen: Ich möchte 2021 bei der Bundestagswahl wieder antreten und um die Gunst der Wähler werben.

    Wie sieht der Urlaub dieses Jahr aus?

    Lange: Ich fahre mit meiner Familie in unsere Wohnung in meiner Geburtsstadt Meran. Dort möchte ich wandern und auf der Terrasse ein Glas Wein genießen. Nach diesen turbulenten Monaten gibt es ja viel nachzudenken. Denn eines hat mir Corona gezeigt. Politik ist nicht berechenbar.

    Das könnte Sie auch interessieren:

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden