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Dillingen: Seit 2013 vermisst: Die Suche nach einem Dillinger geht weiter

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Seit 2013 vermisst: Die Suche nach einem Dillinger geht weiter

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    Die Suche nach dem vermissten Dillinger Kadir Karabulut läuft nach wie vor.
    Die Suche nach dem vermissten Dillinger Kadir Karabulut läuft nach wie vor. Foto: Silas Stein, dpa (Symbol)

    Ein unbekannter Toter mit Migrationshintergrund, aufgefunden in Berlin. So geistert die Meldung vergangenes Jahr durch die Medien. Für viele eine Randnotiz, wenn überhaupt. Für so manchen ist es eine Nachricht, die alte Wunden aufreißt. Die Hoffnung, Kadir Karabulut jemals wieder zu finden, ist wieder greifbar. Auch nach Jahren der Ungewissheit. „Es hat gebrodelt in der türkischen Szene“, sagt Thomas Müller, leitender Ermittler der Kriminalpolizei Dillingen.

    Kadir Karabulut: Die Ermittler wissen nicht, was passiert ist

    Mit diesem Foto sucht die Kripo nach Kadir Karabulut.
    Mit diesem Foto sucht die Kripo nach Kadir Karabulut. Foto: Privat

    Wie sich herausstellt, ist der Tote aus Berlin nicht Kadir Karabulut. Für die Angehörigen hätte dies zumindest Gewissheit bedeutet. So bleibt der Dillinger mit türkischen Wurzeln spurlos verschwunden. Und die Ermittler haben es weiterhin mit einem Fall zu tun, der mehr Fragezeichen als Anhaltspunkte aufweist.

    Die Spur des Vermissten verliert sich vor sechs Jahren. Am 28. Februar 2013 kommt der damals 42-Jährige von einem Aufenthalt auf Zypern zurück nach Dillingen. Dort wird er in der Folge mehrfach gesehen. Am 4. März 2013 besucht Karabulut Bekannte in Augsburg. Es ist der Tag, an dem der Dillinger verschwindet. Bis heute wissen die Ermittler nicht, was an jenem Montag passiert ist.

    Wochen später taucht der schwarze Audi des Vermissten in der Schenkendorfstraße in Augsburg-Lechhausen auf. Richtig weiter bringt der Wagen die Polizei nicht. ZDF. Bundesweit berichten Medien darüber. Erst recht, weil Karabulut offenbar in kriminelle Machenschaften involviert war. In Pokerrunden, zum Teil illegal, soll er als Teil einer Bande andere Spieler betrogen haben. Und das auf filmreife Art und Weise. Zum Einsatz kamen gezinkte Karten mit einem versteckten Magnetstreifen.

    Mithilfe eines getarnten Empfangsgerätes und eines Knopfs im Ohr erfuhr der Spieler, mit welchem Blatt die Kontrahenten im Spiel sind. Ein Komplize, der den Spielern aus dem Publikum in die Karten schaute, gab zudem versteckte Zeichen. So zogen die Betrüger zahlreiche Spieler über den Tisch – bei internationalen Turnieren wie in Hinterzimmern von Augsburger Kneipen. Hat sich Karabulut dadurch gefährliche Feinde gemacht? (Lesen Sie hier mehr dazu)

    Hat sich Kadir Karabulut in die Türkei abgesetzt?

    Die Kripo tappt nach wie vor im Dunkeln. Es sei nicht von einer geplanten Abwesenheit auszugehen, heißt es. Die Frage, ob der Vermisste Opfer eines Gewaltverbrechens wurde oder sich von selbst ins Ausland absetzte, bleibt jedoch unbeantwortet. Im Laufe der vergangenen Jahre gingen die Ermittlern diversen Spuren nach. Es waren mehr Gerüchte als stichhaltige Hinweise. Karabulut soll sich in die türkische Hafenstadt Mersin abgesetzt haben, hieß es etwa. Er soll eine Freundin in Marokko gehabt haben. Der Polizei brachten diese vagen Spuren letztlich wenig. „Wir können nicht einfach so nach

    Doch die Ermittler scheitern nicht nur an fehlenden oder zu ungenauen Spuren. Es fehlt offenbar auch an internationaler Zusammenarbeit. Der Vermisste besaß ein Konto bei einer türkischen Großbank. Ein Blick darauf könnte wertvolle Informationen liefern: Ob und wo etwa noch darauf zugegriffen wird, eventuell gäbe es Videoaufnahmen der jeweiligen Bankautomaten. Die Kripo kann aber nicht auf das Konto zugreifen. Ein Rechtshilfeersuchen an die türkische Justiz, um eine Bankauskunft zu erhalten, blieb laut Müller bislang unbeantwortet. Warum sich die entsprechenden Stellen in der Türkei einer Zusammenarbeit entziehen, ist Spekulation. Einer der ganz wenigen Strohhalme für die Ermittler fällt somit weg. „Das ist schade“, sagt Müller. „Die Infos wären für uns sicher nützlich.“

    Vermisster Kadir Karabulut: "Ein besonderer Fall" für den Ermittler

    Gibt es noch irgendeine Hoffnung, Kadir Karabulut je zu finden? Der Ermittler sagt: „Falls er sich in der Bundesrepublik aufhält oder hier Opfer eines Gewaltverbrechens wurde, ist die Chance relativ hoch, den Fall irgendwann aufzuklären.“ Anders sei es im Ausland. „Wenn irgendwo auf der Welt jemand Opfer einer Straftat wird, kriegen wir das in der Regel nicht mit.“ Auch wenn die Fahndung nach dem Dillinger weltweit gestreut wurde. Euro- und Interpol sind involviert, der Vermisste ist in diversen nationalen und internationalen Fahndungslisten vertreten. Müller, der in seinem Schrank nach wie vor 15 Ordner zur Angelegenheit Karabulut stehen hat, sagt: „Das ist ein besonderer Fall, den man immer im Hinterkopf hat.“ Die Ungewissheit sei für den Ermittler „belastend“. Etwa jedes Vierteljahr tauscht er sich mit Angehörigen aus, klopft ab, ob es irgendeinen neuen Ansatzpunkt geben könnte. „Der Fall wird nie abgeschlossen.“

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