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Leserbriefe: Was sagen unsere Leser zum Volksbegehren Artenvielfalt?

Leserbriefe

Was sagen unsere Leser zum Volksbegehren Artenvielfalt?

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    "Rettet die Bienen" lautet das  Motto des Volksbegehrens Artenvielfalt. Ab 31. Januar können die Bürger unterschreiben.
    "Rettet die Bienen" lautet das Motto des Volksbegehrens Artenvielfalt. Ab 31. Januar können die Bürger unterschreiben. Foto: Holger Hollemann/dpa

    Nach unseren Artikel "Was Sie zum Volksbegehren Artenvielfalt wissen sollten" haben uns viele Leserbriefe erreicht:

    Politische Posse zum Schaden vieler Tierarten

    Die SPD-Kreistagsfraktion hat im Umweltausschuss beantragt, dass im Rahmen des Umweltwettbewerbs drei landwirtschaftliche Biobetriebe ausgezeichnet werden. Es ist meine Pflicht als beratendes Mitglied, darauf hinzuweisen, dass die Biobetriebe unterschiedlichen Verbänden mit unterschiedlichen Qualitätsanforderungen angehören. Deshalb würde die Preisvergabe an einzelne Biobetriebe unweigerlich eine Qualitätsbeurteilung der verschiedenen Bio-Verbände darstellen. Dies liegt jedoch nach meiner Auffassung nicht in der Kompetenz des Umweltausschusses und würde die Biolandwirtschaft auch nicht fördern.

    Jedoch könnte SPD-Kreisrat Konle für die Biolandwirtschaft politisch durchaus Gutes tun, indem er sich für die Realisierung der B 16-Umfahrung von Höchstädt entlang der bestehenden Bahngleise einsetzen würde. Denn die von ihm geforderte B 16-Nordumfahrung verbraucht mehr landwirtschaftliche Fläche. Hierdurch verschärft sich die Flächenkonkurrenz mit der Folge höherer Pachtpreise, was insbesondere die flächenintensive Biolandwirtschaft belastet. Auch seine Leserbriefforderung nach aktiven Wasser-, Landschafts-, Insekten-, Tier- und Menschenschutz steht im Widerspruch zu seinem politischen Handeln. Denn er kämpft vehement für die Auflösung des Wasserschutzgebietes von Höchstädt.

    Sollten seine Anstrengungen Erfolg haben, wird ein bedeutendes Trinkwasserreservoir zum Schaden der Menschen zerstört. Außerdem können dann auf den bisher geschützten Flächen zum Schaden der Insekten und anderer Tiere wieder Stickstoff, Herbizide und Insektizide verstärkt ausgebracht werden. Ein derartiger Widerspruch zwischen Reden und Handeln ist leider die alltägliche Posse der Politik zum Schaden der Natur.

    Mit dem Volksbegehren „Rettet die Bienen“ wollen wir erreichen, dass die politisch Verantwortlichen den Worten endlich Taten folgen lassen.

    Dieter Leippert, Blindheim

    Volksbegehren: eine Pflicht für uns alle

    Wenngleich die schriftliche Formulierung des Volksbegehrens überwiegend auf die Landwirtschaft ausgelegt wurde, muss dieses inhaltlich Pflicht für uns alle sein. Ob privater Gartenbesitzer, Landkreise, Gemeinden, Straßen und Flussbauämter usw., jeder muss seinen Teil zur Artenrettung beitragen. Nach hoffentlich erfolgreichem Abschluss des Volksbegehrens müssen politisch Wege gefunden werden, gesetzlich verankert versteht sich, zu retten, was zu retten ist. Das sind wir unseren Nachkommen schuldig! Opfer, Verzichte und konsequente Maßnahmen werden erforderlich sein, auch in der Landwirtschaft. Freiwilligkeit alleine wird nicht reichen. Es wird höchste Zeit zu handeln, die Natur und Umwelt für unsere Nachkommen (über-) lebenswert zu erhalten. Unterschreiben ist wichtig, handeln noch wichtiger!

