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Maskenträger-Serie: Feuerwehr Dillingen: Die etwas anderen Maskenträger

Maskenträger-Serie

Feuerwehr Dillingen: Die etwas anderen Maskenträger

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    So sehen Stephan Greck (links im Bild) und Jochen Bucher ohne die verschiedenen Masken aus, die es bei der Freiwilligen Feuerwehr gibt.
    So sehen Stephan Greck (links im Bild) und Jochen Bucher ohne die verschiedenen Masken aus, die es bei der Freiwilligen Feuerwehr gibt. Foto: Cordula Homann

    Wegen Corona sollen wir alle Masken tragen. Andere tun es berufsbedingt oder im Notfall. Anlass genug, die anderen

    Nein, angenehm ist der Mund-Nase-Schutz nicht. Wer den ganzen Tag mit einer Maske im Gesicht herumlaufen muss, schnauft ordentlich – zumal dann, wenn es richtig heiß ist. Doch bei der Feuerwehr werden zu den Atemschutzvollmasken im Einsatz auch noch zwölf Kilogramm schwere Atemschutzgeräte dazu getragen. Wie macht man das bloß? Die Antwort ist einfach: Man muss fit genug sein.

    Fitness ist beim Tragen der Masken wichtig

    Deswegen, so erklärt es Jochen Bucher, steht vor dem Lehrgang zum Atemschutzgeräteträger erst mal eine Tauglichkeitsuntersuchung bei einem Facharzt an. In einem Fitnessraum auf dem Gelände der Feuerwehr Dillingen müssen die Kameraden zudem an verschiedenen Geräten einmal im Jahr zeigen, wie trainiert sie sind. Die Ziele an den Geräten richten sich nach dem jeweiligen Alter des Prüflings. Daran schließt sich ein Gang durch eine Übungstrecke an, doch dazu später.

    40 Aktive gehören zu seinem Team Atemschutz, „eigentlich jeder Aktive, der tauglich ist“, sagt Bucher, stellvertretender Kommandant der Dillinger Wehr. Ab dem 18. bis zum 60 Lebensjahr kann man die Geräte samt Maske tragen.

    Für das Foto setzen sich Atemschutzgerätewart Stephan Greck (links im Bild) und Jochen Bucher von der Dillinger Feuerwehr zweierlei Masken auf: Greck mit Aufsteckfilter, Bucher mit Pressluftatmer. Allein dieses Gerät wiegt zwölf Kilogramm. Kein Wunder, dass man dafür fit sein muss.
    Für das Foto setzen sich Atemschutzgerätewart Stephan Greck (links im Bild) und Jochen Bucher von der Dillinger Feuerwehr zweierlei Masken auf: Greck mit Aufsteckfilter, Bucher mit Pressluftatmer. Allein dieses Gerät wiegt zwölf Kilogramm. Kein Wunder, dass man dafür fit sein muss. Foto: Cordula Homann

    Die modernen so genannten Umluftunabhängigen „Überdruck-Geräte“ mit einer sechs-Liter-Atemluftflasche am Gerät, erleichtern das Atmen und geben den Feuerwehrleuten Sicherheit – nicht nur bei Bränden, sondern auch bei Einsätzen, wo chemische Gase ausgetreten sein können. Andernfalls kann man sich auch mit einem auf der Vollmaske aufgeschraubten Mehrbereichsfilter vor Dämpfen schützen.

    Die Geräte und Masken werden nach jedem Einsatz gereinigt

    Alle Atemschutzgeräte und Masken im Landkreis werden in Dillingen zentral nach jedem Einsatz desinfiziert, gereinigt und geprüft. Dafür sind vier Gerätewarte zuständig, die ebenfalls regelmäßig dafür Lehrgänge absolvieren. Jedes Gerät – allein 687 Atemschutzmasken gibt es bei den Wehren im Landkreis – samt Prüfprotokoll ist dort digital gespeichert. Auf allen Löschfahrzeugen befinden sich eine feste, je nach Fahrzeugtyp unterschiedliche Zahl der Masken und Atemschutzgeräten. Auf größeren Fahrzeugen können sich Kameraden bereits auf der Anfahrt mit diesen Geräten ausrüsten um Zeit zu sparen.

