Als Dirk Franz, der Geschäftsführer von Verotec, die Bühne in der neuen Logistikhalle betritt, erfährt die deutsche Nationalmannschaft gerade, gegen welche Teams sie bei der Fußballweltmeisterschaft 2018 antritt. Die Veranstaltung, zu der Verotec am Freitagabend geladen hat, hat gewisse Ähnlichkeiten mit einer Eröffnungsfeier, wie sie auch in Russland wieder auf vier Wochen Fußball einstimmen soll. Statt einer Weltmeisterschaft wird hier die neue Produktionshalle eingeweiht. International ist aber auch die Firma. „Verotec-Produkte werden weltweit verkauft“, erinnert Franz in seiner Rede. Nach Skandinavien, in den Nahen Osten, in die USA – dort sind Verotec-Akkustikplatten sogar im Presseraum des Weißen Hauses verbaut.
Die Show nach den Reden ist einer internationalen Eröffnung würdig. Ein Countdown zählt von zehn auf null, ehe eine bombastische Lasershow startet. Die Laser malen das Lauinger Ortsschild auf eine Leinwand, bilden dann eine Verotec-Leichtbauplatte. Die Bässe wummern durch die Halle, in der 170 Gäste Platz gefunden haben. Die Laser-Platte saust über die Leinwand, dazu bilden die Projektoren Bauwerke aus aller Welt, zu denen die Firma beigetragen hat. Dubai, New York, Graz – Lauingen ist in guter Gesellschaft. Inzwischen haben Nebelmaschinen den Raum mit Dunst gefüllt, die Laser drehen von der Leinwand ab und bilden Formen im dreidimensionalen Raum.
Kurz vor Weihnachten 2015 erhielt Verotec die Freigabe für die größte Einzelinvestition seiner Geschichte: 15,7 Millionen Euro. Der Spatenstich erfolgte im April 2016. Jetzt, kurz vor Weihnachten 2017, wird der Erweiterungsbau offiziell eröffnet. Verantwortlich für den Bau war die Firma Bendl aus Günzburg, unter Federführung von Stefan Wiedemann. „Es gab keine Überraschungen“, lobt Geschäftsführer Franz. „Wir sind voll im Plan, was Zeit und Budget angeht.“ Neu entstanden sind ein 1600 Quadratmeter großes Logistikzentrum, eine Produktionshalle, die 1450 Quadratmeter umfasst, und ein Multifunktionsgebäude mit Büros, Anwendungstechnik, Medienhaus und Sozialräumen. Um mehr als 10000 Quadratmetern hat sich die Firma im Industriegebiet im Lauinger Norden vergrößert. Zwar findet erst jetzt die Eröffnung statt – im Testbetrieb läuft die neue Produktionshalle aber schon seit Juli. Warum so eine Testphase nötig ist, erklärt Geschäftsführer Franz mit einer Fußballanalogie: „Wenn in einer Mannschaft alle neu sind, können die Spieler noch so teuer sein. Die müssen sich erst einspielen.“
Mit dem Erweiterungsbau kann Verotec seine Produktion fast verdoppeln. Schon 2016 hat das Unternehmen 1,25 Millionen Quadratmeter Leichtbauplatten produziert. Um den nächsten Fußball-Vergleich zu ziehen: Das entsprich der 175-fachen Größe des Rasens in der Augsburger WWK-Arena. Damit war das Werk ausgelastet. Das gehört der Vergangenheit an: Eine Million Quadratmeter zusätzlich können die Lauinger nun produzieren.
Von den fast 16 Millionen floss etwa die Hälfte in die neuen Gebäude. Die übrigen acht Millionen hat das Unternehmen in Maschinen investiert. „Es ist eine komplett neue Anlage“, sagt Franz. Bei der alten Anlage habe es noch viele Schritte gegeben, die Mitarbeiter händisch ausführten. Das soll jetzt automatisch ablaufen. Der Neubau schafft auch Arbeitsplätze. Allerdings verdoppeln sich die Stellen, auch wegen der Automatisierung, nicht analog zur Produktionsleistung. Die Hauptaufgabe der Mitarbeiter sei es nun, die Maschinen zu beherrschen. Außerdem wird die Produktion nicht auf einen Schlag verdoppelt, sondern langsam gesteigert. Die Investition soll schließlich einige Jahre lang wirken. Franz sagt: „Wenn es gleich ausgelastet wäre, müssten wir ja gleich noch einmal investieren.“
Lauingens Bürgermeister Wolfgang Schenk, dem Franz für die gute Zusammenarbeit dankt, sagt: „Natürlich unterstützen wir Investitionen hier am Gelände.“ Die Gewerbesteuer sei dabei zwar ein Aspekt, aber nicht der maßgebliche. „Im Vordergrund steht: Der Standort Lauingen wird gestärkt.“ Investiert wurde dort schon in den vergangenen Jahren. 2012 modernisierte die Firma die Anlagen der Linie 1 und 2, 2013 folgte dann Linie 3. 2014 und 2015 baute das Unternehmen eine Halle für die eigene Rohstoffproduktion. Die Vergrößerungen spiegeln sich auch in den Zahlen wider: 2012 lag der Umsatz noch bei 23,9 Millionen Euro, 2016 waren es 30 Millionen Euro.
In Anschluss an den offiziellen Teil der Eröffnung folgt die Betriebsweihnachtsfeier. In der Logistikhalle sind Buden aufgebaut, beinahe sieht es aus wie beim zeitgleich eröffneten Lauinger Weihnachtsmarkt. Und das Unterhaltungsprogramm beginnt. Dazu gehört ein Kickerturnier.