Haben Sie schon mal Amaretto aus Zwetschgenkernen – einem Abfallprodukt – selbst gemacht? Brennnessel-Pralinen, kandierte Gänseblümchen oder einen Holunder-Balsamico probiert? Die 53-jährige Sophie Bösel sprüht vor Ideen. Kräuter und Pflanzen, sagt sie selbst, nehmen einen „sehr, sehr großen“ Platz in ihrem Leben ein. Seit Jahren ist die Ellgauerin auch für den Dillinger Kreisverband für Gartenbau und Landespflege auf Wiesen, in Wäldern, an Gewässern und in Seminarräumen unterwegs, um ihr Wissen weiterzugeben. Während die Veranstaltungen momentan auf null reduziert sind, entwickelt sich die Natur rasant weiter, ebenso wie Sophie Bösel.
Eine Lauterbacherin verlegt das Buch
Gerade hat sie ihr erstes Buch – „Meine Kräuter-Schatzkiste“ – veröffentlicht, schon arbeitet sie an der Fortsetzung. Bei ihren Veranstaltungen gibt sie den Menschen seit längerem eine kleine Zusammenfassung der wichtigsten Informationen zu den Pflanzen mit auf den Weg, um sich damit auch im Alltag zurechtzufinden. Vor einer offiziellen Buchveröffentlichung über einen Verlag samt Vermarktung schreckte sie bisher zurück. Bis Petra Böck auf sie zukommt. Die 57-jährige Lauterbacherin hat Sophie Bösel bei deren Kräuterveranstaltungen kennengelernt. Seit Jahren singen sie zudem gemeinsam im Chor des Lauterbacher Musicalprojekts. Böck selbst hat bereits drei Bücher zum Filzen und zur Strickgabel geschrieben und einen Eigenverlag zur Veröffentlichung gegründet. Eine wunderbare Fügung für beide Frauen.
Damit hat Sophie Bösel einen neuen Weg gefunden, ihrem Herzensweg weiter zu folgen – ihr über die vielen Jahre angeeignetes Wissen über die Pflanzenwelt zu vermitteln. „Das Buch enthält Pflanzen, die wir zwar oft kennen, über die wir jedoch nur sehr wenig wissen“, schreibt sie im Vorwort ihres Buches. „Vielfach wachsen sie vor unserer Haustüre und können so schnell und unkompliziert gesammelt und verwendet werden.“ Das Buch sei ein Anfang, weitere Pflanzen würden hoffentlich folgen: „Denn ich habe noch eine Menge zu erzählen!“
Los geht es mit Frühlingskräutern
Los geht es in der „Kräuter-Schatzkiste“ – wie in der Natur – mit den ersten Frühlingskräutern. Dem gelb blühenden Scharbockskraut, Knoblauchsrauke und Giersch, Löwenzahn und der zarten, nach rohen Maiskölbchen schmeckenden Vogelmiere. Auf jeweils einer Doppelseite listet sie auf, was sie ganz persönlich interessant an der jeweiligen Pflanze findet – aus botanischer, geschichtlicher, heilkundlicher und kulinarischer Sicht. Dass das Gänseblümchen beispielsweise nach einer Sage aus den Tränen Mariens auf der Flucht nach Ägypten entstanden ist, dass es unter anderem wundheilend, appetitanregend und hautklärend wirkt und sowohl Blätter als auch Blüten essbar sind. Die Tipps und Rezepte reichen von Dekos in Eiswürfeln und Drinks über süße und salzige Essensrezepte bis hin zu Tipps für Umschläge, Dampfbäder und Tees.
So wirkungsvoll, wohltuend und heilend Kräuter auch sein können, so sehr rät sie, gerade beim Essen langsam anzufangen: „Wildkräuter geben dem Körper eine solch geballte Kraft, an die er sich vielleicht erst gewöhnen muss.“
Als Kräuterpädagogin im Landkreis Dillingen unterwegs
Selbst als „Landkind“ aufgewachsen, interessierte sich Sophie Bösel schon als junge Frau und Mutter für Kräuter. Während sie als Bankkauffrau arbeitete, bildete sie sich parallel stetig weiter. Heute nennt sich die 53-Jährige Kräuterpädagogin, Volksheilkundlerin und Aromaexpertin. Bei der Bank arbeitet sie schon länger nicht mehr, dafür seit vergangenem Jahr in einem Altersheim. Hier hofft sie, ihre Kräuterschätze bald auch praktisch weitergeben zu können.
Neben den Senioren hat Bösel die Kinder im Blick, führte 2019 noch 2500 Buben und Mädchen durch Naturlehrgärten. „Die Nachfrage und das Interesse sind enorm groß“, merkt sie. Ihr liegt daran, altes Wissen effektiv in unsere Zeit zu bringen. So beschränkt sich die 53-Jährige bei ihren Rezepten grundsätzlich auf wenige Zutaten und schnell umzusetzende Arbeitsschritte. „Kreativ und wohlschmeckend“, diese beiden Aspekte stehen bei ihr im Fokus. Unheimlich gerne probiert sie aus, überrascht sich selbst und andere immer wieder mit neuen Kreationen. Die nimmt sie dann mit zu Vorträgen, Seminaren und Führungen. „Bei mir gibt’s immer was zu probieren“, sagt Sophie Bösel und bedauert, dass sie 2020 über 40 Veranstaltungen komplett hat absagen müssen.
Hinweise zum Sammeln und Aufbewahren der Kräuter
Umso mehr freut sie sich jetzt, mit dem Buch bei Menschen womöglich das Interesse an der Natur neu erwecken oder aufrechterhalten zu können. Am Ende des Buches fasst sie nochmals Hinweise zum Sammeln und Verarbeiten der Kräuter zusammen. Wann und wo man sie am besten sammelt. Wie sie zerkleinert und wo aufbewahrt werden sollten. Was im Hinblick auf die Natur zu beachten ist. Und welche Heilkräuter zu welchen Beschwerden passen.
Gleichzeitig weiß sie, dass das Beste und Wertvollste nicht in den Büchern steht, sondern sich in der Natur selbst findet. So freut sich die Kräuterpädagogin und Volksheilkundlerin über jede und jeden, der sich an der Natur erfreuen kann.
Erhältlich ist das Buch „Meine Kräuter-Schatzkiste“ von Sophie Bösel unter der ISBN 978-3-00-066228-7 zum Preis von 16,90 Euro in allen Buchhandlungen.
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