    Josef Burgkart, Holzheim

    Dünne Argumentationskette

    Die Argumentationsdichte für das Volksbegehren „Rettet die Bienen“ muss schon ziemlich dünn sein, wenn jetzt Kleinkinder für die Überzeugungsarbeit herhalten müssen. Wer will schon großen Kinderaugen etwas abschlagen? Allerdings habe ich da gewisse Zweifel, wie unabhängig die „Auseinandersetzung“ mit dem Thema vonseiten der Lehrkräfte wirklich stattgefunden hat. Ich selbst war zwei Jahre Grundschüler des ebenfalls erwähnten Lehrers aus Buttenwiesen. Dabei kann ich mich nur zu genau daran erinnern, wie er immer wieder darauf hingewiesen hat, dass, wenn seine Schüler erwachsen sind, es kaum mehr Wälder geben wird und auch die Luft werde sehr verschmutzt sein. Nun, ich bin jetzt erwachsen, es gibt jetzt immer noch einen flächendeckenden Wald – der übrigens weitaus gesünder als in der 80er-Jahren ist – und ich brauche auch keine Atemmaske. Verstörend finde ich bei diesem ganzen Thema, dass sich offensichtlich niemand traut, sich gegen die offensichtliche politische Beeinflussung von Kindern auszusprechen.

    Man stelle sich vor, Lehrkräfte würden Kinder „aufklären“, um gegen Abtreibungen zu protestieren. Welch ein Aufschrei würde wohl durch unsere „aufgeklärte“ Gesellschaft gehen. Zum Schluss finde ich es bezeichnend, dass die Befürworter des Volksbegehrens ausgerechnet vor einem Supermarkt Überzeugungsarbeit leisten möchten. Diese Ketten bzw. die billigen Lebensmittelpreise sind ja der Grund für die intensive Landwirtschaft. Weil es für die Bauern keinen anderen Ausweg außer Produktivitätssteigerung gibt. So können die Bürger mit einer Unterschrift ihr ökologisches Gewissen erleichtern – auf Kosten von anderen – und mit ihrem Verhalten weiter die Grundlage dafür schaffen. Hochachtung vor so viel konsequenter Inkonsequenz!

    Hubert Mayer, Schwenningen

    Volksbegehren: Die Bauern waren es nicht

    Die Reaktionen auf das Volksbegehren erinnern mich schon etwas an die Schulzeit: Es ist was kaputt gegangen – und hinterher ist es keiner gewesen, aber es gibt genug Leute, die sagen: „Der ist’s gewesen“. Die Bauern waren es nicht, die machen alles richtig. Die Politiker waren es auch nicht, die fühlen sich hundertprozentig verantwortlich für die Zukunft unserer Kinder und Enkel. Beamte können es auch nicht gewesen sein, die halten sich an ihre Paragrafen. Auch die Menschen, die für die Bildung der Kinder verantwortlich sind, sind unschuldig, denn sie kümmern sich nicht nur um die Digitalisierung, sondern vermitteln auch jede Menge Wissen um Zusammenhänge in der Natur. Besitzer von Gärten tun doch auch ihr Möglichstes, um Insekten eine lebensfähige Umwelt zu ermöglichen, oder? Und ja nichts überstürzen! Schließlich ist bis jetzt alles gut gegangen! Doch immer mehr Leuten fällt es auf, dass es immer weniger Vögel gibt. Woher das wohl kommt? Wer nicht beim Volksbegehren unterschreibt, kann auch nichts dafür, wenn es nicht vorwärts geht beim Artenschutz.

    Georg Holzheu, Nabu Zöschingen

    Bei diesem Volksbegehren geht es um Populismus

    Bei diesem Volksbegehren geht es in erster Linie um Populismus und zweitrangig um die Bienen. Was ich schlimm daran finde, ist, dass die Landwirte als „böse Buben“ in den Köpfen des Verbrauchers verankert werden sollen. Ohne Landwirtschaft gäbe es für uns keine Zukunft. Was komplett untergeht, ist unser Verbraucherverhalten. Wir hinterfragen kaum das aktuelle Obst- und Gemüseangebot. Interessant finde ich auch die politische Partei, die das Volksbegehren unterstützt. Aus eigener Erfahrung kann ich berichten und belegen, dass ich bei einer schriftlichen Anfrage an den Bayerischen Landwirtschaftsausschuss vor einem Jahr bezüglich schädlichem Einsatz von Glyphosat ausgerechnet von dieser Partei keine Stellungnahme erhalten habe. Anscheinend steht auch hier der Populismus im Vordergrund. Großes Lob an die Freien Wähler, die sich als Einzige bisher für organische Schädlingsbekämpfung einsetzen, vor allem die Abgeordneten Johann Häusler und Fabian Mehring. Das Volksbegehren wäre nicht nötig, wenn diese Parteien und die Gruppierungen die EU-Verordnung lesen und konsequent umsetzen würden. Es müssten keinerlei Steuergelder aufgewendet werden. In der Europäischen Verordnung 1107/2009 ist im Vorwort beschrieben, dass Stoffe keine schädlichen Auswirkungen auf die Gesundheit von Mensch oder Tier oder unannehmbare Folgen für die Umwelt haben dürfen, sonst sind sie nicht zugelassen. Diese EU-Verordnung würde die Chance für den Einsatz von biologischen Spritzmitteln, die Bienen und Nützlinge schonen würden, maßgeblich eröffnen. Wir sollten viel mehr den Eigennutzen von Politik und Wirtschaft hinterfragen und von diesem Establishment mehr Ehrlichkeit einfordern.

