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Lauingen: Schüler am Lauinger Gymnasium belästigt? Kultusministerium prüft schwere Vorwürfe

Lauingen

Schüler am Lauinger Gymnasium belästigt? Kultusministerium prüft schwere Vorwürfe

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    Schüler haben Vorwürfe gegen Lehrer des Lauinger Albertus-Gymnasiums erhoben.
    Schüler haben Vorwürfe gegen Lehrer des Lauinger Albertus-Gymnasiums erhoben. Foto: Jonathan Mayer (Archiv)

    Alkoholexzesse mit Schülern, unangebrachte Kommentare in sozialen Medien. Die Vorwürfe, die einige Schüler gemeinsam mit einem Psychotherapeuten gegen Lehrer eines Gymnasiums in Lauingen (Landkreis Dillingen) erheben, sind schwer. Ein Lehrer soll nach einer Feier in einer Bar etwa so betrunken gewesen sein, dass seine Schüler ihn nach Hause ins Bett bringen mussten. Dort angekommen soll er einen von ihnen darum gebeten haben, sich mit ihm ins Bett zu legen. Aus mangelndem Mut sei der heute 20-Jährige dem Wunsch des Pädagogen nachgekommen. Der habe dann den Arm um ihn gelegt. Nach ein paar Minuten befreite sich der Schüler aus der für ihn unangenehmen Lage.

    Schüler belästigt? Schwere Vorwürfe gegen Lehrer am Lauinger Gymnasium

    In einem anderen Fall geht es um den Umgang mit sozialen Netzwerken: Eine ehemalige Schülerin beschreibt etwa, dass Lehrer von ihr gepostete Bilder auf der Fotoplattform Snapchat mit Aussagen wie „Sieht gut aus“ kommentiert hätten. Sie sehe das zwar nicht als Anmache, halte Komplimente von Lehrern aber trotzdem für unangebracht. Anzeige gegen die Lehrkräfte wurde bislang nicht erstattet.

    Lesen Sie dazu auch: Belästigungsvorwürfe an Lauinger Gymnasium: Das sagen Eltern und Schüler

    Die geschädigten Schüler wandten sich dafür gemeinsam mit dem Lauinger Psychotherapeuten Christoph Radaj an den Bayerischen Rundfunk, um die Fälle publik zu machen. „Ich habe das Gefühl, dass diese Schüler einfach nicht gehört wurden“, erklärt er im Gespräch mit unserer Redaktion. Der betroffene Schüler ist zugleich auch Radajs Patient. Um ihn und die anderen zu schützen, habe sich der Therapeut mit den Betroffenen an die Öffentlichkeit gewandt. Näher auf die Vorfälle eingehen will Radaj allerdings nicht. Eigentlich sei das Verhältnis zur Schule gut: „Die Jugendlichen mögen diese Schule. Sie gehen unheimlich gern hin.“

    Die Schulleitung trafen die Anschuldigungen aus dem Nichts, wie Leiterin Iris Eberl betont: „Wir nehmen die Anschuldigungen natürlich ernst. Gleichzeitig will ich aber einen fairen Umgang mit den Lehrern.“ Sie wünsche sich deshalb eine juristische Prüfung der Vorwürfe. Das Thema, so die Rektorin, werde mit Schülern wie Lehrern noch einmal aufgearbeitet. Eine Sprecherin des Kultusministeriums erklärte auf Nachfrage, dass das Ministerium und die Schulaufsicht den Fall derzeit überprüften. Ob eine Distanzverletzung vorliege, könne man aktuell noch nicht sagen.

    Verhältnis zwischen Lehrern und Schülern: Kultusministerium bezieht klar Stellung

    Der Vorfall wirft die Frage auf, wie viel Nähe die Beziehung zwischen Schülern und Lehrern verträgt. Das Kultusministerium bezieht dazu klar Stellung: Die Lehrer, heißt es, seien angehalten, die Distanz zu ihren Schülern einzuhalten, auch nach Unterrichtsende. Ein Pädagoge sei auch außerhalb des Dienstes verpflichtet, „der Achtung und dem Vertrauen gerecht zu werden, die sein Beruf erfordert“.

    Lehrer brauchen Distanz zu ihren Schülern – aber eben auch Nähe, sagt die Präsidentin des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbands (BLLV), Simone Fleischmann. „Für gutes Lernen ist immer auch eine gute Beziehung nötig. Die entsteht zum einen durch fachliche Kompetenz und Professionalität, aber eben auch durch die menschliche Ebene.“ Der wichtigste Leitfaden für die Gratwanderung sei immer noch das persönliche Bauchgefühl, sagt sie.

    Wie viel Nähe und Distanz die Schüler brauchen, sei auch vom Alter abhängig. Während Grundschüler schon einmal Mama zur Lehrerin sagen würden und sich gerne auf den Schoß setzen wollten, seien ältere Schüler eher daran interessiert, zu erfahren, wofür sich ihre Lehrer privat interessieren, ob sie verheiratet sind und wo sie wohnen.

    Die sozialen Medien seien natürlich ein schwieriges Feld. Der Rat des Kultusministeriums an die Lehrer, sich dort nicht mit Schülern zu vernetzen, sei sinnvoll, sagt Fleischmann. Schließlich wollten viele Lehrer hier auch als Privatpersonen aktiv sein und Informationen mit ihren Freunden teilen, die nicht für die Schüler bestimmt sind – wie etwa Urlaubsfotos oder politische Meinungen. Erklärt man den Schülern, warum man die Anfrage nicht annimmt, könne man so gleichzeitig Medienerziehung vermitteln, so Fleischmann.

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