Landkreis Roman Ruef ist der beste Werbeträger für Dillingen. Der Münchner hat ein Jahr seines sechsjährigen Medizinstudiums in Dillingen am St.-Elisabeth-Krankenhaus und bei Dr. Alexander Zaune absolviert. Wenn er seine insgesamt fünfjährige Facharztausbildung abgeschlossen hat, wird er in der Hausarztpraxis von Dr. Zaune einsteigen. Nicht nur die Arbeit macht dem jungen Mann Spaß, sondern auch seine Freizeitgestaltung. Die Baggerseen im Landkreis oder die Radwege an der Donau seien super. Zur Allianz-Arena zum FC Bayern fahre er mit dem Auto jetzt von Dillingen auch nicht länger als zuvor quer durch München mit der U-Bahn. Und das Wohnen auf dem Land sei so viel billiger als in München. „Dort hätte ich mir nur eine Garage mieten können. Hier hab ich mir ein Haus gekauft“, erzählt Ruef.
Er ist nicht der einzige Mediziner, der im Landkreis Fuß gefasst hat. Auch Sebastian Völkl von der Uni Würzburg hat sein gesamtes Praktisches Jahr als Medizinstudent in Dillingen verbracht. Auch er will Hausarzt werden. Auf dem Weg dorthin arbeitet der junge Arzt derzeit in der Inneren Abteilung der Dillinger Kreisklinik. Wer redet da noch vom Hausärztemangel auf dem Land? Insgesamt 44 Studenten haben das Ausbildungsangebot der medizinischen Akademie in Dillingen inzwischen wahrgenommen. Chefärztin Dr. Ulrike Bechtel hatte das Konzept entworfen, um junge Mediziner aufs Land zu holen und sie für den Beruf Hausarzt zu begeistern. Dillingens Ausbildungskonzept lockt immer mehr Menschen an.
Am Montag kamen fünf neue junge Studenten dazu. Sie alle spielen mit dem Gedanken, Hausarzt zu werden. Sie haben inzwischen das Klinikgelände und die Hausärzte im Landkreis kennengelernt. Denn die werden den Nachwuchs als persönliche Mentoren beim Einstieg in die Medizin begleiten. Zum Teil haben die angehenden Ärzte am Institut an der TU München vom Dillinger Ausbildungskonzept erfahren. Das dort angesiedelte Institut für Allgemeinmedizin arbeitet eng mit den Dillinger Ärzten zusammen. Dr. Doris Roller und Dr. Alexander Zaune koordinieren die Kooperation mit den anderen niedergelassenen Hausärzten. „Ich denke, hier lerne ich mehr als in einer so großen Klinik wie in München“, sagt eine der Neuankömmlinge. „Auf dem Land kann man mehr machen, das ist super“, sagt eine andere. Deswegen hat sich die junge Frau für Dillingen entschieden und freut sich darauf, die Region kennenzulernen. Eine andere, die aus Bremen stammt, hat das Gesamtkonzept mit der Rotation – die Studenten arbeiten sowohl am Krankenhaus als auch bei einem Hausarzt in dessen Praxis – überzeugt.
Simone Janz aus München ist beruflich schon etwas weiter. Sie wurde von den Hausärzten in der Praxis Johannesstraße in Lauingen begleitet. Inzwischen gehört sie zu den 21 bereits approbierten Ärzten, die nun in fünf Jahren weiter zu Fachärzten für Allgemeinmedizin ausgebildet werden, wiederum im Rahmen der Akademie. Janz macht das am Wertinger Krankenhaus. „Nirgendwo sonst in Deutschland ist die Ausbildung so gut organisiert wie hier, es gibt Unterstützung von vielen Seiten“, lobt sie.
Während Ruef, Janz und Völkl nun als Assistenzärzte in den Kreiskliniken arbeiten, absolviert Jörg Linke schon den letzten Teil seiner Facharztausbildung zum Allgemeinmediziner. Er arbeitet in der Praxis von Dr. Wolfgang Fink und Dr. Dietlinde Wiesmiller in Lauingen mit. Auch Linke ist vom Hausarzt-Beruf überzeugt. Dabei war diese Richtung bei Studenten lange gar nicht beliebt, ein Grund für das große Nachwuchsproblem der Hausärzte.
Doch zum Beispiel das Maß an Nähe könne jeder Hausarzt selbst definieren, gibt Dr. Doris Roller dem Nachwuchs einen Tipp. Ob man Patienten die Handynummer oder die Privatadresse weitergibt, das habe jeder selbst in der Hand. Anette Doll-Theissen erklärt, sie wohne nicht bei ihrer Praxis in Lauingen, auch das sorge für Abstand, so sehr ihr die Arbeit auch gefällt. Und dazu, so betont sie, gehören auch die Hausbesuche. „Ich fahre gerne zu meinen Patienten. Oft gibt es was zu lachen.“ Auch Teilzeit geht inzwischen: In Dr. Jürgen Arnhardts Praxis in Höchstädt arbeiten sogar zwei Ärztinnen in Teilzeit mit. „Das sind zwei Mütter, die teilen sich eine Stelle, das klappt wunderbar“, betont er. In einer Praxis sei so etwas machbar, in einer Klinik nicht. Und gerade, dass man nicht spezialisiert sei, mache den Reiz der Arbeit aus, ergänzt Hausarzt Rainer Schindler. „Vom eingewachsenen Zehennagel bis zu Bauchschmerzen kommt alles zu mir, das finde ich spannend“, sagt Kollegin Janz. Dem Neu-Lauinger Linke gefällt zudem, dass er die Patienten als Hausarzt viel länger begleitet und damit besser kennenlernt als etwa im Krankenhaus. Dr. Klemens Kügel aus Höchstädt führt weitere Argumente für seinen Berufsstand an: Die Residenzpflicht sei weggefallen, das Honorar gestiegen, und die Präsenz nicht mehr rund um die Uhr gefordert. „Eigentlich spricht alles dafür, Hausarzt zu werden.“ Ach so, und wo verbringen die jungen Ärzte die ersten Sommerabende im Landkreis? Mehrstimmige Antwort: „Im Stark-Biergarten!“ "Diese Woche