Startseite
Icon Pfeil nach unten
Dillingen
Icon Pfeil nach unten

Mörslingen: Was passiert da eigentlich im Finninger Forst?

Mörslingen

Was passiert da eigentlich im Finninger Forst?

    • |
    Im Finninger Staatswald wird derzeit gerade der Wintereinschlag durchgeführt. Vor allem dicke Eichen werden gefällt, gerückt und dann bei einer Versteigerung in Bopfingen ausgelegt. Die Waldarbeiter hinterlassen Spuren – das stößt bei manchen Bürgern auf Kritik.
    Im Finninger Staatswald wird derzeit gerade der Wintereinschlag durchgeführt. Vor allem dicke Eichen werden gefällt, gerückt und dann bei einer Versteigerung in Bopfingen ausgelegt. Die Waldarbeiter hinterlassen Spuren – das stößt bei manchen Bürgern auf Kritik.

    Muss das sein? Diese Frage stellt ein Leser unserer Zeitung, der anonym bleiben will. Er ist am Wochenende zu Fuß im Finninger Staatswald unterwegs gewesen. Und das, was er dort gesehen habe, das könne er nicht verstehen, sagt er am Telefon. Dicke Eichen werden gefällt, Waldarbeiter fahren mit großen Maschinen auf den Wegen und würden tiefe Spuren hinterlassen.

    Das sagt der Revierleiter im Finninger Forst zu den Maßnahmen

    Joachim Schmäing, der unter anderem Revierleiter im Finninger Forst ist, weiß nicht nur, was derzeit dort gemacht wird. Er kennt auch die Kritiker. Die gebe es in Finningen immer wieder, „aber ich verstehe nicht, warum sie sich nicht bei mir melden und nachfragen, was gemacht wird. Die Leute bleiben im Dunkeln, diese Art mag ich nicht. Man kann alles erklären.“

    In diesem Fall geht es konkret um den Staatswald, den der Forstbetrieb Kaisheim der Bayerischen Staatsforsten betreut, relativ randnah zu Finningen. Schmäing sagt: „Da wird Holz gemacht. Wie es seit 200, 300 Jahren im Winter so üblich ist.“ Jetzt sei die Einschlagzeit für Laubholz, die bis Februar/März gehen kann. Man habe dieses Jahr etwas später angefangen, weil die Nachfrage im Herbst nicht vorhanden gewesen sei. Der Markt habe die Waldarbeiten ausgebremst. Erst jetzt, nachdem der Saft aus den Bäumen komplett raus und das Laub abgefallen sei, gehe es los.

    Es gibt einen Zeitpunkt, die Stämme zu schlagen

    Und dafür richtig. Denn laut dem Revierleiter gebe es Termine bezüglich der Submissionen in diesem Jahr. Im Klartext: Bis spätestens 21. Dezember müssen die Stämme, die geschlagen werden sollen, raus aus dem Finninger Staatswald. Denn dann werden sie bei der jährlichen Versteigerungsaktion in Bopfingen ausgebreitet und kommen unter den Hammer. „Dort werden Hölzer aus der ganzen Umgebung ausgelegt, und Kunden aus ganz Europa kommen und bieten für die einzelnen Stämme“, erklärt Joachim Schmäing. Dafür würden gezielt gute Eichen und Buchen geschlagen, „weil das die wertvollste Verwertung ist. Diese Versteigerung lohnt sich jedes Jahr, dort bekommt man das Geld, das der Stamm auch wirklich wert ist.“

    Der Revierleiter betont, dass dabei keinesfalls wahllos Bäume geschlagen werden. Im Gegenteil. Sehr genau werde im Vorfeld sortiert – alles auf Basis der zehnjährigen Inventur, die im kommenden Frühjahr erneuert wird. Das bestätigt auch Helmut Weixler, Forstbetriebsleiter in Kaisheim: „Was wir nachhaltig für die nächsten zehn Jahre nutzen dürfen, wird darin festgehalten.“ Dabei werden die festgesetzten Hiebsätze nicht überschritten, im Gegenteil, wie Weixler betont, man liege weit darunter. Die Sätze werden bei der Inventur nicht auf die einzelnen Bäume heruntergebrochen, das sei nicht leistbar. Alle 200 Meter werden Stichproben gemacht und diese auf die gesamte Fläche hochgerechnet. Diese Summe ergebe den Nutzungssatz für die nächsten zehn Jahre, so Weixler. Natürlich reagiere man dann trotzdem auf aktuelle Ereignisse und nehme Rücksicht auf den Markt sowie Natur- und Artenschutz.

    Eichenholz ist seit einigen Jahren sehr gefragt

    Seit Jahren, so bestätigt Revierleiter Schmäing, sei Eichenholz sehr gefragt. Dafür würden nur die erntereifen Bäume geschlagen. Aber: „Hat der Stamm auf Brusthöhe einen Meter Durchmesser und/oder eine Spechthöhle, dann bleibt er auf jeden Fall stehen“, sagt Schmäing. Sogenannte Habitatbäume, die Heimat für Tiere sind, bleiben erhalten.

    Teils, so erklärt der Experte weiter, seien unfreiwillig über die Jahre kleine Biotope entstanden. Auch im Finninger Staatswald. Wasserlöcher – in der Regel Altschäden – bieten Platz für seltene Tierarten, weil „an manchen Stellen der Boden im Untergrund so verdichtet ist, da sickert das Wasser nicht ein.“ Unken und Co. fühlen sich dort heimisch. „Dann dürfen wir auch nicht arbeiten“, erläutert Schmäing, und weiter: „Aber irgendwann müssen wir Holz machen. Wenn wir immer auf das passende Wetter warten – kann man dann überhaupt noch Holz machen?“

    Forstbetriebsleiter Weixler sagt es noch deutlicher: „Wenn wir im Winter kein Holz mehr machen dürfen, dann können wir wirklich einpacken.“ Deshalb würden im Finninger Staatswald derzeit ordnungsgemäß Waldarbeiten stattfinden, betonen die beiden.

    Revierleiter Schmäing ist täglich vor Ort und kontrolliert alles. Zudem sei mit den Arbeitern abgesprochen, dass bei kleinsten Problemen – etwa mit dem Boden – gestoppt werden müsse. „Es darf nichts verwüstet oder beschädigt werden. Wir verursachen keine tief greifenden Schäden. Bisher sind überhaupt keine entstanden. Der Boden ist im Untergrund trocken“, sagt Schmäing. Dass zu Beginn dieser Arbeiten der Wald durchaus „wilder“ aussehe, sei normal.

    Helmut Weixler sagt: „Das Problem ist immer das Rücken – aber sowohl vom Menschen als auch von den Maschinen. Aber was wäre die Alternative? Eine Käseglocke über unsere Wälder? Aber wie wird dann der Stuhl, der Tisch oder die Treppe angefertigt? Dann kommt das Holz aus dem Ausland, und da gibt es teils Kahlschläge. Wollen wir das?“

    Lesen Sie dazu auch:

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden