Ein kleiner Pieks, dann war es auch schon wieder vorbei. Für einige wenige hatte das Warten auf den ersehnten Corona-Impfstoff am Sonntag ein Ende. So auch für Anton Lang. Seine Geduld wurde aber zuvor noch einmal auf eine harte Probe gestellt. Weil Landrat Leo Schrell am Samstagabend Hinweise erhalten hatte, dass die Kühlkette des empfindlichen Impfstoffes nicht durchgängig eingehalten werden konnte, wurde der Impfstart am Sonntag zunächst verschoben. Als der Vorfall am späten Nachmittag überprüft war und das Bayerische Gesundheitsministerium Entwarnung gab, war die Erleichterung im AWO-Seniorenheim in Höchstädt groß. 18 Impfungen und eine Nacht später ist Heimleiter Stefan Hintermayr froh, dass schließlich doch noch alles geklappt hat. „Es freut uns, dass wir zu den ersten Einrichtungen im Landkreis gehören, bei denen geimpft wird“, sagt er.
Zusätzlich ist auch die Freude darüber groß, dass alle bislang geimpften Bewohner den Impfstoff sehr gut vertragen haben. „Wir haben natürlich alle von ihnen auf mögliche Nebenwirkungen befragt und auch eine Ärztin vom mobilen Impfteam hat sich stichprobenartig noch einmal erkundigt“, erklärt er. Dass es bislang gar keine Begleiterscheinungen gegeben hat, überrascht selbst Hintermayr.
Ein 66-Jähriger wurde im Landkreis als Erster geimpft
Nach dem verspäteten Start am Wochenende konnte es schon früh am Montagmorgen mit den noch ausstehenden Impfungen weitergehen. Noch einmal 35 Bewohner sind im Laufe des Vormittags an die Reihe gekommen. Dass man da schon mal ein bisschen aufgeregt sein kann, weiß auch Anton Lang. Die erste Nacht nach der Corona-Impfung hat der 66-Jährige, der seit seinem Schlaganfall im Heim der Arbeiterwohlfahrt in Höchstädt wohnt, bereits hinter sich.
„Ich habe trotzdem gut geschlafen – auch wenn ich gestern sehr nervös war“, sagt er am nächsten Morgen. Der Unterbechinger hatte am Sonntagabend nämlich als Erster im Landkreis den Pieks gegen Covid-19 erhalten. Ein historischer Moment. Dass er keine Schmerzen oder andere gesundheitlichen Auswirkungen bei sich feststellen konnte, hält er für ein gutes Zeichen. Lediglich ein bisschen müde sei er. Aber das, so erklärt er, könne auch dran liegen, dass er heute Nacht von einer Bewohnerin geweckt worden sei.
Dass er die erste der beiden notwendigen Impfungen nun bereits hinter sich hat, stimmt den 66-Jährigen optimistisch. Bei der zweiten Spritze, für die der Termin schon feststeht, ist dann bestimmt die letzte Nervosität verschwunden. Auch der organisatorische Aufwand wird dann geringer sein, sagt Heimleiter Hintermayr.
Wie der Impfstart in Höchstädt gelaufen ist
Zunächst, erklärt er, hätten am Sonntag alle Bewohner mit einem QR-Code erfasst werden müssen, bevor sie geimpft werden konnten. Um den Ablauf so reibungslos wie möglich zu gestalten, seien er und sein Team in den Tagen um Weihnachten beinahe pausenlos im Einsatz gewesen. Dass bei all dem Stress, dem die Beteiligten ausgesetzt waren, alles so freundlich und professionell abgelaufen ist, lobt Hintermayr. „Das Impfteam ist großartig mit unseren Bewohnern umgegangen und war sehr einfühlsam und geduldig“, ergänzt er. Wenn er auch sonst eher kritisch sei, wolle er in diesem Zusammenhang auch die Arbeit des Landratsamtes loben. „Wir haben permanent Kontakt gehabt und wurden gut informiert“, betont er.
Die ersten Impfungen sieht Hintermayr als guten Anfang: „Wir haben aber mehr Impfwillige, als wir momentan Dosen bekommen können.“ Viele Bewohner gehören nicht zur ersten Gruppe. Um jedoch eine Herdenimmunität im Haus zu erhalten und Ansteckungen zu vermeiden, sei es wichtig möglichst viele von ihnen rasch gegen Covid-19 zu impfen, betont er.
Freudig wurde das Impfteam am Montag auch im Heilig-Geist-Stift in Dillingen erwartet. Die Enttäuschung, dass nicht am Sonntag schon gestartet werden konnte, sei groß gewesen, sagt Heimleiter Siegfried Huber. „In dieser Situation war es aber die einzig richtige Entscheidung“, ergänzt er. Wenn ein unsichtbarer Risikofaktor hinzukomme, müsse dieser auch überprüft werden. Dass dies geschehen sei, habe ein wichtiges Signal gesetzt, sagt er.
Um bei dem ein oder anderen Bewohner letzte Ängste und Unsicherheiten auszuräumen, wird in Dillingen in zwei Staffeln geimpft. „Zuerst kommen diejenigen dran, die unbedingt wollten“, erklärt Huber. Auch wer eine Quarantäne auf dem eigenen Zimmer nur schwer aushalten könne, durfte zu der ersten Gruppe hinzu. Sei ein davon betroffener Senior geimpft, müsse seine Freiheit nicht eingeschränkt werden, erklärt der Heimleiter.
Welche Erfahrungen die Bewohner des Heilig-Geist-Stifts gemacht haben
Die ersten Impfungen im Heilig-Geist-Stift waren am frühen Montagnachmittag gut gestartet. Die Organisation des Impfteams und die Zusammenarbeit mit der Einrichtung vor Ort, lobt Huber. „Es läuft alles reibungslos, sogar die Technik.“ Zwei Bereiche wurden dafür hergerichtet: Zunächst werden die Bewohner im ersten Bereich aufgenommen. Dort werden ihre Daten erfasst. Anschließend müssen sie warten, bis sie an die Reihe kommen. Im zweiten Bereich ist dann Platz für diejenigen, die ihre Impfung bereits hinter sich haben und beobachtet werden sollen.
„Die Stimmung ist gut“, sagt Huber, der die ersten sieben Bewohner, die den Pieks bereits hinter sich haben, besucht. „Das Lachen“, sagt er, „haben wir auch in dieser schweren Zeit nicht verlernt.“ Zwischen zwei Lebkuchenbissen bestätigt das auch Elisabeth Striegel. Die 101-Jährige hat in Dillingen als Erste die Spritze gegen Covid-19 erhalten. „Es geht mir gut“, sagt sie. „So wie immer.“ Ein bisschen aufgeregt sei sie freilich gewesen. Nun ist die Bewohnerin vor allem erleichtert. Dieses Gefühl teilen Siegfried Berchtenbreiter, Viktor Kopf und Luise Böhm, die sich ebenfalls bereits impfen ließen. „Bei uns ist alles wie immer – wunderbar“, sagt Kopf.
Bei all der Erleichterung dürfe man die Bedenken, die es im Vorfeld gegeben habe, aber nicht vergessen, betont Heimleiter Huber. Um die Bewohner nach der Impfung gut betreuen zu können, sei sogar eine Mitarbeiterin extra aus dem Urlaub gekommen. Die Solidarität in diesen Tagen lobt er besonders. „Wir freuen uns selbstverständlich alle auf ein bisschen mehr Normalität im Haus.“ Mit den ersten Impfungen sei man diesem Ziel nun schon einen kleinen Schritt näher gekommen.
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