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Pandemie: Wenn die Hochzeit dank Corona auf der Kippe steht

Pandemie

Wenn die Hochzeit dank Corona auf der Kippe steht

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    Bernhard Veh und Lisa Kreuzer hoffen, dass ihre Trauung im August stattfindet.
    Bernhard Veh und Lisa Kreuzer hoffen, dass ihre Trauung im August stattfindet.

    Wer schon einmal geheiratet hat oder in das Planen einer Hochzeit involviert war, weiß: Der schönste Tag des Lebens ist in der Regel alles andere als eine spontane Angelegenheit. Monatelange Vorbereitungen gehen diesem Termin voraus. Beliebte Veranstaltungsorte sind früh ausgebucht, von der Kleiderauswahl bis hin zur Sitzordnung wird viel Herzblut in die Organisation hineingesteckt. Wie geht es heiratswilligen Paaren, deren Hochzeitsfeiern diesen Sommer geplant waren?

    Hochzeiten und Corona: Aislinger Paar sitzt Krise aus

    Tobias Bronnhuber und Carmen Vogl aus Aislingen wollten zu diesem Zeitpunkt eigentlich schon verheiratet sein. Eigentlich. Seit dem vergangenen Sommer hatten sie ihre Hochzeit geplant. Standesamtlich wollten sie, in Tracht gekleidet, Ende April heiraten. Die Krönung sollte die kirchliche Hochzeit am 1. Mai mit Feier im Gasthof Demharter in Wörleschwang werden. 190 Gäste hatte das Paar hierzu eingeladen. Seit sie die Feier endgültig abgesagt haben, geht es ihnen besser: „Dann ist die Ungewissheit und der Druck abgefallen“, erklärt

    Der 39-Jährige und seine Verlobte sehen die Situation nun gelassen. Sie wollen warten, bis es wieder möglich ist, standesamtlich mit 60 Gästen aus ihrem engeren Familien- und Freundeskreis zu heiraten. Dann aber gleich in Brautkleid und Anzug gekleidet, sicher ist sicher. Die kirchliche Trauung haben die Aislinger auf unbestimmte Zeit verschoben, bis das Virus nicht mehr den Alltag der Menschen diktiert. Wehmütig macht das Paar gerade ein anderer Aspekt: Am Freitag, 8. Mai, wären sie in die Flitterwochen aufgebrochen. Schöne Tage auf der Kanareninsel Lanzarote waren geplant. Der Reisegutschein bleibt aber für die tatsächlichen Flitterwochen erhalten.

    Verlobte aus Höchstädt bangen um Hochzeitstermin

    Dienstag vergangener Woche stellte Bayerns Ministerpräsident Markus Söder den Corona-Fahrplan für die kommenden Wochen vor. Der neue „Bayernplan“ betrifft auch die Gastronomie und Hotellerie. Speiselokale dürfen ab dem 25. Mai wieder öffnen. Die Maskenpflicht gilt für Köche und Kellner, und für Gäste nur im Toilettenbereich. Spätestens um 22 Uhr müssen die Lokale jedoch schließen. Großveranstaltungen, wie Hochzeiten, sind damit weiterhin nicht möglich und Voraussagen ebenso wenig.

    Eine große Hochzeit mit 240 Personen haben Bernhard Veh und Lisa Kreuzer aus Höchstädt für den August geplant. Ob diese stattfinden wird, hat die neue Strategie der Landesregierung nicht verraten. Schon im Januar 2019 haben sie sich das Schlössle in Finningen als Hochzeitslokalität gesichert – dort hatten sie sich das erste Mal getroffen. Das Brautkleid ist ausgesucht, die Partyband ist gebucht. Für das Paar steht fest: „Entweder wir feiern mit allen eingeladenen Gästen oder gar nicht.“ Schließlich wollen sie ihre Eheschließung gebührend feiern. Auch wenn die Hochzeitsfeier nach derzeitigem Stand nicht stattfinden kann, möchten sie keine voreilige Entscheidung treffen. „Ich bereite und plane weiterhin alles vor und will auch, dass alles rechtzeitig fertig ist – falls es klappt“, sagt

    Am vergangenen Wochenende heirateten die Höchstädter Barbara Schnierle und Michael Pohl. Statt der geplanten standesamtlichen und kirchlichen Hochzeit mit 120 Gästen haben sie nur in Begleitung ihrer Eltern und Trauzeugen im Standesamt Höchstädt den Bund der Ehe geschlossen. In ihre Eheringe hatten sie sich bereits zuvor den 9. Mai eingravieren lassen.

    Brautmodengeschäfte und Hochzeitsfotografen leiden mit

    Jutta Bunk ist die Inhaberin des Brautmodengeschäfts „Trau dich. Juttas Brautmoden“ in Dillingen. Das Aussuchen eines Kleides gehört wohl für die meisten Bräute zu den wichtigsten Momenten der Hochzeitsplanung. Rund vier Wochen vor der Trauung werden am Hochzeitskleid die letzten Änderungen vorgenommen, erklärt Bunk. Doch einige Änderungen bleiben vorerst aus. „Bis Juni wurden bereits einige Hochzeiten abgesagt. Manche Bräute haben schon einen neuen Termin, manche nicht“, sagt die Höchstädterin, die mit ihren Kundinnen mitleidet. Sie selbst durfte ihr Geschäft erst vor kurzem wieder öffnen. Die Nachfrage sei momentan noch sehr verhalten. Die Hochsaison für Hochzeiten fällt ins Wasser und Existenzängste sind programmiert. „Lokale, Bands, Fotografen: Wir müssen alle mit den Bräuten abwarten“, sagt Bunk.

    Markus Schnitzler aus Lauingen ist Fotograf und knipst auch viele Brautpaare in der Region ab oder fliegt mit ihnen um die Welt für die perfekte Inszenierung. Die Corona-Beschränkungen haben ihn und seine Kunden dementsprechend auch betroffen. „Vergangene Woche wäre ich für ein Pärchen-Shooting nach Portugal geflogen. Das fiel natürlich aus“, sagt Schnitzler. Für April bis Juni haben ihm Brautpaare bereits abgesagt oder die Termine verschoben. Sein Angebot an die enttäuschten Paare: Das Beste aus der Situation machen und die Liebe zueinander trotzdem fotografieren lassen – „in coolen Outfits statt Anzug und Kleid“, sagt der Fotograf schmunzelnd, der weiterhin optimistisch in die Zukunft blickt.

    Mentaltrainerin rät Paaren: Positiv denken!

    Zu einer positiven Grundeinstellung rät auch Entspannungs- und Stresscoach Katharina Thumsch, die ihre Praxis in der Dillinger Königstraße hat. Negative und irreführende Gedanken seien in Stresssituationen keine Seltenheit. Thumsch empfiehlt, sich mit den eigenen Gefühlen durch Entspannungsübungen, wie Atemübungen oder Meditation, auseinanderzusetzen. „Brautpaare sollten nicht gleich aufgeben, sondern überlegen, welche Alternativen sind möglich“, sagt Thumsch. Sie sieht auch einen positiven Aspekt: Die hohe Erwartungshaltung, die viele an ihre eigene Hochzeit haben, könnte wegfallen. Und wenn es dann endlich so weit ist, dürfte die Freude beim Ja-Wort umso größer sein.

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