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Religion: Die Trennung muss überwunden werden

Religion

Die Trennung muss überwunden werden

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    Beim Festgottesdienst am Reformationstag wurde in der Dillinger Katharinenkirche der neue Dekanatsjugendreferent Diakon Lorenz Schuster in seinen Aufgabenbereich eingeführt. Das Foto zeigt ihn zusammen mit dem Jugendarbeitsteam der regionalen evangelischen Kirche. Von links: Marcus Schirmer, Vroni Pommerer, Lorenz Schuster, Ute Kling und Louis Rietschel.
    Beim Festgottesdienst am Reformationstag wurde in der Dillinger Katharinenkirche der neue Dekanatsjugendreferent Diakon Lorenz Schuster in seinen Aufgabenbereich eingeführt. Das Foto zeigt ihn zusammen mit dem Jugendarbeitsteam der regionalen evangelischen Kirche. Von links: Marcus Schirmer, Vroni Pommerer, Lorenz Schuster, Ute Kling und Louis Rietschel. Foto: Erich Pawlu

    „Wir ertragen die Unterschiede und feiern die gemeinsamen Glaubensgrundlagen.“ Dieser Satz, formuliert von Dekanin Gabriele Burmann, stand als Ausdruck der Bereitschaft zur Ökumene wie ein Motto über dem Festgottesdienst zum Reformationstag in der evangelischen Katharinenkirche.

    Luthers Wittenberger Thesenanschlag vor 500 Jahren war Anlass für die Betonung der endlich errungenen Gemeinsamkeiten von evangelischer und katholischer Kirche. Unter den Besuchern im restlos besetzten Gotteshaus begrüßte Pfarrer Manuel Kleiner auch mehrere Repräsentanten der katholischen Kirche sowie Franz Jall und Hans-Jürgen Weigl als Vertreter der Stadt und des Landkreises. Dass Dillingens Stadtpfarrer Wolfgang Schneck die Lesung aus dem Matthäus-Evangelium übernahm, verstand sich als sichtbares Zeichen für den Willen zur Zusammenarbeit der örtlichen Kirchengemeinden.

    Der Gottesdienst bot den würdigen Rahmen für die Vorstellung des neuen Dekanatsjugendreferenten Diakon Lorenz Schuster. Der 28-Jährige ist Mitglied der Rummelsberger Bruderschaft mit ihren 1700 Mitgliedern, studierte Diakonik an der Evangelischen Hochschule Nürnberg und war bisher als Multimedia-Coach bei „Lux – Junge Kirche Nürnberg“ tätig. Zwar, so betonte er, sei er aufgrund seiner Herkunft ein „Originalfranke“, aber das neue Arbeitsfeld am Wohnort Dillingen sehe er als willkommene Herausforderung: „Schön, dass ich hier sein kann.“ Zu den deklarierten Zielen seiner künftigen Aktivitäten gehört die Vermittlung der Erkenntnis, „dass Gemeinschaft und gemeinschaftliches Miteinander eine Gesellschaft tragfähig werden lässt“ und dass „der Erwerb von Sozialkompetenz die Grundlage für ein faires Miteinander bildet“. Die gesamte Jugendarbeit soll unter den Leitgedanken gestellt werden, „dass wir das und alles andere unter dem Aspekt der Botschaft von Jesus Christus praktizieren“.

    Auch der Gottesdienst zum Reformationstag war, wie es schien, von diesen Grundsätzen inspiriert. Das lag zu einem guten Teil an der musikalischen Gestaltung: Der Chor der Kirchengemeinde Lauingen (Leitung Daniel Layer), die Jugendband „bugfish“ und Andreas Käßmeyer an der Orgel demonstrierten eindrucksvoll die Möglichkeit, festliche Freude in sakrale Klänge umzusetzen und die große Besucherschar zu begeisterter Mitgestaltung durch Liedgesang zu motivieren.

    Dekanin Gabriele Burmann vom Dekanat Neu-Ulm erinnerte in ihrer Predigt aber auch an das Leid, das mit der Spaltung der Kirche verbunden war. Im Namen des Glaubens seien Mord, Verfemung und kriegerische Verwüstung erfolgt. Doch die persönliche Leistung Martin Luthers sei auch nach 500 Jahren nicht verblasst. Der Beitrag zur Entstehung einer hochdeutschen Sprache durch die Bibelübersetzung, der reformatorische Impuls für eine umfassende Bildungsbewegung und die Definition der Familie als gottgewollte Daseinsform hätten die Welt entscheidend verändert. Und bis heute beziehe sich die evangelische Kirche nach dem Vorbild Luthers auf das Bibelwort des Apostels Paulus, wonach die Vergebung von Sünden nicht guten Werken, sondern allein der Gnade Gottes zu verdanken sei. Aber sogar auf dem Gebiet der Rechtfertigungslehre, die sich beim Konzil von Trient als Kern der Differenzen zwischen katholischen und lutherischen Positionen erwiesen habe, sei inzwischen ein Konsens gefunden worden. In der „Gemeinsamen Erklärung“ von 1999 stehe in Abschnitt 15 der Satz: „Rechtfertigung geschieht allein aus Gnade.“ Dieser Wille zum Konsens verleihe heute den Christen beider Konfessionen die Kraft und die Bereitschaft, einander die Konfrontationen der Vergangenheit „über Gräber hinweg“ zu verzeihen. Denn im 21. Jahrhundert kennzeichne das Verhältnis zwischen evangelischen und katholischen Christen ein ständig wachsendes Maß an Gemeinsamkeit.

    Im einleitenden Abschnitt war bedauert worden, dass die Einheit der christlichen Kirche noch nicht vollzogen sei. Aber der Gedenkgottesdienst am Reformationstag erwies sich als überzeugender Ausdruck des Willens, die jahrhundertelange Spaltung zu überwinden.

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