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Maria Medingen: Was sich im Kloster Maria Medingen seit dem Brand verändert hat

Maria Medingen

Was sich im Kloster Maria Medingen seit dem Brand verändert hat

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    In der Sakristei von Maria Medingen vor der schönsten Brandschutztür überhaupt: Schwester Eva Ortner, Kreisbrandmeister Jürgen Schön und Schwester Gerlinde Fehr (von links).
    In der Sakristei von Maria Medingen vor der schönsten Brandschutztür überhaupt: Schwester Eva Ortner, Kreisbrandmeister Jürgen Schön und Schwester Gerlinde Fehr (von links). Foto: Homann

    Die Freiwillige Feuerwehr ist eine besondere Einrichtung. Ehrenamtliche sperren Straßen, schneiden Autos auf, löschen Brände, retten Verletzte. Wie vielen Vereinen fehlt auch der Feuerwehr der Nachwuchs. Am 21. und 22. September findet zum ersten Mal ein schwabenweiter Feuerwehrtag statt. Auch die Feuerwehren im Kreis Dillingen beteiligen sich daran. In einer Serie stellen wir Menschen vor, die dankbar sind, dass es die Ehrenamtlichen gibt.

    Egal, wer eine Klosterführung in Maria Medingen macht - er fragt nach dem Brand

    Morgens sitzt Schwester Eva Ortner an der Pforte. Die Hausoberin des Klosters Maria Medingen nimmt Telefonate entgegen und ist dort für jeden erreichbar. Nachmittags führt sie interessierte Gäste durch das Kloster Maria Medingen. Egal, woher die Besucher kommen, jeder fragt früher oder später nach dem Brand (Schwester stirbt bei Kloster-Brand: Es war eine "Albtraum-Nacht").

    Es war ein heißer Sonntagabend Anfang Juli 2015, als in einem Nebenraum der Sakristei ein Feuer ausbrach. Vor allem der Rauch breitete sich schlagartig in den hohen Fluren aus.

    Schwester Gerlinde Fehr griff im Nachthemd zum Telefon, verständigte die Feuerwehr, schnappte sich einen Schlüssel und sperrte im Hof das große Tor auf. „Noch bevor ich zurück am Kloster war, kam schon die Feuerwehr“, erinnert sie sich. Doch das richtige Ausmaß der Katastrophe ahnte da noch niemand. Viele Schwestern schliefen noch.

    Feuerwehrleute aus Bayern und Baden-Württemberg arbeiteten bis an den Rand der Erschöpfung

    Mit Atemschutzgeräten ausgerüstet, suchten die Feuerwehrleute nach ihnen. Die vielen Gänge, die Zwischengeschosse, das alles irritierte die Helfer, die mit schwerer Ausrüstung nach den Frauen suchten.

    In der Nacht zum 6. Juli 2015 brach im Kloster Maria Medingen ein Feuer aus. 300 Hilfskräfte waren damals im Einsatz.
    In der Nacht zum 6. Juli 2015 brach im Kloster Maria Medingen ein Feuer aus. 300 Hilfskräfte waren damals im Einsatz. Foto: Homann

    „Ein Zimmer war bewohnt, dann waren es zwei oder drei nicht, dann war wieder eines bewohnt, dann zwei nicht – und das über drei Stockwerke“, erinnert sich Jürgen . Der Kreisbrandmeister leitete damals den Einsatz. Er koordinierte 300 Hilfskräfte von Feuerwehr, Technischem Hilfswerk, Bayerischem Roten Kreuz und Kriseninterventionsteam. Manche arbeiteten bis an den Rand der Erschöpfung. Schön erinnert sich an einen Kameraden aus Wittislingen, der bei 30 Grad Hitze unentwegt die Motorsäge ansetzte, um in dem Bereich über den Brandherd nach Glutnestern zu suchen. Andere versuchten, die Kunstschätze aus der Sakristei, wie Messgewänder und liturgische Geräte, zu retten(Wie die Einsatzkräfte den verheerenden Kloster-Brand erlebten).

    Die Dillinger Franziskannerinnen verloren damals eine Schwester

    Die Dillinger Franziskanerinnen waren damals völlig aufgelöst. Die einen rannten aufgeregt hin und her, wollten helfen und wussten nicht, wie, andere vermuteten, es handle sich nur um eine Übung. „Uns in Schach zu halten, das war nicht einfach“, meint Schwester Gerlinde zurückblickend. Bestimmt, aber sehr mitmenschlich, geduldig, respektvoll, ja geradezu vornehm hätten sich die Feuerwehrleute ihnen gegenüber benommen, loben die beiden Schwestern. Schließlich versammelten sich in dieser Nacht alle Schwestern in der Turnhalle. Dort zählten sie einander immer wieder durch. Doch sie waren nie komplett: Eine Schwester war bereits tot, als sie aufgefunden wurde.