    Vor Ort erkundet der Einsatzleiter die Lage bis zur Rauchgrenze. Ab da fungiere seine Atemschutztruppe wie ein Auge, erklärt Bucher. Stundenlang können aber selbst besonders fitte Kameraden damit nicht herumlaufen. Ist ein bestimmter Teil des Luftvorrats in der Flasche verbraucht, ertönt ein Warnsignal und der Träger weiß, es ist Zeit spätestens jetzt den Rückweg anzutreten und eine Pause einzulegen.

    Pro Einsatz darf ein Feuerwehrmann höchstens zwei Mal unter Atemschutz vorgehen. „An die Maske und das Gewicht kann man sich durch das Training gewöhnen. Das Problem ist, das man bei manchen Einsätzen nicht mal die Hand vor Augen sieht oder extreme Temperaturen in den Gebäuden herrschen. Das ist das Belastende“, erklärt Bucher.

    Die Brände bei der Firma Zill in Lauingen und im Kloster Maria Medingen gehörten zu solchen belastenden Einsätzen mit enormer Hitzeentwicklung. Eta 40 Atemschutzgeräte und Masken wurden bei jedem dieser Einsätze benötigt.

    Braucht man mal mehr Material bei einem Einsatz als vor Ort ist, so kann der in Dillingen stationierte Gerätewagen Atemschutz angefordert werden. Darauf sind weitere 24 Masken, 18 Pressluftatmer und 36 Atemluftflaschen.

    Dillinger Feuerwehr durchkämmt Räume immer linksherum

    Wärmebildkameras seien beim „Vorgehen“ inzwischen eine große Hilfe. Weil aber nicht für jeden Atemschutztrupp eine Wärmebildkamera vorhanden ist, müssen sich die Kameraden in einem Einsatz auch anders zu helfen wissen. Bucher spricht von verschiedenen Absuchsystemen. So werde ein Raum nach der Tür immer linksherum durchkämmt, damit man nicht die Orientierung verliert.

    Ein besonderes Training hilft den Männern und Frauen zusätzlich dabei, mitten in der Dunkelheit die Ruhe zu bewahren. Nach dem jährlichen Fitnesstest betreten sie eine ganz besondere Übungsstrecke: Es ist ein pechschwarzer Raum, verraucht, blinkende Lichter und Hilferufe werden eingespielt, während der Kamerad sich im Dunkeln vorantastet, um mögliche Opfer zu finden und zu retten. Außerhalb des Raumes werden seine Bewegungen auf Bildschirmen verfolgt. Der Übungsraum mit den verschiedenen Gitterboxen erinnert an eine Prüfung im Dschungelcamp nur ohne Tiere.

    Wegen Corona bleibt der pechschwarze Parcours geschlossen

    Wie kommen die Menschen mit voller Ausrüstung in totaler Dunkelheit bloß durch? Bucher zuckt mit den Schultern, erfahrene Kameraden absolvieren den Parcours in fünf Minuten. Der Schnitt liege bei zehn Minuten. Obwohl der Raum immer wieder umgebaut wird. Doch wegen Corona wird die Strecke derzeit nicht genutzt. „Der zeitliche Aufwand mit Desinfektionspausen wäre so groß das wir nicht alle 630 Geräteträger aus dem Landkreis durch die Strecke schleusen könnten. Deshalb müssen heuer alle ihre Belastungsübung am Standort selber durchführen“, erklärt der stellvertretende Kommandant.

    Wegen der Pandemie gehören nicht nur die Atemschutzmasken zum Alltag der Feuerwehrkameraden, sondern auch die Mund-Nase-Masken. „Ohne die gehen wir auf keinen Einsatz mehr. Wir sind systemrelevant; wenn wir uns mit Corona infizieren, ist keinem geholfen. Unser oberstes Gebot ist es, die Einsatzbereitschaft aufrecht zu erhalten.“ Inzwischen werde auch immer mehr Material desinfiziert und gewartet als früher. Abgesehen davon wird laut Bucher das Aufgabenspektrum für Feuerwehren immer größer; man müsse sich vor immer mehr Gefahren schützen. Atemschutzeinsätze würden mehr, entsprechend werden die Feuerwehren in den Ortschaften immer besser ausgerüstet. Damit wiederum erhöhe sich aber auch der Aufwand für die Wartungsarbeiten in Dillingen.

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