    Wolfgang Vaas-Ruchti,Höchstädt

    Wir brauchen andere Rahmenbedingungen

    Es ist schon bedauerlich und schade, dass der Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbands reflexartig gegen dieses Volksbegehren zur Artenvielfalt reagiert. Natürlich ist es viel einfacher, dagegen zu sein, als sich für eine schonendere Landbewirtschaftung einzusetzen. Unzweifelhaft ist, dass sich die allermeisten Landwirte bereits, im Rahmen ihrer wirtschaftspolitisch vorgegebenen Bedingungen, um eine möglichst umweltschonende Erzeugung bemühen. Doch der massive Artenschwund bei Insekten und vielen anderen Tieren ist der Beweis, dass dies nicht ausreicht. Die Bayerische Staatsregierung muss andere Rahmenbedingungen schaffen, hin zu einer ökologischeren Wirtschaftsweise. Dann bekommt auch der bäuerliche Familienbetrieb eine Überlebenschance. Deswegen sollte der Bauernverband unbedingt das Volksbegehren unterstützen und sich konstruktiv einbringen. Es ist immer die Angst der Landwirtschaft vor der Subventionsabhängigkeit. Doch die haben wir schon lange. Ohne all die Subventionen wären die allermeisten Betriebe nicht mehr existenzfähig. Deswegen ist es allerhöchste Zeit hin zu einer naturverträglicheren Landwirtschaft.

    Eckard Huber, Finningen

    Das war das Volksbegehren "Rettet die Bienen!"

    Das Volksbegehren hatte zum Ziel, bis 2025 mindestens 20 Prozent und bis 2030 mindestens 30 Prozent landwirtschaftlich genutzte Fläche gemäß den Grundsätzen des ökologischen Landbaus zu bewirtschaften.

    Aufgaben des Naturschutzes und der Landschaftspflege sollen in Lehr- und Bildungspläne sowie pädagogische Aus- und Fortbildung mit aufgenommen werden.

    Mögliche Eingriffe in die Insektenfauna durch künstliche Beleuchtung im Außenbereich soll es zukünftig nicht mehr geben. Bei Beleuchtung sollen die Auswirkungen auf die Insektenfauna und Ziele des Artenschutzes berücksichtigt werden.

    Ein Netz räumlich oder funktional verbundener Biotope soll erschaffen werden, das bis zum Jahr 2023 mindestens 10 Prozent Offenland und bis 2027 mindestens 13 Prozent Offenland der Landesfläche umfasst.

    Pestizideinsatz in Naturschutzgebieten, gesetzlich geschützten Landschaftsbestandteilen und gesetzlich geschützten Biotopen, außerhalb von intensiv genutzten land- und fischereiwirtschaftlichen Flächen, soll verboten werden. Von Fall zu Fall kann die Naturschutzbehörde einen Einsatz dieser Mittel zulassen.

    Es geht nicht ums Diffamieren

    Dem Artikel fehlten wesentliche Aspekte: zuvorderst die Frage, warum mehr als 100 Bündnispartner sehr viel Zeit und Energie für so ein Volksbegehren aufbringen. 54 Prozent aller Bienenarten sind bereits ausgestorben oder bedroht. 73 Prozent aller Tagfalter sind verschwunden. 75 Prozent aller Fluginsekten sind nicht mehr da, genau wie mehr als die Hälfte aller Vögel. Insekten sind hochgradig systemrelevant. Ihr Sterben löst eine unumkehrbare Kettenreaktion aus. Dieses Artensterben ist menschgemacht. Wenn Vertreter des Landwirtschaftsamtes oder des Bauernverbands behaupten, dass es absurd sei, die Verantwortung dem massiven Einsatz von Insektiziden zuzuschreiben, dann widersprechen sie damit der Meinung der Wissenschaft. Natürlich gibt es auch weitere Ursachen, die ebenfalls durch das Volksbegehren adressiert werden. Der Bauernverband sagt, dass es kein Volksbegehren braucht, weil er schon viel für den Naturschutz tut. Wenn diese Maßnahmen auch nur halb so wirkungsvoll wären, wie behauptet, warum ist dann noch kein Ende des Artensterbens in Sicht? Es geht nicht darum, Landwirte zu diffamieren, sondern darum, diese dramatische Entwicklung aufzuhalten, für uns, und vor allem für unsere Kinder. Dazu braucht es beherzte Maßnahmen, denn uns rennt die Zeit davon. Fazit: Das Volksbegehren wird nicht gemacht, um irgendwelche Gruppen zu gängeln, sondern es dient allein dem Zweck, unsere Lebensgrundlagen zu erhalten – vor allem auch für die Generationen nach uns.

    Hildegard Reitschusterund Julia Knötzinger, Gremheim

    Auch verschiedene Gruppen haben sich mit Pressemiteilungen an uns gewandt.

    Lauinger Naturschützer in Sorge

    Die Ortsgruppe Lauingen des Bund Naturschutzes blickt mit Spannung auf das bevorstehende Volksbegehren „Artenvielfalt – Rettet die Bienen“. Doch Ortsvorsitzender Harald Kraus hält den Zeitrahmen in den ersten zwei Februarwochen zur Eintragung ungünstig. Die kalte Jahreszeit könne viele Bürger vom Gang ins Rathaus abhalten, erklärt die Gruppe in einer Pressemitteilung. Zudem seien in Lauingen nur drei Plakatierungswände aufgestellt worden. Die Bekanntmachung und Bewerbung des Begehrens sei daher eher erschwert, so Kraus. Dabei gehe es in dem bayrischen Volksbegehren um Ergänzungen, die in das bayrische Naturschutzgesetz aufgenommen werden sollen. Beispielsweise solle staatliche Flächen nur so bewirtschaftet werden, dass eine dauerhafte Sicherung und Entwicklung der Artenvielfalt gewährleistet ist. Wie ernst es bereits um die Umwelt vor der Haustür stehe, belegen laut Mitteilung folgende Kartierungszahlen: 54 Prozent aller Bienen sind bedroht oder bereits ausgestorben. Inzwischen gibt es 75 Prozent weniger Insekten als noch vor 30 Jahren. Dies hat unmittelbare Folgen für den Bestand der Feldvögel. Jener ist um etwa 65 Prozent zurückgegangen. Diese Zahlen seien alarmierend, so Kraus. Es ist Zeit etwas zu tun – die Unterschrift zum Volksbegehren sei ein erster Schritt. Der Kälte zum Trotz. (pm)

    Gartenbauer pro Volksbegehren

    Der Kreisverband für Gartenbau und Landespflege unterstützt das Ende Januar beginnende Volksbegehren „Rettet die Bienen“ vorbehaltlos. Aus Sicht des Kreisverbandes sollte dieses Volksbegehren unbedingt erfolgreich sein. Schließlich geht es bei den Bienen, wie bei allen anderen Insekten auch, um keine Gefühlsduselei. Es geht vielmehr um harte volkswirtschaftliche Zusammenhänge. Viele Menschen hätten laut Pressemitteilung in der heutigen Zeit zwar oft den Eindruck, dass die Versorgung mit Essen etwas Selbstverständliches ist. Dem ist jedoch, so die Vorsitzenden Leonhard Greck und Reinhold Sing nicht so. Otman Penkert als Vorsitzender der Gartenpfleger und Kreisfachberater Manfred Herian sehen dies ähnlich. Ohne ein mildes Klima, genügend Regen, gute Humusböden, ohne Bienen und Insekten, die Pflanzen, Obstbäume und Beerensträucher mit ihren Blüten bestäuben und befruchten, gäbe es kaum Ernten. In diesem Frühjahr bereits wird der Landkreis dafür werben, dass Blühstreifen angelegt werden (wir berichteten). Diese sollen mithelfen, die Lebensräume für Bienen und Insekten zu vergrößern. Diese Aktion dürfe kein „Strohfeuer“ sein oder nur eine kurzfristige Scheinaktivität werden. Eines muss aus Sicht des Kreisverbandes klar sein: An einer naturnahen Gestaltung der privaten Gartengrundstücke führe kein Weg vorbei, wenn es um die Lebensgrundlagen für Bienen und Insekten geht. In diesem Zusammenhang werben Greck und Sing bei allen Grundstückseigentümern, im Garten ein Stück „gewollter Unordnung“ zu belassen. Bei allem Verständnis für „gepflegte“ Grundstücke, die Bienen und Insekten brauchen Lebensräume mit Altholz, Steinhäufen, Hecken, Sträuchern, Trockenmauern und Grasflächen. (pm)

    Lesen Sie dazu auch den Kommentar Volksbegehren Artenvielfalt: Demokratie richtig leben.

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