„Ganz in Weiß mit einem Blumenstrauß, so siehst du in meinen schönsten Träumen aus.“ Als Roy Black diese Zeilen gesungen hat, fielen ihm nicht nur die Herzen der Frauen seiner Generation zu. Vor allem deren Mütter schmachteten, sahen in ihm den perfekten Schwiegersohn. „Ganz in Weiß“ wurde 1966 veröffentlicht. Aus Müttern wurden Schwiegermütter und später Omas. Ein Teil von ihnen wohnt mittlerweile in Seniorenheimen, ein ganz kleiner Teil im Benevit in Wittislingen. Und ein noch kleinerer Teil ist bereit, anlässlich Roy Blacks 75. Geburtstages anhand konkreter Beispiele über den perfekten Schwiegersohn zu sprechen. Ihre Bedingung: Ohne Namen! Wir nennen sie deshalb einfach Erna, Maria, Elisabeth und Bärbel. Anonym könnten sie ja lästern. Doch die Damen hatten über die eignen Schwiegersöhne – wo vorhanden – trotzdem nur Gutes zu sagen.
Allgemeines: „Der Schwiegersohn ist in erster Linie Sache meiner Tochter“, sagt Elisabeth zu Beginn und erntet zustimmendes Kopfnicken am Tisch. Von der Idee, anhand von Fotos zu entscheiden, wer als Schwiegersohn Teil ihrer Familie sein dürfte, sind die Frauen, die in den späten 20ern und in den 30ern geboren wurden, eigentlich nicht so begeistert. Auch wenn sie den Beruf der Kandidaten wissen, das reiche eigentlich nicht. Bärbel gibt zu bedenken: „Es kommt ja mehr auf die geistigen Werte an, als auf Materielles wie die Einkünfte.“
Kai Pflaume: Von den Einkünften her sollte es keine Probleme mit dem Moderator geben. Die Frauen kennen ihn fast alle. „Ich kann den nicht beurteilen, ich schaue solche Sendungen wohl nicht“, sagt Elisabeth. Maria findet aber: „Der sieht nett aus.“ Ob er wirklich der richtige Schwiegersohn wäre? „Der ist mehr für die Feiertage“, sagt Bärbel. Denn ob der Mann in dem Anzug auch praktisches Können hat, anpacken kann, handwerkliches Geschick besitzt, das könne man bezweifeln. „Aber das kann man vorher auch nicht immer so sagen.“
Ulrich Müller: Der Wittislinger Bürgermeister gefällt den Damen schon. „Der leistet viel“, erkennt Erna an. Aber Müller als Schwiegersohn zu haben? „Das wäre eigentlich nicht so toll“, sagt Elisabeth. Nicht wegen Müller selbst, sondern wegen der Position. „Ein Bürgermeister wird auch viel angegriffen.“ Und er stehe in der Öffentlichkeit, und seine Familie mit ihm.
Prinz William: Ok, in der Öffentlichkeit steht der britische Thronfolger auch. Trotzdem sagt Elisabeth erst einmal: „Ich mag ihn.“ Aber als Schwiegersohn? „Das muss nicht sein. Weil der so viel unterwegs ist.“ Maria findet den Prinz auch nett. Sie fügt hinzu: „Der Harry ist jetzt aber auch sympathisch, seit er diese Neue hat.“
Pietro Lombardi: Ihn kennen sie nicht. Der 25-Jährige ist auch arg jung – schließlich sind die Kinder der Seniorinen auch schon etwa doppelt so alt wie der Sänger und Reality-TV-Star. Aber für die Enkelin, wäre er da vielleicht etwas? „Die hat schon gewählt“, sagt Elisabeth. Und zwar einen richtigen Bayer. Das sei Lombardi ja wohl eher nicht. „Aber er lächelt freundlich“, sagt Erna.
Christian Lindner: Der FDP-Chef fällt durch und die Diskussion wird schnell politisch. Maria erklärt: „Die FDP unter Adenauer war noch ganz anders.“ Das seien noch gestandene Männer gewesen. „Heute studieren die und gehen direkt in die Politik.“ Bärbel fügt hinzu: „So haben die doch keine Lebenserfahrung.“ Ein bodenständiger Handwerker von nebenan ist ihnen lieber als ein Berliner Anzugträger.
Leo Schrell: Der Landrat trägt auch meistens einen Anzug, kommt aber aus der Region. Gegen ihn spricht aber das Gleiche wie gegen Bürgermeister Müller. „Das muss ja nicht sein“, sagt Bärbel. Immer unterwegs, so viele Verpflichtungen und dann auch noch Kritik in der Öffentlichkeit – für die eigenen Kinder wünschen sich die Frauen etwas anderes.
Roy Black: Das Geburtstagskind kennen sie alle. Erst einmal diskutieren sie, wo genau er jetzt eigentlich geboren wurde (Straßberg, Ortsteil von Bobingen im Landkreis Augsburg) und wie eigentlich sein richtiger Name war (Gerhard Höllerich).
Toll war er schon, der Roy Black. Aber Bärbel erklärt: „So einen Tausendsassa, den will man gar nicht.“ Der Glanz eines Promis, das wäre nichts für die eigene Familie. „Bodenständig“, soll er stattdessen sein, sagt Maria. Elisabeth findet: „Zuverlässigkeit, Hilfsbereitschaft, Ehrlichkeit“ – das sind die Werte, auf die es ankommt. Ein anständiger Arbeiter aus der Umgebung sei da viel besser als Roy Black.
Das Wichtigste: Was ist entscheidend, damit Schwiegersohn oder Schwiegertochter mit der Schwiegermutter auskommen? Elisabeth hat die Antwort: „Am wichtigsten ist, dass sie nicht vergessen, dass sie eine Schwiegermutter haben.“
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