    Nicht alle Schwestern konnten ins Kloster Maria Medingen zurückkehren

    Die anderen erfuhren erst im Morgengrauen, dass sie vorerst nicht in die Räume zurückkönnen.(Nach Brand im Kloster: "Wir sind glücklich, dass wir am Leben sind"). „Ich weiß noch, wie die Schwestern auf mich zukamen und mir mitteilten, was sie alles brauchen. Unter anderem ihre Zähne“, fällt Schön noch ein. 13 Stunden war er im Einsatz gewesen. Doch die Arbeit war damit noch nicht getan. „Die Schläuche müssen gewaschen und getrocknet, die Atemschutzgeräte gereinigt und aufgefüllt werden, und die Fahrzeuge wieder so bestückt sein wie vor dem Einsatz.“ Auch etwas, was potenziellen Nachwuchs vielleicht vom Engagement bei der Feuerwehr abhält, vermutet Schön. „Aber alle Vereine tun sich ja schwer mit dem Nachwuchs.“

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    Foto: Simone Bronnhuber und Karl Aumiller

    Schön kam schon als Bub zur Feuerwehr. Doch so einen gewaltigen Einsatz hatte er noch nie. „Und so eine Schadenssumme gab es im Landkreis Dillingen auch noch nicht“, sagt er. Inzwischen wird von einem Schaden in Höhe von 20 Millionen Euro gesprochen. „Als ich das hörte, dachte ich, wir haben etwas falsch gemacht“, sagt der Kreisbrandmeister. Der Rauch hatte das ganze Haus beschädigt. „Manche Kameraden sagten, so einen Rauch hätten sie noch nie gesehen.“ Schön hat seitdem ein anderes Bild vom Kloster vor sich, wenn er durch die Pforte auf das Gelände fährt.

    Manche Schwestern blieben im Mutterhaus in Dillingen

    Ein Teil der Franziskanerinnen kam im Gästehaus unter. Doch weil es dort keinen Aufzug gab, mussten die Gehbehinderten ins Dillinger Mutterhaus umziehen. Was damals keiner ahnte: Erst 18 Monate später konnten die Schwestern wieder ins Kloster zurück. Seither schlafen sie in einem Trakt. Doch die acht, die nach Dillingen umgezogen waren, kehrten gar nicht mehr zurück. „Seitdem sprechen wir von der Zeit vor und der Zeit nach dem Brand“, sagt Schwester Gerlinde. Kaum ein Tag vergehe, wo die schicksalhafte Nacht nicht Thema sei.

    Die Renovierungsarbeiten in Maria Medingen werden noch lange dauern

    Die Renovierungsarbeiten im Kloster werden sich noch lange hinziehen. Die Feuerwehrleute nehmen sehr viel Anteil daran. Sie wurden regelmäßig ins Kloster eingeladen. Schwester Eva zeigte ihnen gerne Dias von vor und nach der Katastrophe und wie die Sanierung voranschreitet. „Die Mitglieder der Feuerwehr sind unsere bevorzugten Gäste“, betont sie. Auch an Floriansgottesdiensten nahmen die Schwestern schon teil.

    Die neue Brandschutzanlage ist inzwischen komplett. (Die Aufräumarbeiten: Was sie nicht finden, ist verloren).„Wir hatten zwei Fehlalarme, den letzten vor zwei Monaten, mitten in der Nacht. War kein Problem, wir waren alle geschlossen ruck, zuck draußen vor der Tür und haben auch unsere schwerhörige Schwester geweckt und mitgenommen“, erzählt Schwester Gerlinde stolz. „Also, wenn Sie noch mal eine Übung mit uns machen wollen“, sagt Schwester Eva zu Jürgen Schön, „wir sind bereit dafür, wir schaffen das.“

    Doch der Kreisbrandmeister reagiert zurückhaltend. Ein paar Monate vor dem Großbrand hatte am Kindergarten des Klosters eine Übung stattgefunden, ausgerechnet. Kein gutes Omen. „Deswegen scheue ich mich noch etwas davor“, sagt Schön.

    Alles rund um den Feuerwehrtag, die Veranstaltungen der Wehren im Landkreis, finden Sie hier.

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