Startseite
Icon Pfeil nach unten
Dillingen
Icon Pfeil nach unten

Lauingen: Wechsel bei den Lauinger Hexen: Er hat Barbara Schwertgoschin erweckt

Lauingen

Wechsel bei den Lauinger Hexen: Er hat Barbara Schwertgoschin erweckt

    • |
    Symbolische Übergabe: Nach 20 Jahren hört Alexander Wild als Zunftmeister der Lauinger Hexen auf. Seine Nachfolgerin ist Michaela Roth.
    Symbolische Übergabe: Nach 20 Jahren hört Alexander Wild als Zunftmeister der Lauinger Hexen auf. Seine Nachfolgerin ist Michaela Roth. Foto: privat

    Da ist dieser ganz besondere Moment, wenn Alexander Wild in seinem Häs steckt, die rot-weiß gestreiften Strümpfe an den Beinen, und sich die unverkennbare Holzmaske über den Kopf zieht. „Da macht es Klick. Danach bist du ganz anders drauf.“ Dann ist Wild kein ganz normaler Bürger mehr, sondern eine Lauinger Hexe.

    Und Wild war noch mehr: 20 Jahre lang hatte er das Amt des Zunftmeisters inne, das er vor kurzem abgab. Grund genug, nachzufragen: Wie ist das so, als Chef eines Hexenhaufens? „Fast wie als ganz normaler Vorstand eines Vereins“, entgegnet Wild – aber eben nur fast. Wild organisierte mit seinem Team die 20 bis 25 Ausfahrten pro Jahr, plante den alle zwei Jahre stattfindenden Narrensprung in Lauingen und natürlich den Hexentanz. Das Urgestein der Hexen kommt in seiner knapp 30-jährigen Laufbahn auf mehr als 600 Auftritte. Ob ihm davon einer besonders in Erinnerung geblieben ist? „Mir ist jeder Narrensprung in Lauingen im Gedächtnis geblieben“, sagt Wild. Und eine Saison sei ganz besonders gewesen: Die 2014, als die Stadthalle gesperrt war und die Lauinger Narren in ein kurzfristig errichtetes Zelt umsiedelten. „Das war eine Monsterleistung. Da haben alle anderen Zünfte die Augen weit aufgerissen“, erzählt Wild stolz. Der schönste Moment sei aber der gewesen, als er den Ehrenhäsorden Goldschliff des Alemannischen Narrenrings erhielt. „Dazu gehört schon einiges. Den kriegt man nicht einfach so“, erzählt Wild.

    Das Hexenerwecken hat Alex Wild gemeinsam mit seinem Bruder ins Leben gerufen

    So manches hat sich in den vergangenen Jahrzehnten im Lauinger Fasching verändert – auch durch den Ex-Zunftmeister. Seit der letzten Saison etwa sind die Frühlingsnarren als feste Gruppe in der Fastnacht vertreten.

    Wild hat aber auch dazu beigetragen, die Erzählung rund um Barbara Schwertgoschin, die am Gumpigen Donnerstag traditionell für ihre Missetaten bestraft wird, abzurunden. Gemeinsam mit seinem Bruder rief Wild vor 14 Jahren das jährliche Hexenerwecken ins Leben, das inzwischen fester Bestandteil des Lauinger Faschingskalenders ist. „Uns fehlte in der Erzählung immer was. Am Gumpigen Donnerstag wird Barbara Schwertgoschin verbrannt, und im nächsten Jahr taucht sie dann plötzlich wieder auf“, erklärt er. Diese Lücke haben die Geschwister erfolgreich geschlossen. Als Zunftmeister, sagt Wild, waren ihm zwei Dinge besonders wichtig: Das Brauchtum zu leben und weiterzugeben und das saubere Auftreten der Hexen. „Es gibt Narrenzünfte, die wälzen sich mit ihrem Häs im Dreck. In Lauingen wollen wir das nicht.“

    Zum sauberen Auftritt gehöre aber noch mehr: „Keine Krawalle. Wenn es irgendwo hitzig wird, gehen wir aus dem Weg.“ Unter den aktuell über 70 Hexen seien auch ein paar dabei, die schlichtend eingreifen. „Das ist mir wichtig, dass das so bleibt.“

    Michaela Roth ist die erste Zunftmeisterin der Lauinger Hexen

    Dafür sorgen muss ab jetzt Michaela Roth. Sie hat das Amt der Zunftmeisterin von Alexander Wild übernommen – und das als erste Frau in der Geschichte der Zunft. „Das ist schon was Besonderes. Vor allem, wenn man die erste nach Alex ist“, sagt sie. Acht Saisonen war Roth bereits als Hexe dabei. „Ich bin nicht die ruhigste Person. Da passen die Hexen ganz gut“, erzählt sie lachend. Der Fasching sei für die 39-Jährige, die schon als Jugendliche als Hofnärrin und Tanzmariechen in Höchstädt aktiv war, eine Herzensangelegenheit. Deshalb habe sie auch das Amt der Zunftmeisterin übernommen.

    Die Zeiten sind jedoch alles andere als einfach: Die Besucherzahlen im Fasching gehen beständig zurück. Auch wenn viele Veranstaltungen nach wie vor hunderte Besucher, manchmal sogar tausende anlocken: Es waren eben auch schon einmal mehr. „Man merkt, wie man einfach noch mehr Werbung machen muss, damit die Leute kommen“, sagt Roth. Dabei biete gerade die Laudonia jedes Jahr ein hochwertiges Programm. Und auch die Pandemie macht die Situation nicht leichter. Die Saison 2020/21 wurde wegen Corona bereits abgesagt. Das trifft Roth als überzeugte Hexe besonders.

    Wie trotz Corona Brauchtum vermittelt werden soll

    Die ein oder andere Veranstaltung findet übrigens vielleicht doch statt, wenn auch anders als üblich. Am Gumpigen Donnerstag könnte etwa ein Kindernachmittag stattfinden, wenn es die Situation zulässt. „Das Brauchtum möchten wir schon vermitteln. Das gehört dazu“, erklärt Roth. Denn das ist ihr wichtig, genau wie ihrem Vorgänger.

    Auch Markus Hoffmann stellte sich nach acht Jahren im Zunftrat nicht mehr zur Wahl als Zunftschreiber und konnte Julia Deisenhofer zu ihrer Wahl gratulieren.

    Lesen Sie auch:

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden